|
Rohypnol® Wirkstoff:
Flunitrazepam Stoff- oder
Indikationsgruppe: 1,4-Benzodiazepinderivat,
Hypnotikum. Arzneilich
wirksamer Bestandteil: 1 Ampulle enthält 2 mg
Flunitrazepam in 1 ml Injektionslösung. 1 Ampulle zu 1 ml Injektionslösung
enthält 30 mg Benzylalkohol (antimikrobielles Konservierungsmittel) sowie
Ethanol, absolutes, Propylenglycol und Essigsäure. 1 Ampulle zu 1 ml
Verdünnungsmittel enthält Wasser für Injektionszwecke. Warnhinweis:
Dieses Präparat enthält in der gebrauchsfertigen Verdünnung 10 Vol.- % Alkohol
(Ethanol). Anwendungsgebiete:
Zur Beruhigung und Vorbereitung (Prämedikation) vor chirurgischen und
diagnostischen Eingriffen bzw. danach (postoperative Medikation). Gegenanzeigen: Rohypnol darf nicht angewendet werden
bei:
Es hat sich gezeigt, dass Rohypnol von
Drogenabhängigen missbraucht wird. Wir weisen daher ausdrücklich darauf hin,
dass Rohypnol unter keinen Umständen Drogenabhängigen oder Patienten mit
Abhängigkeitsanamnese verschrieben werden darf. Rohypnol darf nur unter besonderer
Vorsicht angewendet werden bei:
Bei Kindern unter 6 Jahren soll
Flunitrazepam nicht verordnet werden.
Vorsichtsmaßnahmen bei Risikogruppen: Bei älteren und geschwächten
Patienten ist die Verordnung sorgfältig abzuwägen (Dosierungsanleitung
beachten!). Dies gilt auch für Patienten mit
chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen, eingeschränkter Leber- oder
Nierenfunktion, hirnorganischen Veränderungen sowie Kreislaufinsuffizienz. Anwendung in
Schwangerschaft und Stillzeit: Flunitrazepam sollte während der
Schwangerschaft und in der Stillzeit nicht verordnet werden. Da insbesondere
keine ausreichenden Erfahrungen mit Flunitrazepam in der Geburtshilfe vorliegen,
ist auf seine Anwendung in dieser Indikation zu verzichten. Nebenwirkungen:
In Abhängigkeit von der individuellen Empfindlichkeit können, besonders in den
ersten Tagen der Behandlung, unerwünscht starke Sedierung am Tag nach der
Anwendung (Müdigkeit, Schläfrigkeit), Konzentrationsstörungen und verlängerte
Reaktionszeit als Überhangseffekte sowie Kopfschmerzen, Depressivität,
anterograde Amnesie und in seltenen Fällen Muskelschwäche, Ataxien, Somnolenz,
Hautreaktionen, leichte Übelkeit, Schwindelgefühl, Appetitsteigerung, Abnahme
des geschlechtlichen Bedürfnisses auftreten. Weiterhin besteht — insbesondere bei
Kindern und älteren Patienten — die Möglichkeit des Auftretens „paradoxer“
Reaktionen wie erhöhte Aggressivität, akute Erregungszustände statt Beruhigung,
Angst, Suizidalität, vermehrte Muskelspasmen, Ein- und Durchschlafstörungen,
Alpträume sowie Halluzinationen. Depressive Verstimmungszustände können
verstärkt werden. Beim Auftreten derartiger Reaktionen sollte die Behandlung mit
Flunitrazepam beendet werden. In höheren Dosen und bei
Langzeitbehandlung können diese Nebenwirkungen in verstärktem Maße, sowie
reversible Störungen wie verlangsamtes oder undeutliches Sprechen
(Artikulationsstörungen), Bewegungs- und Gangunsicherheit und Sehstörungen
(Doppeltsehen, Nystagmus), auftreten. Die Gefahr des Auftretens von
Nebenwirkungen ist bei älteren Patienten größer; bei diesen ist wegen der
muskelrelaxierenden Wirkung Vorsicht (Sturzgefahr) angezeigt. Die atemdepressive Wirkung kann bei
schwerer Atemnot (Atemwegsobstruktionen) und bei Patienten mit Hirnschädigungen
verstärkt in Erscheinung treten. Durch sorgfältige und individuelle Einstellung
der Tagesdosen lassen sich diese Nebenwirkungen meistens vermeiden. Toleranzentwicklung ist möglich.
