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Rohypnol
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Rohypnol®

Wirkstoff: Flunitrazepam

Stoff- oder Indikationsgruppe: 1,4-Benzodiazepinderivat, Hypnotikum.

Arzneilich wirksamer Bestandteil: 1 Ampulle enthält 2 mg Flunitrazepam in 1 ml Injektionslösung. 1 Ampulle zu 1 ml Injektionslösung enthält 30 mg Benzylalkohol (antimikrobielles Konservierungsmittel) sowie Ethanol, absolutes, Propylenglycol und Essigsäure. 1 Ampulle zu 1 ml Verdünnungsmittel enthält Wasser für Injektionszwecke.

Warnhinweis: Dieses Präparat enthält in der gebrauchsfertigen Verdünnung 10 Vol.- % Alkohol (Ethanol).

Anwendungsgebiete: Zur Beruhigung und Vorbereitung (Prämedikation) vor chirurgischen und diagnostischen Eingriffen bzw. danach (postoperative Medikation).

Gegenanzeigen:

Rohypnol darf nicht angewendet werden bei:

  • bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Flunitrazepam oder anderen Benzodiazepinen, Benzylalkohol, oder sonstigen Bestandteilen des Präparates,
  • Abhängigkeitsanamnese, Psychosen,
  • akuter Alkohol-, Schlaf-, Schmerzmittel- sowie Psychopharmakaintoxikation (Neuroleptika, Antidepressiva, Lithium),
  • schwerer Form der Myasthenia gravis,
  • schwerer chronischer Hyperkapnie,
  • Neugeborenen, insbesondere Frühgeborenen, wegen des Gehaltes an Benzylalkohol.

Es hat sich gezeigt, dass Rohypnol von Drogenabhängigen missbraucht wird. Wir weisen daher ausdrücklich darauf hin, dass Rohypnol unter keinen Umständen Drogenabhängigen oder Patienten mit Abhängigkeitsanamnese verschrieben werden darf.

Rohypnol darf nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden bei:

  • unbehandeltem akutem Engwinkelglaukom,
  • Schlaf-Apnoe-Syndromen (z. B. bei akuter kardiorespiratorischer Insuffizienz),
  • spinalen und zerebellaren Ataxien,
  • schweren Leberschäden (z. B. cholestatischem Ikterus) sowie eingeschränkter Nierenfunktion.

Bei Kindern unter 6 Jahren soll Flunitrazepam nicht verordnet werden.

Vorsichtsmaßnahmen bei Risikogruppen: Bei älteren und geschwächten Patienten ist die Verordnung sorgfältig abzuwägen (Dosierungsanleitung beachten!).

Dies gilt auch für Patienten mit chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen, eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion, hirnorganischen Veränderungen sowie Kreislaufinsuffizienz.

Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit: Flunitrazepam sollte während der Schwangerschaft und in der Stillzeit nicht verordnet werden. Da insbesondere keine ausreichenden Erfahrungen mit Flunitrazepam in der Geburtshilfe vorliegen, ist auf seine Anwendung in dieser Indikation zu verzichten.

Nebenwirkungen: In Abhängigkeit von der individuellen Empfindlichkeit können, besonders in den ersten Tagen der Behandlung, unerwünscht starke Sedierung am Tag nach der Anwendung (Müdigkeit, Schläfrigkeit), Konzentrationsstörungen und verlängerte Reaktionszeit als Überhangseffekte sowie Kopfschmerzen, Depressivität, anterograde Amnesie und in seltenen Fällen Muskelschwäche, Ataxien, Somnolenz, Hautreaktionen, leichte Übelkeit, Schwindelgefühl, Appetitsteigerung, Abnahme des geschlechtlichen Bedürfnisses auftreten.

Weiterhin besteht — insbesondere bei Kindern und älteren Patienten — die Möglichkeit des Auftretens „paradoxer“ Reaktionen wie erhöhte Aggressivität, akute Erregungszustände statt Beruhigung, Angst, Suizidalität, vermehrte Muskelspasmen, Ein- und Durchschlafstörungen, Alpträume sowie Halluzinationen. Depressive Verstimmungszustände können verstärkt werden. Beim Auftreten derartiger Reaktionen sollte die Behandlung mit Flunitrazepam beendet werden.

