Giftige Pflanzen sind ein
Teil unserer Umwelt. Nur der richtige Umgang und die Kenntnis über das Aussehen
und die Gefahren können verhindern, dass
immer noch Vergiftungen mit tödlichen Ausgängen durch Pflanzen auftreten. In den
Statistiken der Giftnotrufzentralen nehmen Beratungen nach der Aufnahme von
Pflanzenteilen einen Stellenwert von ca. 10 % und damit den dritten Platz ein.
Prinzipiell ist zwischen der Nahrungsaufnahme (Ingestion) und der wirklichen Vergiftung (Intoxikation) zu differenzieren. Es ist sehr schwierig, die Pflanzen in verschiedene Gefährlichkeitsgrade einzuteilen, da die Stärke der Giftstoffe von einer Reihe von Punkten abhängig ist. So ist der Standort, das Klima, die Jahreszeit, das Alter und der Reifezustand der Pflanze sowie der aufgenommene Pflanzenteil ausschlaggebend für die Wirkungsstärke. Die Gestaltung von Gärten und die Auswahl Zimmerpflanzen haben bedeutenden Einflu ss auf Pflanzenvergiftungen.Vergiftungen mit Pflanzen bei Kindern beruhen zum größten Teil durch ein Ausprobieren der oft sehr stark gefärbten Beeren. Eine Liste zur möglichen Unterscheidung von Beeren ist als Anhang beigelegt. Ein schlechter Geschmack scheint kaum eine Einwirkung auf die Probierfreudigkeit zu haben. Bei den Erwachsenen liegen meist andere Gründe vor. Hierbei wären alternative Ernährungsversuche, Verwechslung mit pflanzlichen Nahrungsmitteln, Selbstmedikation durch Pflanzen, Suizidversuche und die Suche nach einer Ersatzdroge zu nennen. Insgesamt stellen Vergiftungen mit Pflanzen das ärztliche Personal und die MitarbeiterInnen des Rettungsdienstes vor eine schwierige Aufgabe. Für eine optimale Versorgung und die lückenlose Weiterführung der Therapie ist die Identifizierung der Pflanze eine Grundvoraussetzung. In nur sehr wenigen Fällen ist die Pflanze dem helfenden Personal selbst bekannt. Für Informationen können Giftnotrufzentralen, Botaniker und Biologen herangezogen werden. Der Giftnotruf in München verfügt über einen Giftpflanzen-Computer. Da eine telefonische Beschreibung von Pflanzen meist sehr schwierig ist, besteht durchaus die Möglichkeit die Pflanzenteile zu fotokopieren und per Telefax an die beratende Stelle zu schicken. Zur Identifizierung der Pflanze sind folgende Punkte ausschlaggebend:
Beschaffenheit, Farbe und Größe der Frucht (saftig, fleischig, fest) Anzahl der Kerne in der Frucht Anordnung der Früchte (einzeln, paarig, büschelig, gestielt, ungestielt) Beschreibung der Pflanze (niedriges Kraut, Strauch, Baum) Standort (Park, Hecke, Wiese, Wegrand, Garten, Wald) Anordnung, Form und Größe der Blätter (rundlich, oval, spitz, stachelig, gestielt, ungestielt, Einschnitte) Auf eine Weitergabe der deutschen Bezeichnung kann meist verzichtet werden, da in der Umgangssprache sehr viele Pflanzen den gleichen Namen haben. Bei Aufnahme von Pflanzenteilen mu ss als erstes die Sicherung der lebenswichtigen Funktionen im Vordergrund stehen. Als nächstes ist die Identifizierung der Pflanze zu erreichen. Das Warten auf Krankheitszeichen kann bei verschiedenen Pflanzen, z.B. bei Colchicum autumnale, der Herbstzeitlosen, lebensgefährliche Folgen haben, da es erst nach einer wirkungsfreien Zeit von 2 bis 6 Stunden zu der Entwicklung von Krankheitszeichen kommen kann. Entscheidend ist die Feststellung welche Pflanzenteile zu welcher Zeit aufgenommen wurden, sowie welches Alter der Patient hat und ob bereits Erbrechen eingetreten ist.Das Auslösen von Erbrechen ist nur dann durchzuführen, wenn keine medizinische Kohle zur Verfügung steht. Die medizinische Kohle sollte als wä ssrige Lösung verabreicht werden und kann durchaus eine Dosis von 1 g pro Kilogramm Körpergewicht des Patienten betragen.Bei Erbrechen ist das Erbrochene zu sicherzustellen. Als weitere mögliche Ursache für die Krankheitszeichen sollte aber immer auch an eine Lebensmittel- oder auch Insektizidvergiftung (Vergiftung mit Pflanzenschutzmitteln oder Schädlingsbekämpfungsmittel) gedacht werden. Im folgenden werden eine Auswahl von giftigen Pflanzen vorgestellt. Sie sind nach ihrem Vorkommen sortiert. Die Nomenklatur erfolgte nach Zander, Handwörterbuch der Pflanzennamen, 13. Auflage, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart, 1984. |
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