Durch plötzliches Absetzen der Therapie
nach längerer täglicher Anwendung von Flunitrazepam können nach etwa 1 Woche
Schlafstörungen und vermehrtes Träumen auftreten. Angst, Spannungszustände sowie
Erregung und innere Unruhe können sich verstärkt wieder einstellen. Die
Symptomatik kann sich in Zittern und Schwitzen äußern und sich bis zu
bedrohlichen körperlichen (z. B. Krampfanfällen) und seelischen Reaktionen wie
symptomatischen Psychosen (z. B. Entzugsdelir) steigern. Flunitrazepam besitzt ein primäres
Abhängigkeitspotential. Bereits bei täglicher Anwendung über wenige Wochen ist
die Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung gegeben. Dies gilt nicht nur für den
missbräuchlichen Gebrauch besonders hoher Dosen, sondern auch für den
therapeutischen Dosisbereich. Hinweis für
Verkehrsteilnehmer: Dieses Arzneimittel kann auch bei
bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die
Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von
Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken
mit Alkohol. Während der Behandlung mit Rohypnol
sowie 24 Stunden nach der letzten Verabreichung dürfen keine Kraftfahrzeuge
gesteuert oder Tätigkeiten ausgeführt werden, mit denen der Patient sich oder
andere Menschen gefährden könnte. Wurde Rohypnol im Zusammenhang mit Eingriffen
zu diagnostischen Zwecken eingesetzt, sollte sich der Patient nur in Begleitung
nach Hause begeben. Die Einnahme von Alkohol führt bei
gleichzeitiger Anwendung von Rohypnol selbst 10 Stunden nach der letzten Dosis
noch zu einer stärkeren Beeinträchtigung der Bewegungsabläufe (motorische
Funktionen) und des geübten Verhaltens. Dadurch können beträchtliche Risiken für
Arbeits- und Verkehrsunfälle entstehen. Wechselwirkungen
mit anderen Mitteln: Bei gleichzeitiger
Anwendung anderer zentral wirksamer Arzneimittel (wie Psychopharmaka, Hypnotika,
Analgetika, Anästhetika oder auch Antihistaminika) kann die zentralsedative
Wirkung wechselseitig verstärkt werden. Dies gilt insbesondere auch für
gleichzeitigen Alkoholgenuss, durch den die Wirkungen in nicht voraussehbarer
Weise verändert und verstärkt werden können. Unter Umständen können aufgrund der
zentralsedativen Wirkung von Flunitrazepam bei gleichzeitiger Anwendung von
Drogen lebensbedrohliche Zustände, insbesondere Atemdepression, auftreten. Die Wirkung von Flunitrazepam kann durch
Muskelrelaxanzien verstärkt werden. Da bei Patienten, die unter
Dauerbehandlung mit anderen Arzneimitteln stehen, wie z. B. Antihypertonika,
Betarezeptorenblockern, herzwirksamen Herzglykosiden, Antikoagulantien,
Antidiabetika und Kontrazeptiva, Art und Umfang von Wechselwirkungen nicht
sicher vorhersehbar sind, ist bei gleichzeitiger Anwendung von Flunitrazepam
Vorsicht geboten. Eine Verstärkung der Wirkung bei
gleichzeitiger Behandlung mit Cimetidin oder Omeprazol oder Disulfiram kann
nicht ausgeschlossen werden. Flunitrazepam zur Operationseinleitung
potenziert die Wirkung von Anästhetika wie Stickoxydul (Lachgas) und führt zu
Blutdruckabfall. Es wurde ein Fall von Herzstillstand 15 Minuten nach 2 mg
Flunitrazepam und 50 mg Succinylcholin (Suxamethoniumchlorid) beschrieben. Warnhinweise:
Dieses Präparat enthält in der gebrauchsfertigen Verdünnung zu 2 ml 10 Vol.- %
Alkohol (Ethanol). Bei Injektion von Rohypnol kann eine
Atemdepression auftreten, die sich in einer Abnahme des Atemminutenvolumens und
einer Verschiebung der Blutgaswerte äußert. Bei älteren Patienten mit
hirnorganischen Veränderungen und Beeinträchtigung der kardiorespiratorischen
Funktion ist vorsichtig zu dosieren. Wichtigste
Inkompatibilitäten: Bisher keine bekannt. Dosierung mit
Einzel- und Tagesgaben: Die Dosierung muss an
die individuelle Reaktionslage, das Indikationsgebiet und die Schwere der
Krankheit angepasst werden. Hierbei gilt der Grundsatz, die Dosis so gering und
die Behandlungsdauer so kurz wie möglich zu halten. Dosierungsempfehlung
für Erwachsene:
Dosierungsempfehlung
für Kinder:
Art und Dauer der
Anwendung: Rohypnol Injektionslösung wird
intramuskulär oder langsam intravenös injiziert oder intravenös infundiert.