In höheren Dosen und bei Langzeitbehandlung können diese Nebenwirkungen in verstärktem Maße, sowie reversible Störungen wie verlangsamtes oder undeutliches Sprechen (Artikulationsstörungen), Bewegungs- und Gangunsicherheit und Sehstörungen (Doppeltsehen, Nystagmus), auftreten.

Die Gefahr des Auftretens von Nebenwirkungen ist bei älteren Patienten größer; bei diesen ist wegen der muskelrelaxierenden Wirkung Vorsicht (Sturzgefahr) angezeigt.

Die atemdepressive Wirkung kann bei schwerer Atemnot (Atemwegsobstruktionen) und bei Patienten mit Hirnschädigungen verstärkt in Erscheinung treten. Durch sorgfältige und individuelle Einstellung der Tagesdosen lassen sich diese Nebenwirkungen meistens vermeiden.

Toleranzentwicklung ist möglich.

  • Als Begleiterscheinung des Schlafes ist gelegentlich ein geringfügiger Blutdruckabfall zu beobachten.
  • Es kann eine Atemdepression auftreten, die sich in einer Abnahme des Atemminutenvolumens und einer Verschiebung der Blutgaswerte äußert.
  • Selten können Überempfindlichkeitsreaktionen wie Exanthem, kardiovaskulärer Schock, Laryngospasmus, Bronchospasmus oder anaphylaktischer Schock auftreten. Bei gegen Propylenglykol empfindlichen Patienten kann es zu Unverträglichkeiten kommen. Selten können Überempfindlichkeitsreaktionen durch Benzylalkohol auftreten.
  • Thrombophlebitiden am Injektionsort und Injektionsschmerz sind beschrieben worden.

Durch plötzliches Absetzen der Therapie nach längerer täglicher Anwendung von Flunitrazepam können nach etwa 1 Woche Schlafstörungen und vermehrtes Träumen auftreten. Angst, Spannungszustände sowie Erregung und innere Unruhe können sich verstärkt wieder einstellen. Die Symptomatik kann sich in Zittern und Schwitzen äußern und sich bis zu bedrohlichen körperlichen (z. B. Krampfanfällen) und seelischen Reaktionen wie symptomatischen Psychosen (z. B. Entzugsdelir) steigern.

Flunitrazepam besitzt ein primäres Abhängigkeitspotential. Bereits bei täglicher Anwendung über wenige Wochen ist die Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung gegeben. Dies gilt nicht nur für den missbräuchlichen Gebrauch besonders hoher Dosen, sondern auch für den therapeutischen Dosisbereich.

Hinweis für Verkehrsteilnehmer: Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.

Während der Behandlung mit Rohypnol sowie 24 Stunden nach der letzten Verabreichung dürfen keine Kraftfahrzeuge gesteuert oder Tätigkeiten ausgeführt werden, mit denen der Patient sich oder andere Menschen gefährden könnte. Wurde Rohypnol im Zusammenhang mit Eingriffen zu diagnostischen Zwecken eingesetzt, sollte sich der Patient nur in Begleitung nach Hause begeben.

Die Einnahme von Alkohol führt bei gleichzeitiger Anwendung von Rohypnol selbst 10 Stunden nach der letzten Dosis noch zu einer stärkeren Beeinträchtigung der Bewegungsabläufe (motorische Funktionen) und des geübten Verhaltens. Dadurch können beträchtliche Risiken für Arbeits- und Verkehrsunfälle entstehen.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Bei gleichzeitiger Anwendung anderer zentral wirksamer Arzneimittel (wie Psychopharmaka, Hypnotika, Analgetika, Anästhetika oder auch Antihistaminika) kann die zentralsedative Wirkung wechselseitig verstärkt werden. Dies gilt insbesondere auch für gleichzeitigen Alkoholgenuss, durch den die Wirkungen in nicht voraussehbarer Weise verändert und verstärkt werden können. Unter Umständen können aufgrund der zentralsedativen Wirkung von Flunitrazepam bei gleichzeitiger Anwendung von Drogen lebensbedrohliche Zustände, insbesondere Atemdepression, auftreten.

Die Wirkung von Flunitrazepam kann durch Muskelrelaxanzien verstärkt werden.

