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Mercuval
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Mercuval®

Wirkstoff: Dimercaptopropansulfonsäure-Natriumsalz (DMPS)

Stoff- oder Indikationsgruppe: Antidot

Bestandteile: 1 Kapsel enthält: 100 mg 2,3-Dimercaptopropan-1-sulfonsäure, Natriumsalz; Mikrokristalline Cellulose, Magnesiumstearat, Talkum, hochdisperses Siliciumdioxid, Gelatine, Titandioxid (E 171)

Anwendungsgebiete: Klinisch manifeste, chronische und akute Vergiftungen mit Quecksilber (anorganische und organische Verbindungen, Dampf, metallisches Quecksilber), chronische Vergiftungen mit Blei.

Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen DMPS

Nebenwirkungen: Gelegentlich können Schüttelfrost, Fieber oder Hautreaktionen vermutlich allergischer Natur, wie Juckreiz, Exantheme oder Rash, auftreten, die nach Absetzen der Therapie in der Regel reversibel sind. In Einzelfällen sind schwere allergische Hauterscheinungen, z. B. Erythema exsudativum multiforme, beschrieben worden. Vor allem bei länger andauernder Anwendung kann DMPS den Mineralstoffhaushalt, insbesondere der Elemente Zink und Kupfer, beeinflussen. Durch die Gabe von DMPS erfolgt eine Mobilisierung des aufgenommenen Quecksilbers im Körper. In Einzelfällen können dadurch die klinischen Symptome der Quecksilbervergiftung ausgelöst werden. In Einzelfällen kann eine Erhöhung der Transaminasen festzustellen sein. In extrem seltenen Fällen können kardiovaskuläre Reaktionen auftreten, die sich in Blutdruckabfall, Übelkeit, Schwindel und Schwäche äußern.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Mercuval® (DMPS) sollte nicht gleichzeitig mit Mineralstoff-Präparaten eingenommen werden, da eine eventuelle DMPS-Mineralstoff-Chelatbildung bereits im Darm zu einem Wirkungsverlust von Mercuval® (DMPS) führen kann. Aus gleichem Grunde soll Mercuval® mindestens 1 Stunde vor den Mahlzeiten eingenommen werden. Die gleichzeitige Einnahme von Mercuval® mit (Aktiv-)Kohle-Präparaten sollte vermieden werden.

Dosierung: Die Dosierung richtet sich in jedem Falle nach Art und Schwere der Vergiftung. Bei akuten Vergiftungen soll die orale Dosierung anfangs 12 – 24mal 1 Kapsel Mercuval® alle 1 – 2 Stunden betragen, entsprechend einer Tagesdosis von 1,2 – 2,4 g DMPS. Bei chronischen Vergiftungen wird in der Regel 3 – 4mal 1 Kapsel Mercuval®, gleichmäßig über den Tag verteilt, eingenommen. Bei Bedarf kann die Dosierung erhöht werden.

Hinweise: Die Therapie von Vergiftungen mit Mercuval® (DMPS) schließt andere Maßnahmen zur Therapie von Vergiftungen, wie Magenspülungen, Dialyse, Plasmaaustausch usw., nicht aus.

Die länger dauernde Therapie sollte unter regelmäßiger Kontrolle der Urinausscheidung des toxischen Metalls und der essentiellen Spurenelemente erfolgen.

Art und Dauer der Anwendung: Mercuval® Kapseln sollen mindestens 1 Stunde vor einer Mahlzeit mit etwas Wasser (keine Milch!) eingenommen werden. Die kurze Halbwertszeit im Körper macht eine regelmäßige Einnahme in gleichen Zeitabständen notwendig.

Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel: Bei Überdosierung kann es zu kardiovaskulären Reaktionen kommen, die bei Dosisreduktion und / oder Unterbrechen der Therapie im allgemeinen reversibel sind.

Pharmakologische Eigenschaften: DMPS ist ein Komplexbildner aus der Gruppe der Alpha-Dithiole, der eine hohe Affinität zu vielen Schwermetallen hat und mit diesen stabile, wasserlösliche Komplexe (Chelate) bildet. Da diese Metallchelate besser ausgeschieden werden als das jeweilige Metall selbst, fördert DMPS die Elimination vor allem der im Extrazellulärraum vorhandenen Metalle. Die Ausscheidung erfolgt dabei vorwiegend über die Niere mit dem Urin. Bereits die Bindung der Metalle in den DMPS-Chelaten bewirkt eine Reduktion der Toxizität des Metalls, da das gebundene Metall nicht mehr für die Bindung an z. B. Enzyme verfügbar ist. Als Chelatbildner kann DMPS auch zu einer Veränderung des Mineralstoffhaushaltes führen, besonders von Zink und Kupfer. Eine sekundäre Beeinflussung von metallhaltigen Enzymen wurde für die Kininase, nicht aber für die Superoxiddismutasen nachgewiesen.

