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Antabus 0,1 Dispergetten Antabus 0,5 Dispergetten Wirkstoff: Disulfiram Stoff- oder Indikationsgruppe: Tetraethylthiuramdisulfid, Alkoholentwöhnungsmittel Bestandteil:
Anwendungsgebiete: Alkoholabusus und Alkoholabhängigkeit Hinweis: Die Verabreichung von Antabus muss in ein therapeutisches Gesamtkonzept eingebettet sein, wobei der Patient voll über Wirkung und Risiken informiert sein muss. Die Verabreichung ohne Wissen des Alkoholkranken ist eine strafbare Körperverletzung. Die Regelmäßigkeit der Einnahme muss durch Verabreichung unter Aufsicht verifiziert werden, weil ein hoher Prozentsatz der Patienten Antabus nicht von sich aus einnimmt. Gegenanzeigen: Absolute Gegenanzeigen: koronare Herzkrankheit, schwerwiegende Herzrhythmusstörungen, klinisch manifeste Kardiomyopathien, zerebrale Durchblutungsstörungen, fortgeschrittene Arteriosklerose, Ösophagusvarizen, 1. Trimenon der Schwangerschaft, Thyreotoxikose. Relative Gegenanzeigen: vorbestehende, nicht alkoholbedingte Depressionen und Psychosen, schwere Hypotonie, dekompensierte Leberzirrhose, Arzneimittelabusus und -abhängigkeit (aktuell), Polyneuropathie, Asthma bronchiale. Verwendung bei Schwangerschaft und Laktation: Bei Verabreichung von Antabus im ersten Drittel der Schwangerschaft sind Missbildungen und Schädigungen beim Kind beobachtet worden. Zwar ist unklar, ob ein kausaler Zusammenhang mit Antabus besteht oder ob ein Azetaldehydsyndrom die Ursache war. In jedem Fall wird von der Anwendung während der Schwangerschaft abgeraten. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass exzessiver Alkoholkonsum selbst während der ganzen Schwangerschaft zu Missbildungen und Schädigungen führen kann. Über die Verwendung bei stillenden Müttern ist nichts bekannt. Aus prinzipiellen Überlegungen wird jedoch von der Verwendung bei dieser Patientengruppe abgeraten (Möglichkeit des Überganges der Substanz oder ihrer Abbauprodukte in die Muttermilch mit ungewisser Wirkung auf das Kind). Auch Alkohol geht über die Muttermilch auf das Kind über. Nebenwirkungen: Nebenwirkungen sind von einem Azetaldehydsyndrom abzugrenzen. Erstere treten auch ohne Alkoholrückfall auf, letzteres nicht. In Zweifelsfällen kann durch eine Alkoholbestimmung im Blut, Urin oder Atemluft zwischen beiden unterschieden werden. Als substanzeigene Nebenwirkungen treten Müdigkeit, unangenehmer Mund- oder Körpergeruch und Blutdruckabfall auf. Schweregefühl im Kopf und diffuse Oberbauchbeschwerden treten bei etwa 10 % der Patienten auf. Selten kommt es zu Anstiegen von Transaminasen oder alkalischer Phosphatase, zu Kopfschmerzen, Obstipation oder Diarrhoe. Ebenfalls selten treten Allergien, Polyneuropathien, Optikusneuropathien auf. Psychosen (Depressionen, Verwirrtheitszustände, maniforme Psychosen und paranoid-halluzinatorische Psychosen) kommen selten vor; sehr selten sind schwere Ataxien und Dysarthrien. Die letzteren Nebenwirkungen sprechen für eine Überdosierung. In Einzelfällen wurden im Zusammenhang mit der Antabus-Therapie schwere metabolische Störungen, wie Laktat-Azidose beschrieben, die meist mit akut auftretender Hyperventilation (Hyperpnoe), Übelkeit, Bauchschmerzen, Zyanose, Schwächegefühl, Müdigkeit, Somnolenz