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Jodetten akut
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Jodetten® akut Henning

Wirkstoff: Kaliumiodid

Stoff- oder Indikationsgruppe: Schilddrüsentherapeutika

Bestandteile: 1 Tablette Jodetten® akut Henning enthält 130 mg Kaliumiodid, entspr. 100 mg Iodid; Talkum, hochdisperses Siliciumdioxid.

Anwendungsgebiete: Jodetten® akut Henning wird angewendet zur Iodblockade der Schilddrüse bei kerntechnischen Unfällen (Vorbeugung der Einlagerung von radioaktivem Iod (Iod 131 ) in die Schilddrüse.

Gegenanzeigen: Jodetten® akut Henning darf nicht angewendet werden bei:

  • Hyperthyreose jeglicher Genese,
  • bekannter Iodüberempfindlichkeit (diese ist sehr selten und darf nicht mit der häufigen Allergie gegenüber Röntgenkontrastmitteln verwechselt werden),
  • Dermatitis herpetiformis Duhring.

Nebenwirkungen: Bei der Anwendung von Jodetten® akut Henning zur Vorbeugung einer Einlagerung von radioaktivem Iod kann es in Einzelfällen zu einer iodbedingten Schilddrüsenüberfunktion kommen. Voraussetzung dafür sind in den meisten Fällen autonome Areale in der Schilddrüse. In seltenen Fällen kann eine nicht bekannte Iodallergie bei Einnahme von Iodtabletten erstmals manifest werden. Dabei können allgemeine allergische Erscheinungen und zusätzlich infolge vermehrter Schleimhautsekretion Jucken und Brennen in den Augen, Iodschnupfen, Reizhusten, Durchfälle und Kopfschmerzen infolge Sinusitis u. ä. Symptome auftreten. Besonders bei vorbestehender Dermatitis herpetiformis Duhring sind lebensbedrohliche Reaktionen möglich; auch eine Periarteriitis nodosa kann auftreten.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Thyreostatika, die wegen einer Hyperthyreose eingenommen werden müssen, zeigen eine verminderte Wirksamkeit bei gleichzeitiger Einnahme von Jodetten® akut Henning. Die thyreoidale Iodaufnahme wird kompetitiv gehemmt durch Substanzen, die über den gleichen ,,trapping‘‘-Mechanismus wie Iodid in die Schilddrüse eingeschleust werden (z. B. Perchlorat, das darüber hinaus die Rezirkulation von Iod innerhalb der Drüse hemmt), aber auch durch Substanzen, die selbst nicht transportiert werden wie Thiocyanat bei Konzentrationen über 5 mg/dl.

Dosierung:

Schwangere und Stillende: 1 Tablette (entsprechend 100 mg Iodid) muss in ca. 200 ml Flüssigkeit aufgelöst werden. Dies entspricht ungefähr der Größe eines normalen Trinkbechers. Der gesamte Inhalt muss getrunken werden. Diese Tabletteneinnahme hat 2 Tage zu erfolgen.

Altersgruppen:

13–45 Jahre: 1 Tablette (entsprechend 100 mg Iodid) muss in ca. 200 ml Flüssigkeit aufgelöst werden. Dies entspricht ungefähr der Größe eines normalen Trinkbechers. Der gesamte Inhalt muss getrunken werden. Die Häufigkeit der Einnahme wird von den zuständigen Behörden bestimmt.

3–12 Jahre: Diese Altersgruppe trinkt die Hälfte der Flüssigkeit (ca. 100 ml = 50 mg Iodid). 1 Tablette (entsprechend 100 mg Iodid) muss in ca. 200 ml Flüssigkeit aufgelöst werden. Dies entspricht ungefähr der Größe eines normalen Trinkbechers. Von der so zubereiteten Lösung gießen Sie die Hälfte weg. Die restliche Trinkmenge von 100 ml entspricht der erforderlichen Iodiddosierung für diese Altersgruppe. Die Häufigkeit der Einnahme wird von den zuständigen Behörden bestimmt.

1 – 36 Monate: Diese Altersgruppe trinkt 1/4 der Flüssigkeit (ca. 50 ml = 25 mg Iodid). 1 Tablette (entsprechend 100 mg Iodid) muss in ca. 200 ml Flüssigkeit in einer handelsüblichen Trinkflasche für Säuglinge oder einem normalen Trinkbecher aufgelöst werden. Von der so zubereiteten Lösung gießen Sie die überschüssige Menge bis auf den Rest von 50 ml (das entspricht 1/4 der Flüssigkeitsmenge) weg. Die restliche Trinkmenge von 50 ml entspricht der erforderlichen Iodiddosierung für diese Altersgruppe. Die Häufigkeit der Einnahme wird von den zuständigen Behörden bestimmt.