Da bei Patienten, die unter Dauerbehandlung mit anderen Arzneimitteln stehen, wie z. B. Antihypertonika, Betarezeptorenblockern, herzwirksamen Herzglykosiden, Antikoagulantien, Antidiabetika und Kontrazeptiva, Art und Umfang von Wechselwirkungen nicht sicher vorhersehbar sind, ist bei gleichzeitiger Anwendung von Flunitrazepam Vorsicht geboten.

Eine Verstärkung der Wirkung bei gleichzeitiger Behandlung mit Cimetidin oder Omeprazol oder Disulfiram kann nicht ausgeschlossen werden.

Flunitrazepam zur Operationseinleitung potenziert die Wirkung von Anästhetika wie Stickoxydul (Lachgas) und führt zu Blutdruckabfall. Es wurde ein Fall von Herzstillstand 15 Minuten nach 2 mg Flunitrazepam und 50 mg Succinylcholin (Suxamethoniumchlorid) beschrieben.

Warnhinweise: Dieses Präparat enthält in der gebrauchsfertigen Verdünnung zu 2 ml 10 Vol.- % Alkohol (Ethanol).

Bei Injektion von Rohypnol kann eine Atemdepression auftreten, die sich in einer Abnahme des Atemminutenvolumens und einer Verschiebung der Blutgaswerte äußert.

Bei älteren Patienten mit hirnorganischen Veränderungen und Beeinträchtigung der kardiorespiratorischen Funktion ist vorsichtig zu dosieren.

Wichtigste Inkompatibilitäten: Bisher keine bekannt.

Dosierung mit Einzel- und Tagesgaben: Die Dosierung muss an die individuelle Reaktionslage, das Indikationsgebiet und die Schwere der Krankheit angepasst werden. Hierbei gilt der Grundsatz, die Dosis so gering und die Behandlungsdauer so kurz wie möglich zu halten.

Dosierungsempfehlung für Erwachsene:

  • Prämedikation bei einer Narkose: 1 – 2 mg Flunitrazepam (entsprechend 0,015 – 0,030 mg pro kg Körpergewicht) intramuskulär 30 – 60 Minuten vor Narkosebeginn je nach Alter und Allgemeinzustand des Patienten. Bei intravenöser Anwendung zur Vorbereitung eines Eingriffs nicht mehr als 0,5 mg Flunitrazepam injizieren.
  • Narkoseeinleitung: 1 – 2 mg Flunitrazepam (entsprechend 0,015 – 0,030 mg pro kg Körpergewicht) langsam intravenös unter Kontrolle von Puls und Atmung.
  • Intensivpflege: Die Anwendung ist als intravenöse Infusion möglich. Hierbei bleiben 2 – 4 mg Flunitrazepam (2 – 4 ml spritzfertige Lösung) in 250 ml einer 5- bis 10 %igen Glukose-Infusionslösung bzw. isotonischen Natriumchlorid-Infusionslösung ausreichend stabil, wenn das genannte Infusionsvolumen nicht unterschritten wird und mit der Infusion unverzüglich begonnen wird. Die Infusionsgeschwindigkeit richtet sich nach dem Grad der erwünschten Sedation. Bei älteren Patienten mit hirnorganischen Veränderungen und Beeinträchtigung der kardiorespiratorischen Funktion ist die Dosis zu reduzieren (0,005 – 0,01 mg pro kg Körpergewicht) und die Injektionslösung betont langsam zu injizieren unter ausschließlich stationären Bedingungen.

Dosierungsempfehlung für Kinder:

  • Prämedikation und Narkoseeinleitung: 0,015 – 0,030 mg Flunitrazepam pro kg Körpergewicht intramuskulär bzw. langsam intravenös injizieren.

Art und Dauer der Anwendung: Rohypnol Injektionslösung wird intramuskulär oder langsam intravenös injiziert oder intravenös infundiert. Dabei sollte eine Vene mit genügend großem Lumen gewählt werden; bei zu schneller Injektion oder zu kleinlumigen Venen besteht das Risiko einer Thrombophlebitis.

Eine intraarterielle Injektion muss wegen Nekrosegefahr und deren Folgen mit Sicherheit vermieden werden.