bis zur Bewusstlosigkeit einhergehen kann. Beim Auftreten solcher Symptome sollte an die Möglichkeit einer Laktat-Azidose gedacht und entsprechende Untersuchungen (Serum-Laktat-Spiegel, ggf. Blut-Gas-Analyse) eingeleitet werden. Besondere Vorsichtshinweise für den Gebrauch: Aus pharmakologischen Erwägungen ist bei Patienten mit extrapyramidal-motorischen Störungen eine Verschlechterung der Symptome möglich, dann sollte Antabus abgesetzt werden. Bei Patienten mit zerebralen Krampfanfällen (ausgenommen Alkoholentzugskrampfanfällen) ist zu berücksichtigen, dass Antabus die Krampfschwelle senken kann. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Antabus führt zu einer Unverträglichkeit aller alkoholhaltigen Getränke, Speisen und Arzneimittel (ab einer aufgenommenen Menge von 3 g reinen Alkohols). Paraldehyd führt unter Antabus zu schweren Komplikationen (Azetaldehydsyndrom). Bei gleichzeitiger Gabe oraler Antidiabetika, vor allem aus der Gruppe der Biguanide, kann in Einzelfällen die Entstehung einer Laktat-Azidose begünstigt werden. Ebenso ist nicht auszuschließen, dass bestimmte Antibiotika und Antidiabetika die Antabus-Wirkung verstärken. Die Wirkung zahlreicher Arzneimittel, die in der Leber abgebaut werden, kann durch Antabus verlängert und verstärkt werden. Bekannt ist dies für Phenytoin, orale Antikoagulantien, Diazepam und Chlordiazepoxid. Die Kombination von Isoniazid und Antabus führt häufiger zu Psychosen als jede Substanz für sich. Auch die Kombination von Antabus und Metronidazol soll Psychosen verursachen können. Das Azetaldehydsyndrom wird durch gleichzeitig gegebene Antihistaminika, Neuroleptika (Phenothiazine und Thioxanthene) und Tranquillantien unvorhersehbar abgeschwächt oder aufgehoben. Warnhinweise: Jeder mit Antabus behandelte Patient muss eindringlich auf das Risiko des Alkoholgenusses unter der Substanz hingewiesen werden, wobei auch auf die Möglichkeit eines Todesfalles aufmerksam gemacht werden sollte. Vor allem muss der Patient auf die Gefahr eines vital bedrohlichen Azetaldehydsyndromes hingewiesen werden, wenn er nach einsetzender Reaktion weitertrinkt. Wichtigste Inkompatibilitäten: Schwermetalle und oxydierende Stoffe. Dosierung mit Einzel- und Tagesgaben: Soweit nicht anders verordnet, werden, um einen schnellen Effekt zu erreichen, am 1. Tag 1 –3 Antabus 0,5 Dispergetten (0,5 – 1,5 g Disulfiram), am 2. Tag 1 –2 Antabus 0,5 Dispergetten (0,5 – 1,0 g Disulfiram) und am 3. Tag 1 Antabus 0,5 Dispergette verabreicht. Vom 4. Behandlungstag an wird im allgemeinen die Dosis auf 0,2 – 0,4 g Disulfiram pro Tag begrenzt. Hierfür stehen Antabus 0,1 Dispergetten zur Verfügung. Die Höchstdosis sollte jedoch 1 Antabus 0,5 Dispergette (0,5 g Disulfiram) pro Tag nicht überschreiten. Auch die Verabreichung von 2 – 4 Antabus 0,5 Dispergetten (1,0 – 2,0 g Disulfiram) wöchentlich unter ärztlicher Kontrolle ist wegen der langen Wirkungsdauer möglich. Art und Dauer der Anwendung: Man lässt die Tabletten in einem Glas Wasser zerfallen und nimmt die Dosis auf einmal ein. Antabus Dispergetten zeichnen sich durch schnelle Zerfallbarkeit aus. Die Einnahme kann morgens oder bei Auftreten von Müdigkeit abends erfolgen. Die Behandlung