Dabei sollte eine Vene mit genügend großem Lumen gewählt werden; bei zu
schneller Injektion oder zu kleinlumigen Venen besteht das Risiko einer
Thrombophlebitis. Eine intraarterielle Injektion muss
wegen Nekrosegefahr und deren Folgen mit Sicherheit vermieden werden. Für die Injektion darf die Lösung zu 1
ml mit 2 mg Flunitrazepam nur nach Zusatz von 1 ml Verdünnungsmittel verwendet
werden. Die Injektionsspritze enthält dann eine fertige Injektionslösung von 2
ml mit 2 mg Wirkstoff. Lösung erst unmittelbar vor Gebrauch spritzfertig
verdünnen. Unter der Bedingung, dass die Mischung
unmittelbar vor der Injektion hergestellt wird und diese Lösung klar bleibt,
darf Flunitrazepam mit den in der Anästhesie gebräuchlichen Analgetika,
Neuroleptika, Curare-Präparaten, Anästhetika und neurovegetativ wirksamen
Arzneimitteln kombiniert werden. Die Injektionsform wird in der Regel nur
einmalig verwendet. Die Anwendung erfolgt durch den Arzt oder durch
ausgebildetes Pflegepersonal unter direkter Aufsicht eines Arztes am pausenlos
überwachten Patienten. Da eine zu rasche oder hochdosierte Injektion von
Flunitrazepam (insbesondere bei älteren oder kardiorespiratorisch
vorgeschädigten Patienten) zu einer vorübergehenden Beeinträchtigung der Atmung
und Verschlechterung der Blutgaswerte führen kann, ist Notfallbereitschaft
erforderlich. Auf die Anwendung bei ambulanten
Patienten sollte verzichtet werden! Bei längerer Anwendung werden Kontrollen
des Blutbildes und der Leberfunktion empfohlen. Notfallmaßnahmen,
Symptome und Gegenmittel: Grundsätzlich sollte
immer an die Möglichkeit einer Mehrfachintoxikation, beispielsweise bei
Anwendung mehrerer Medikamente in suizidaler Absicht, gedacht werden. Es wurde von einer überlebten
Höchstdosis von 280 mg Flunitrazepam (in suizidaler Absicht oral als einziges
Präparat eingenommen) berichtet. a) Symptome
einer Überdosierung: Symptome einer leichten Intoxikation sind
Benommenheit, Müdigkeit, ataktische Erscheinungen, Hypotonie, Sehstörungen, bei
höheren Dosen Tiefschlaf bis zur Bewusstlosigkeit, Atemdepression,
Kreislaufkollaps (Intensivüberwachung!). Insbesondere bei Mischintoxikationen
ist eine lebensbedrohliche Atemdepression möglich. In der Abklingphase können
hochgradige Erregungszustände vorkommen. b)
Therapiemaßnahmen bei Überdosierung: Patienten mit leichteren
Intoxikationserscheinungen unter Kontrolle ausschlafen lassen. Bei oraler
Aufnahme größerer Mengen frühzeitige Magenspülung bzw. induziertes Erbrechen. In Fällen hochgradiger Vergiftung kann
es zu einer zentralen Verminderung der Herz- Kreislauf- und Atemfunktion (blau-rote
Färbung von Haut und Schleimhaut [Zyanose], Bewusstlosigkeit bis hin zum
Atemstillstand, Herzstillstand) kommen. In solchen Fällen ist eine
Intensivüberwachung notwendig! Bei Hypotonie können periphere
Kreislaufmittel vom Norepinephrin-Typ und Volumensubstitution eingesetzt werden.