Für die Injektion darf die Lösung zu 1 ml mit 2 mg Flunitrazepam nur nach Zusatz von 1 ml Verdünnungsmittel verwendet werden. Die Injektionsspritze enthält dann eine fertige Injektionslösung von 2 ml mit 2 mg Wirkstoff. Lösung erst unmittelbar vor Gebrauch spritzfertig verdünnen.

Unter der Bedingung, dass die Mischung unmittelbar vor der Injektion hergestellt wird und diese Lösung klar bleibt, darf Flunitrazepam mit den in der Anästhesie gebräuchlichen Analgetika, Neuroleptika, Curare-Präparaten, Anästhetika und neurovegetativ wirksamen Arzneimitteln kombiniert werden.

Die Injektionsform wird in der Regel nur einmalig verwendet. Die Anwendung erfolgt durch den Arzt oder durch ausgebildetes Pflegepersonal unter direkter Aufsicht eines Arztes am pausenlos überwachten Patienten. Da eine zu rasche oder hochdosierte Injektion von Flunitrazepam (insbesondere bei älteren oder kardiorespiratorisch vorgeschädigten Patienten) zu einer vorübergehenden Beeinträchtigung der Atmung und Verschlechterung der Blutgaswerte führen kann, ist Notfallbereitschaft erforderlich.

Auf die Anwendung bei ambulanten Patienten sollte verzichtet werden!

Bei längerer Anwendung werden Kontrollen des Blutbildes und der Leberfunktion empfohlen.

Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel: Grundsätzlich sollte immer an die Möglichkeit einer Mehrfachintoxikation, beispielsweise bei Anwendung mehrerer Medikamente in suizidaler Absicht, gedacht werden.

Es wurde von einer überlebten Höchstdosis von 280 mg Flunitrazepam (in suizidaler Absicht oral als einziges Präparat eingenommen) berichtet.

a) Symptome einer Überdosierung: Symptome einer leichten Intoxikation sind Benommenheit, Müdigkeit, ataktische Erscheinungen, Hypotonie, Sehstörungen, bei höheren Dosen Tiefschlaf bis zur Bewusstlosigkeit, Atemdepression, Kreislaufkollaps (Intensivüberwachung!). Insbesondere bei Mischintoxikationen ist eine lebensbedrohliche Atemdepression möglich. In der Abklingphase können hochgradige Erregungszustände vorkommen.

b) Therapiemaßnahmen bei Überdosierung: Patienten mit leichteren Intoxikationserscheinungen unter Kontrolle ausschlafen lassen. Bei oraler Aufnahme größerer Mengen frühzeitige Magenspülung bzw. induziertes Erbrechen.

In Fällen hochgradiger Vergiftung kann es zu einer zentralen Verminderung der Herz-

Kreislauf- und Atemfunktion (blau-rote Färbung von Haut und Schleimhaut [Zyanose], Bewusstlosigkeit bis hin zum Atemstillstand, Herzstillstand) kommen. In solchen Fällen ist eine Intensivüberwachung notwendig!

Bei Hypotonie können periphere Kreislaufmittel vom Norepinephrin-Typ und Volumensubstitution eingesetzt werden. Bei Ateminsuffizienz, die auch durch periphere Muskelrelaxierung bedingt sein kann, assistierte Beatmung.

Morphinantagonisten sind kontraindiziert.

Hämo- und Peritonealdialyse können, wenn Mischintoxikationen nicht auszuschließen sind, sinnvoll sein. Über den Effekt der Hämoperfusion über Aktivkohle liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor.

Hinweis: Flumazenil ist für die Aufhebung der zentral dämpfenden Wirkung von Benzodiazepinen angezeigt.

Es wird daher bei folgenden Indikationen verwendet:

  • Beendigung der durch Benzodiazepine eingeleiteten und aufrechterhaltenen Narkose bei stationären Patienten.
  • Aufhebung der durch Benzodiazepine herbeigeführten Sedation im Rahmen therapeutischer Maßnahmen bei stationären Patienten.

Pharmakologische Eigenschaften: Flunitrazepam, die fluorierte und N-methylierte Analogsubstanz zu Nitrazepam, ist eine psychotrope Substanz aus der Klasse der 1,4-Benzodiazepine mit vorherrschend hypnotischer Wirkung schon in niedrigen Dosen, daneben sedativen, anxiolytischen, muskelrelaxierenden und antikonvulsiven Effekten.