muss so lange fortgesetzt werden, bis Alkoholabstinenz auch ohne medikamentöse Unterstützung erwartet werden kann. Die Wirkung endet i. a. 1 – 4 Tage nach der letzten Einnahme, kann aber bei disponierten Patienten bis zu 14 Tage anhalten. Die Notwendigkeit eines Trinkversuchs nach schneller Aufsättigung wird widersprüchlich beurteilt. Soll ein Trinkversuch durchgeführt werden, muss der volle Disulfiram-Effekt erreicht sein. Dann können 0,1 – 0,5 g/kg Alkohol oral verabreicht werden. Danach setzt binnen 8 – 15 Min. ein Azetaldehydsyndrom ein, das 30 – 120 Min. dauern kann. Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel: Bei Einnahme von Überdosen ist derzeit nur eine symptomatische Therapie je nach klinischem Bild möglich. Hierbei muss die verlängerte Eliminationshalbwertzeit zahlreicher Pharmaka unter Antabus beachtet werden. Die Bestimmung der Plasmakonzentration von Antabus oder seiner Metaboliten ist ohne Informationswert über die Schwere der Intoxikation, da damit das Ausmaß der Aldehydrogenasehemmung nicht erfaßt werden kann. Bei akut aufgetretener Hyperpnoe, Müdigkeit, Schwäche und / oder Somnolenz sollte an die Möglichkeit einer Laktat-Azidose gedacht und entsprechende Untersuchungen eingeleitet werden. Bei der Laktat-Azidose, die mit erniedrigtem Blut-pH-Wert, und erhöhtem Serum-Laktat-Spiegel einhergeht, handelt es sich um ein lebensbedrohliches Krankheitsbild, das strengster Überwachung bedarf. Die Behandlung erfolgt über Natriumbikarbonat-Infusionen unter engmaschiger Kontrolle der Blutgas- und pH-Werte. Cave: Es muss beachtet werden, dass Disulfiram-Wirkungen und -Nebenwirkungen durch die irreversible Hemmung des Enzyms ALDH auch nach dem Therapieabbruch bis zu 14 Tage anhalten. Patienten mit schwerwiegenden Reaktionen sollten daher — auch nach der ersten klinischen Besserung — mehrere Tage beobachtet werden. Dies gilt im besonderen Maße, wenn eine Überdosierung vorlag. Bei Schock-Symptomatik ist die Gabe von Antihistaminika oder L-Ascorbinsäure wenig zuverlässig. In jedem Fall sind Flachlagerung in Seitenlage und die intravenöse Infusion von Plasmaexpandern oder Elektrolytlösungen ratsam. Andere Symptome, z. B. Grandmal-Anfälle und Herzrhythmusstörungen, müssen symptomatisch behandelt werden. Pharmakologische und toxikologische Eigenschaften: Disulfiram ist ein Aldehyddehydrogenasehemmstoff, mit dessen Hilfe eine Alkoholunverträglichkeit erzeugt werden kann. Die Substanz hemmt hepatische und andere Aldehyddehydrogenasen, vor allem solche mit niedriger Affinitätskonstante für Azetaldehyd. Die Hemmung ist irreversibel, sie wird erst durch die Neusynthese des Enzyms beendet. Die Hemmung wird zumindest teilweise durch Metaboliten verursacht. Einer dieser Metaboliten ist Schwefelkohlenstoff. Die Alkoholunverträglichkeit hält nach der letzten Dosis bis zu 14 Tagen an. Unter der Wirkung von Disulfiram führen bereits kleine Alkoholmengen zu einer subjektiv unangenehmen Reaktion, dem Azetaldehydsyndrom. Es ist gekennzeichnet durch Gesichtsrötung, warme Haut, Palpitationen, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhöen, Parästhesien, Schläfrigkeit, Atemnot, Reifengefühl um den Thorax, Tachykardie, Blutdruckanstieg und Blutdruckabfall, Schwindel, pochenden