Bei Ateminsuffizienz, die auch durch periphere Muskelrelaxierung bedingt sein
kann, assistierte Beatmung. Morphinantagonisten sind
kontraindiziert. Hämo- und Peritonealdialyse können, wenn
Mischintoxikationen nicht auszuschließen sind, sinnvoll sein. Über den Effekt
der Hämoperfusion über Aktivkohle liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor. Hinweis:
Flumazenil ist für die Aufhebung der zentral
dämpfenden Wirkung von Benzodiazepinen angezeigt. Es wird daher bei folgenden Indikationen
verwendet:
Pharmakologische
Eigenschaften: Flunitrazepam, die fluorierte
und N-methylierte Analogsubstanz zu Nitrazepam, ist eine psychotrope Substanz
aus der Klasse der 1,4-Benzodiazepine mit vorherrschend hypnotischer Wirkung
schon in niedrigen Dosen, daneben sedativen, anxiolytischen, muskelrelaxierenden
und antikonvulsiven Effekten. Flunitrazepam bindet mit hoher Affinität
an spezifische Benzodiazepinrezeptoren im ZNS und verstärkt die dort
natürlicherweise vorhandenen Hemm-Mechanismen, an denen der Neurotransmitter
GABA (gamma-Aminobuttersäure) beteiligt ist. Flunitrazepam beeinflusst die
GABA-ergen Transmissionen schon in wesentlich kleineren Dosen als andere
Benzodiazepin-Derivate. Flunitrazepam zeigt einen dosis- und zeitabhängigen
amnestischen Effekt. Es führt zu peripherer Vasodilatation und Abfall des
systolischen Blutdrucks. Nach parenteraler Gabe (intramuskulär
oder langsam intravenös) bewirkt Flunitrazepam ein rasches Hinübergleiten in den
Schlaf, ohne vorübergehende Exzitation. Beim Erwachen besteht meist eine
anterograde Amnesie. Toxikologische
Eigenschaften: a) Akute
Toxizität: Die Untersuchungen zur akuten Toxizität wurden an
verschiedenen Tierspezies durchgeführt. Die LD50 betrug je nach
Tierart bei oraler Applikation zwischen 500 und 1400 mg/kg. Nach s.c. bzw. i.p.
Applikation lag die ermittelte LD50 über 1000 mg/kg. b) Chronische
Toxizität: Untersuchungen zur chronischen Toxizität an Ratte und Hund
ergaben keine Hinweise auf substanzbedingte toxische Effekte. c) Mutagenes
und tumorerzeugendes Potential: Flunitrazepam wurde nicht ausführlich
bezüglich mutagener Wirkungen untersucht. Zu Flunitrazepam liegen positive
Befunde aus Mutagenitätstests mit Bakterien (Ames-Tests) vor. Die Relevanz
dieser Befunde für den Menschen ist fraglich. Prüfungen anderer Benzodiazepine
verliefen negativ. Langzeituntersuchungen am Tier ergaben
keine Hinweise auf ein tumorigenes Potential von Flunitrazepam. d)
Reproduktionstoxizität: Flunitrazepam passiert die Plazenta. Das
Missbildungsrisiko bei Anwendung therapeutischer Dosen von Benzodiazepinen in
der Frühschwangerschaft scheint gering zu sein, obwohl einige epidemiologische
Studien Anhaltspunkte für ein erhöhtes Risiko für Gaumenspalten ergaben.
Fallberichte über Fehlbildungen und geistige Retardierung der pränatal
exponierten Kinder nach Überdosierungen und Vergiftungen durch Benzodiazepine
liegen vor. Ergebnisse
tierexperimenteller Studien: Es gibt Hinweise auf Verhaltensstörungen
der Nachkommen von langzeitbenzodiazepinexponierten Muttertieren.