< 1 Monat: Diese Altersgruppe trinkt 1/8 der Flüssigkeit (ca. 25 ml = 12,5 mg Iodid). 1 Tablette (entsprechend 100 mg Iodid) muss in ca. 200 ml Flüssigkeit in einer handelsüblichen Trinkflasche für Säuglinge aufgelöst werden. Von der so zubereiteten Lösung gießen Sie die überschüssige Menge bis auf den Rest von 25 ml weg. Die restliche Trinkmenge von 25 ml entspricht der erforderlichen Iodiddosierung für diese Altersgruppe. Die Häufigkeit der Einnahme wird von den zuständigen Behörden bestimmt.

> 45 Jahre: Keine Tabletteneinnahme erforderlich.

Art der Anwendung: Jodetten® akut Henning-Tabletten sollen zur Vermeidung von Magenbeschwerden nicht auf nüchternen Magen eingenommen werden. Die Tabletten müssen vor der Einnahme in reichlich Flüssigkeit (ca. 200 ml) aufgelöst werden, damit eventuelle Magenschleimhautreizungen vermieden werden. Durch die Iodblockade mit Dosen in der Größenordnung von 100 mg Iodid und darüber kommt es zu einer Verminderung der Aufnahme des radioaktiven Iods in die Schilddrüse um den Faktor 90 und darüber, vorausgesetzt, dass die Tabletten rechtzeitig eingenommen werden. Die Iodtabletten sollten möglichst schon vor der Aufnahme des radioaktiven Iods eingenommen worden sein. Eine befriedigende Blockade ist auch dann noch zu erreichen, wenn die Aufnahme des Radioiods weniger als zwei Stunden zurückliegt. Die Verweildauer radioaktiven Iods im Körper wird sogar noch einige Stunden nach dessen Aufnahme durch Iodtabletten verkürzt. Eine erstmalige Anwendung sollte jedoch nicht später als einen Tag nach Aufnahme von radioaktivem Iod erfolgen, da sonst dessen Ausscheidung verzögert wird.

Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel:

Iodinduzierte Hypothyreose: Die Zufuhr sehr hoher Dosen von Iodid kann zu Haut- und Schleimhautreizungen (z. B. Gastroenteritis) führen. Bei bedrohlichen Beschwerden sind Magenspülungen und evtl. anschließende Gaben einer isotonischen Natriumsulfatlösung als Laxans angezeigt.

Iodinduzierte Hyperthyreose: Absetzen des Iods, Ausgleich der Stoffwechsellage durch Schilddrüsenhormone.

Iodinduzierte Hypothyreose: Dies ist strenggenommen keine Überdosierung, da die Hyperthyreose auch durch Iodmengen ausgelöst werden kann, die in anderen Ländern physiologisch sind. Die Behandlung sollte der Verlaufsform der Hyperthyreose entsprechen: Milde Formen erfordern u. U. keine Behandlung, ausgeprägte Formen eine thyreostatische Therapie (die allerdings nur verzögert wirksam ist). In schwersten Fällen (thyreotoxische Krise) sind Intensivtherapie, Plasmapherese oder Thyreoidektomie angezeigt.

Pharmakologische Eigenschaften: Die Wirkungen, die exogen zugeführtes Iod auf den menschlichen Organismus hat, sind abhängig von der täglich zugeführten Iodmenge, der Art des Iodpräparates sowie vom Zustand der Schilddrüse (gesundes Organ, latente oder manifeste Erkrankung). Pharmakologisch wirksame Ioddosen (über 1 mg/Tag) können folgende Wirkungen auslösen:

  1. Wolff-Chaikoff-Effekt. Iodexzeß führt zu einer Hemmung der intrathyreoidalen Iodorganifizierung. Bei Persistenz dieses Iodüberschusses wird die Hemmung abgelöst von einer Reduktion der Iodaufnahme. Persistiert unter pathologischen Bedingungen der Wolff-Chaikoff-Effekt, so kommt es zur Hypothyreose und zur Strumabildung.
  2. Reduktion des intrathyreoidalen Iodumsatzes und der Kolloidproteolyse und damit Verminderung der Hormonfreisetzung. Dieser Effekt ist bei Hyperthyreose besonders ausgeprägt und (speziell bei immunogenen Hyperthyreoten) von einer Reduktion der Durchblutung und Größenabnahme sowie Verfestigung des Organs begleitet.

Toxikologische Eigenschaften:

Mutagenes und tumorerzeugendes Potential: Studien zum mutagenen und kanzerogenen Potential sind nicht bekannt. Hinweise, die für solche Eigenschaften von Iod und Iodid sprechen, existieren nicht.