Kopfschmerz. Nicht bei allen Patienten unter Disulfiram tritt ein Azetaldehydsyndrom auf, wenn sie Alkohol trinken. Disulfiram ist eine schwach gelbliche, geruchlose, kristalline Substanz vom Schmelzpunkt 70°C. Die Löslichkeit in Wasser bei Raumtemperatur ist sehr gering: 0,3 mg/ml. Nach oraler Gabe wird Disulfiram rasch und nahezu vollständig resorbiert. Es verteilt sich in hohem Maße im Fettgewebe, besonders im Skelettmuskel. Disulfiram wird im Organismus rasch zu Diethyldithiocarbamat reduziert, das dann teilweise zu Diethyldithiocarbamatmethylester metabolisiert wird. Weitere Metaboliten sind Diethylamin und Kohlenstoffdisulfid (Schwefelkohlenstoff) sowie Konjugate mit aktivierter Glukuronsäure. Innerhalb von 24 Stunden werden mehr als 50 % der oral zugeführten Substanz und ihrer Metaboliten eliminiert. Über 90 % der Substanz werden nach oraler Gabe innerhalb von drei Tagen renal als Diethyldithiocarbamat und dessen Glukuronid sowie in geringem Maß pulmonal als Schwefelkohlenstoff ausgeschieden. Die Wirkung überdauert jedoch die Anwesenheit des Disulfirams und seiner Metaboliten, weil die irreversibel gehemmte Aldehyddehydrogenase erst neu synthesiert werden muss. Die Messung der Plasmakonzentration von Disulfiram oder seiner Metaboliten zur Therapiekontrolle ist ohne Informationswert. Im Rahmen von Compliance-Untersuchungen kann der qualitative Nachweis in Blutzellen oder Haarbälgen vorgenommen werden. Die Wirkung zahlreicher Arzneistoffe, die durch Cytochrom P-450 metabolisiert werden, kann durch Disulfiram verlängert und verstärkt werden, weil es auch eine Affinität zur mischfunktionellen Oxygenase besitzt. Bekannt ist dies für Phenytoin, orale Antikoagulantien, Diazepam und Chlordiazepoxid. Sonstige Hinweise: Die Antabus Dispergetten-Behandlung darf nur unter der Leitung eines Arztes durchgeführt werden. Zu Beginn der Behandlung darf der Patient nicht unter Alkohol stehen. Vor Alkoholgenuss in jeder Form muss mit Nachdruck gewarnt werden. Dies gilt während und auch noch bis zu 14 Tage nach der letzten Antabus-Einnahme. Voraussetzung für die Antabus Dispergetten-Behandlung ist die Einwilligung des Patienten. Vor heimlicher Verabfolgung des Präparates wird gewarnt. Die Behandlung mit Antabus Dispergetten ist keine direkte Therapie der dem Alkoholismus zugrunde liegenden psychosomatischen Störungen. Diese sind vor allem durch Psychotherapie und Psychopharmaka zu beeinflussen. Auswirkungen auf Kraftfahrer und die Bedienung von Maschinen: Auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch und besonders in den ersten Tagen der Therapie kann Antabus die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr und zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol oder anderen zentral wirksamen Medikamenten. Daher sollten das Führen von Fahrzeugen, die Bedienung von Maschinen oder sonstige gefahrvolle Tätigkeiten zumindest während der ersten Tage der Behandlung unterbleiben. Die Entscheidung in jedem Einzelfall trifft der behandelnde Arzt unter Berücksichtigung der individuellen Reaktion und der jeweiligen Dosierung. Dauer der Haltbarkeit: 3 Jahre Darreichungsformen und Packungsgrößen:
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