Pharmakokinetik: Nach oraler Gabe erfolgt die Resorption von
Flunitrazepam rasch und fast vollständig mit einer Resorptionshalbwertszeit von
ca. 20 Minuten. Die rasche und ausgeprägte Verteilung
(Verteilungshalbwertszeit t½ α = 1,8 Stunden, Verteilungsvolumen etwa
3,76 l/kg) bewirkt einen raschen initialen Abfall des Plasmaspiegels. Ein Abfall des Plasmaspiegels unter die
minimale effektive Grenze wird nach Gabe von 2 mg Flunitrazepam bei gesunden
Erwachsenen nach ca. 8 Stunden erreicht, bei niedrigerer Dosierung frühzeitiger. Wirksame Plasmakonzentrationen liegen
bei höheren Werten als 6 ng/ml, eine ausgeprägte Sedation bzw. Schlaf setzt ein
bei Plasmaspiegeln von 12 – 15 ng/ml. Die Plasmaproteinbindung beträgt 80 %,
die Serum-Clearance betrug in einer Studie 94 ml/min. Flunitrazepam wird zu mehr als 95 %
hepatisch metabolisiert. Metabolismus und Elimination sind altersunabhängig. Die
Eliminationshalbwertszeit t½ β des unveränderten Flunitrazepam
beträgt im Mittel 18 Stunden (10 – 30 h). Neben dem unveränderten Wirkstoff finden
sich im Blut ein durch Reduktion entstandenes 7-Aminoderivat, das
Desmethylderivat und ein nach Bildung eines 3-Hydroxyderivates entstandenes
Glukuronid. Zumindest der 7-Amino-Metabolit weist eine pharmakologische
Aktivität (Halbwertszeit 20 – 30 h) auf, die jedoch klinisch nicht relevant
erscheint. Die Ausscheidung von Flunitrazepam und
seinen Metaboliten erfolgt zu ca. 90 % renal, zu ca. 10 % biliär. Aufgrund der
Halbwertszeit sind Kumulationsentwicklung bei wiederholter Anwendung und dadurch
zunehmend Hangover-Effekte, insbesondere bei älteren Patienten, möglich. Bei niereninsuffizienten Patienten
kumulieren die Metaboliten nach wiederholter Gabe etwas stärker als bei
Nierengesunden. Flunitrazepam passiert die Plazenta. Die
fetale Serumkonzentration liegt dabei jedoch wesentlich unter der maternalen. So
wurde 11 Stunden nach oraler Einnahme von 1 mg Flunitrazepam ein feto-maternales
Konzentrationsverhältnis von 0,22 (zum Zeitpunkt der Geburt) gemessen, wobei
jedoch starke individuelle Schwankungen beobachtet wurden. Die Inaktivierung von
Flunitrazepam erfolgt durch Glukuronidierung, im Fetus jedoch langsamer als bei
der Mutter. Aufgrund der außerordentlich langsamen Metabolisierung sowohl beim
Fetus als auch beim Neugeborenen und der sehr langen Halbwertszeit von
Flunitrazepam (18 Stunden) kommt es nach wiederholter Applikation zu einer
Kumulation im fetalen Kompartiment. Flunitrazepam geht in die Muttermilch
über. Sonstige Hinweise:
Vorsichtsmaßnahmen: Bei mehrwöchiger täglicher Anwendung von
Flunitrazepam besteht die Gefahr einer psychischen und physischen
Abhängigkeitsentwicklung. Eine fortgesetzte Anwendung sollte nur bei zwingender
Indikation nach sorgfältiger Abwägung des therapeutischen Nutzens gegen das
Risiko von Gewöhnung und Abhängigkeit erfolgen. Zu Beginn der Therapie sollte der
behandelnde Arzt die individuelle Reaktion des Patienten auf das Medikament
kontrollieren, um eventuelle relative Überdosierungen möglichst rasch erkennen
zu können. Dies gilt insbesondere für ältere und geschwächte Patienten sowie
Patienten mit hirnorganischen Veränderungen, Kreislauf- und Ateminsuffizienz
sowie eingeschränkter Leber- und Nierenfunktion. Die Dosierung ist der
individuell verschiedenen Toleranzgrenze anzupassen. Bei diesen Patienten sollte
in der ambulanten Praxis auf die parenterale Applikation verzichtet werden und
Flunitrazepam-Injektionslösung ausschließlich unter stationären Bedingungen
verabreicht werden. Dabei ist bei i.v. Gabe im allgemeinen niedrig zu dosieren
und langsam zu injizieren. Wegen der Möglichkeit des Auftretens einer leichten
Blutdrucksenkung oder in Einzelfällen einer kurzdauernden Beeinträchtigung der
Atmung sollten Maßnahmen für zirkulatorische bzw. respiratorische Unterstützung
(Notfallbereitschaft!) vorgesehen werden. Weiterhin sollten Patienten unter
Berücksichtigung der spezifischen Lebenssituation (z. B. Berufstätigkeit) genaue
Verhaltensanweisungen für den Alltag gegeben werden. Anwendung in
Schwangerschaft und Stillzeit: Bei der Anwendung von Benzodiazepinen
in der Schwangerschaft in hohen Dosen oder über einen längeren Zeitraum kann es
durch Gewöhnung und Abhängigkeit zu postnatalen Entzugserscheinungen beim Kind
kommen (Hyperaktivität, Erregbarkeit, Hypotonie, schwacher Saugreflex etc.).