Toxikologische Eigenschaften: Die akute LD50 wurde in Abhängigkeit von der Tierspezies mit 1 – 2 g/kg Körpergewicht bestimmt. Bei Injektion hoher Dosen traten insbesondere kardiovaskuläre Reaktionen mit Blutdruckabfall in den Vordergrund. Die kumulative LD50 betrug rund 6,5 g/kg Körpergewicht.

In den Untersuchungen zur chronischen Toxizität an Ratten mit täglicher Gabe von 150 mg/kg Körpergewicht wurden keine bedeutsamen Änderungen der hämatologischen und biochemischen Untersuchungen der Organe festgestellt.

Im Ames-Test zeigte DMPS keine mutagenen Effekte. Daten zur Kanzerogenität liegen nicht vor.

Pharmakokinetik: Unabhängig von der Dosierung wurde nach intravenöser Injektion die höchste Konzentration von DMPS im Plasma und in den Nieren festgestellt; höhere Konzentrationen traten auch in der Haut auf. In den übrigen Organen, insbesondere im Gehirn, waren nur sehr geringe Konzentrationen zu finden. Die Verteilung soll vorwiegend extrazellulär erfolgen. Beim Hund wurde ein Verteilungsvolumen von 160 ml/kg Körpergewicht ermittelt. Wie in In-vitro-Experimenten an humanen Erythrozyten nachgewiesen wurde, kann DMPS aber auch intakte Zellmembranen, vermutlich durch aktiven Anionentransport, durchqueren. Im Plasma soll DMPS zu 70 % (Hund) bis 90 % (Mensch) locker an Protein gebunden vorliegen. DMPS wird kaum metabolisiert. Ein Teil wird unverändert, ein Teil als azyklische Polysulfide und zyklische Disulfide ausgeschieden. Daneben kann DMPS zu einem geringen Anteil in Komplexen mit endogenen Metallen vorliegen.

Bioverfügbarkeit: Die Resorption von oral verabreichtem DMPS, vermutlich durch passive Diffusion, erfolgt rasch. Beim Hund wurde das Konzentrationsmaximum nach 30 bis 40 Minuten erreicht. Die Resorptionsrate betrug 30 % (Affe) bis 60 % (Hund). Nach subkutaner Verabreichung wurde am Kaninchen nach 30 Minuten das Konzentrationsmaximum gemessen. Die Ausscheidung von DMPS erfolgt rasch. Die Eliminationshalbwertszeit wurde mit 19 (Ratte) bis 40 (Hund) Minuten angegeben. Die Plasma-Clearance beim Hund betrug 2,6 ml/min · kg Körpergewicht. Nach wiederholter Applikation beim Kaninchen wurde keine Akkumulation von DMPS beobachtet.

Sonstige Hinweise: DMPS (Mercuval® Kapseln) zeigte keine teratogenen Effekte in den tierexperimentellen Untersuchungen. Obwohl Erfahrungen am Menschen bisher nicht vorliegen, müssen Schwangere von der DMPS-Therapie nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden, wobei sorgfältig abgewogen werden sollte zwischen dem Risiko der Vergiftung und dem Risiko einer medikamentösen Behandlung. Im Falle der Behandlung von Schwangeren mit DMPS sollten die Mineralstoffspiegel, insbesondere der Zinkspiegel, genau überwacht werden, denn es ist bekannt, dass durch einen Chelatbildner verursachter Zinkmangel seinerseits teratogen wirken kann. Bei Vorliegen von Schwermetall-Vergiftungen sollte grundsätzlich nicht gestillt werden. Es gibt Hinweise dafür, dass DMPS auch geeignet ist zur Steigerung der Elimination bei Vergiftungen mit Arsen (ausgenommen Vergiftungen mit Arsenwasserstoff), Kupfer, Antimon, Chrom, Kobalt.

Dauer der Haltbarkeit: 5 Jahre

Besondere Lager- und Aufbewahrungshinweise: Vor Feuchtigkeit und erhöhten Temperaturen schützen.

Darreichungsformen: Originalpackungen mit 3 N 1 und 9 N 1 Kapseln.

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Stand: 21. Oktober 2007

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