Reproduktionstoxizität: Aus tierexperimentellen Versuchen liegen keine Hinweise auf teratogene Effekte vor. Iod ist plazentagängig und kann in sehr hoch dosierter Gabe an die Schwangere beim Feten zu Hypothyreosen und/oder Strumen führen. Iodid wird in der Muttermilch konzentriert und sezerniert. Bei Gabe in sehr hoher Dosierung besteht für Säuglinge die Gefahr einer Hypothyreose. Durch die zeitliche Begrenzung der Anwendung von Kaliumiodid-Tabletten bei Schwangeren und Stillenden auf max. 2 Tage wird den möglichen Gefahren für Fetus oder Säugling entgegengewirkt.

Pharmakokinetik: Iod wird normalerweise über den Magen-Darm-Trakt zugeführt, jedoch auch perkutan und aus Körperhöhlen aufgenommen. Dies ist speziell bei unbeabsichtigter medikamentöser Iodzufuhr zu beachten. Anorganisches Iod wird im Dünndarm zu nahezu 100 %, perkutan jedoch gering und unkontrolliert resorbiert. Das Verteilungsvolumen beim Gesunden beträgt im Mittel etwa 23 Liter (38 % des Körpergewichtes). Der Serumspiegel von anorganischem Iod liegt normalerweise zwischen 0,1 und 0,5 µg/dl. Im Organismus wird Iodid von der Schilddrüse und von anderen Geweben wie Speicheldrüsen, Brustdrüse und Magen angereichert. Das intrathyreoidal gespeicherte Iod hat eine Halbwertszeit von 7 Wochen. Im Speichel, im Magensaft und in der Milch beträgt die Iodidkonzentration etwa das Dreißigfache der Plasmakonzentration. Die Iodausscheidung im Urin, meist in µg/g Kreatinin angegeben, dient als Gradmesser der Iodversorgung, da sie im Gleichgewichtszustand in Relation zur täglichen Iodzufuhr mit der Nahrung steht.

Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit: Schwangere und Stillende erhalten die gleiche Dosis Jodetten® akut Henning wie Jugendliche und Erwachsene. Die Dauer der Einnahme soll sich bei Schwangeren und Stillenden auf zwei Tage beschränken.

Anwendung von Jodetten® akut Henning bei Patienten > 45 Jahre: Wegen des im Iodmangelgebiet Deutschland mit zunehmendem Alter häufigeren Auftretens einer funktionellen Autonomie der Schilddrüse und des dadurch erhöhten Risikos von Nebenwirkungen der Iodblockade sowie des mit steigendem Lebensalter stark abnehmenden Risikos eines strahleninduzierten Schilddrüsenkarzinoms wird die Iodblockade bei Personen, die über 45 Jahre alt sind, nicht empfohlen.

Besondere Vorsichtshinweise für den Gebrauch von Jodetten® akut Henning:

  • Patienten, die bereits mit Thyreostatika behandelt werden, müssen diese Behandlung fortführen und in kurzen Abständen ärztlich untersucht werden.
  • Iodgaben sollten bei Verdacht auf ein Schilddrüsenkarzinom grundsätzlich vermieden werden.
  • Die Gabe von Iodid in so großen Mengen kann eine geplante Radioiodtherapie unmöglich machen. Ebenso kann die Schilddrüsendiagnostik beeinflusst werden und so zu Irrtümern führen. Dies gilt besonders für Schilddrüsenszintigramme und für Iodstoffwechselstudien, aber auch für den TRH-Test.
  • Patienten mit Dermatitis herpetiformis Duhring und einer echten Iodallergie (Allergien gegen Röntgenkontrastmittel sind häufig keine Iodallergien, sondern Allergien gegenüber dem Kontrastmittel als solchem) dürfen sich nicht an der Iodprophylaxe beteiligen. Da das Ausmaß der Reaktionen im Einzelfall nicht vorhersehbar ist, muss das langfristige und unbestimmte Risiko einer Strahleneinwirkung auf die Schilddrüse geringer eingeschätzt werden als die sofortigen und möglicherweise schweren Folgen einer allergischen Reaktion.
  • Durch die Gabe von hohen Iodmengen kann eine Größenzunahme der Schilddrüse verursacht werden, die eine bereits bestehende höhergradige Einengung der Luftröhre verschlimmert.
  • Bei unbehandelten autonomen Arealen besteht die Gefahr einer Hyperthyreose, schlimmstenfalls die Provozierung einer thyreotoxischen Krise. Daher sollten auch in diesen Fällen keine Iodtabletten eingenommen werden.

Dauer der Haltbarkeit: Die Haltbarkeit der Jodetten® akut Henning-Tabletten beträgt 4 Jahre. Sie dürfen nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.

Packungsgrößen: Jodetten® akut Henning Packungen mit 10 Tabletten

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Stand: 21. Oktober 2007

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