Eine Anwendung zum Geburtszeitpunkt kann zum „Floppy-Infant-Syndrom“ beim
Neugeborenen führen. Eine Beatmung kann notwendig werden. Flunitrazepam geht in die Muttermilch
über. Bei einmaliger Anwendung erreicht
Flunitrazepam in der Milch keine pharmakologisch wirksame Konzentration. Eine
wiederholte Anwendung oder Gabe höherer Dosen ist in der Stillzeit jedoch
kontraindiziert. Der behandelnde Arzt sollte Patientinnen
im gebärfähigen Alter auffordern, eine während der Behandlung mit Flunitrazepam
eintretende Schwangerschaft sofort mitzuteilen und im gegebenen Fall über ein
Weiterführen bzw. ein Beenden der Behandlung entscheiden. Ergänzende
Arzt-Information zum bestimmungsgemäßen Gebrauch von
Benzodiazepin-Tranquilizern/Hypnotika: Benzodiazepine stellen einen
Fortschritt in der Arzneitherapie von schweren Angstzuständen und den meisten
medikamentös zu behandelnden Schlafstörungen dar. Neben der Prämedikation und
der Sedierung bei schweren somatischen Erkrankungen (z. B. Herzinfarkt) sind sie
kurzfristig (4 – 6 Wochen) bei ausgeprägten Angstzuständen, die durch ärztliches
Gespräch nicht zu beheben sind, indiziert. Sie sind ggf. auch indiziert bei
Einleitung einer antidepressiven Therapie sowie bei schweren reaktiven
Ausnahmezuständen unter situativen Belastungen. Über das
Nutzen-Risiko-Verhältnis einer langfristigen Benzodiazepin-Medikation (über 2
Monate) bei Patienten mit behandlungsbedürftigen chronischen Angstzuständen
liegen bislang keine wissenschaftlich allgemein anerkannten Erkenntnisse vor. Risiken sind Beeinträchtigung des
Reaktionsvermögens (z. B. Verkehrsgefährdung), paradoxe Reaktionen,
Kumulationsneigung bestimmter Stoffe, insbesondere bei älteren Menschen.
Neuerdings geben Missbrauch und Abhängigkeit auch bei niedriger Dosierung Anlass
zur Besorgnis. Benzodiazepine werden nach derzeitigen
Erkenntnissen nicht primär zu häufig, sondern zu lange Zeit verordnet. Deshalb sind die Ärzte aufgerufen,
folgende Richtlinien, die unter Berücksichtigung von Veröffentlichungen der
Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft und der Arbeitsgemeinschaft
Neuropsychopharmakologie und Pharmakopsychiatrie formuliert wurden, zu beachten:
Dauer der
Haltbarkeit: Die Dauer der Haltbarkeit beträgt
5 Jahre. Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr
angewendet werden. Darreichungsformen und Packungsgrößen: 5 Ampullenpaare bestehend aus Wirkstoffampullen zu je 2 mg Flunitrazepam (Lösung zu 1 ml) und Solvensampullen zu 1 ml. |
Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an:
|