Flunitrazepam bindet mit hoher Affinität an spezifische Benzodiazepinrezeptoren im ZNS und verstärkt die dort natürlicherweise vorhandenen Hemm-Mechanismen, an denen der Neurotransmitter GABA (gamma-Aminobuttersäure) beteiligt ist. Flunitrazepam beeinflusst die GABA-ergen Transmissionen schon in wesentlich kleineren Dosen als andere Benzodiazepin-Derivate. Flunitrazepam zeigt einen dosis- und zeitabhängigen amnestischen Effekt. Es führt zu peripherer Vasodilatation und Abfall des systolischen Blutdrucks.

Nach parenteraler Gabe (intramuskulär oder langsam intravenös) bewirkt Flunitrazepam ein rasches Hinübergleiten in den Schlaf, ohne vorübergehende Exzitation. Beim Erwachen besteht meist eine anterograde Amnesie.

Toxikologische Eigenschaften:

a) Akute Toxizität: Die Untersuchungen zur akuten Toxizität wurden an verschiedenen Tierspezies durchgeführt. Die LD50 betrug je nach Tierart bei oraler Applikation zwischen 500 und 1400 mg/kg. Nach s.c. bzw. i.p. Applikation lag die ermittelte LD50 über 1000 mg/kg.

b) Chronische Toxizität: Untersuchungen zur chronischen Toxizität an Ratte und Hund ergaben keine Hinweise auf substanzbedingte toxische Effekte.

c) Mutagenes und tumorerzeugendes Potential: Flunitrazepam wurde nicht ausführlich bezüglich mutagener Wirkungen untersucht. Zu Flunitrazepam liegen positive Befunde aus Mutagenitätstests mit Bakterien (Ames-Tests) vor. Die Relevanz dieser Befunde für den Menschen ist fraglich. Prüfungen anderer Benzodiazepine verliefen negativ.

Langzeituntersuchungen am Tier ergaben keine Hinweise auf ein tumorigenes Potential von Flunitrazepam.

d) Reproduktionstoxizität: Flunitrazepam passiert die Plazenta. Das Missbildungsrisiko bei Anwendung therapeutischer Dosen von Benzodiazepinen in der Frühschwangerschaft scheint gering zu sein, obwohl einige epidemiologische Studien Anhaltspunkte für ein erhöhtes Risiko für Gaumenspalten ergaben. Fallberichte über Fehlbildungen und geistige Retardierung der pränatal exponierten Kinder nach Überdosierungen und Vergiftungen durch Benzodiazepine liegen vor.

Ergebnisse tierexperimenteller Studien: Es gibt Hinweise auf Verhaltensstörungen der Nachkommen von langzeitbenzodiazepinexponierten Muttertieren.

Pharmakokinetik: Nach oraler Gabe erfolgt die Resorption von Flunitrazepam rasch und fast vollständig mit einer Resorptionshalbwertszeit von ca. 20 Minuten.

Die rasche und ausgeprägte Verteilung (Verteilungshalbwertszeit t½ α = 1,8 Stunden, Verteilungsvolumen etwa 3,76 l/kg) bewirkt einen raschen initialen Abfall des Plasmaspiegels.

Ein Abfall des Plasmaspiegels unter die minimale effektive Grenze wird nach Gabe von 2 mg Flunitrazepam bei gesunden Erwachsenen nach ca. 8 Stunden erreicht, bei niedrigerer Dosierung frühzeitiger.

Wirksame Plasmakonzentrationen liegen bei höheren Werten als 6 ng/ml, eine ausgeprägte Sedation bzw. Schlaf setzt ein bei Plasmaspiegeln von 12 – 15 ng/ml.

Die Plasmaproteinbindung beträgt 80 %, die Serum-Clearance betrug in einer Studie 94 ml/min.

Flunitrazepam wird zu mehr als 95 % hepatisch metabolisiert. Metabolismus und Elimination sind altersunabhängig. Die Eliminationshalbwertszeit t½ β  des unveränderten Flunitrazepam beträgt im Mittel 18 Stunden (10 – 30 h).

Neben dem unveränderten Wirkstoff finden sich im Blut ein durch Reduktion entstandenes 7-Aminoderivat, das Desmethylderivat und ein nach Bildung eines 3-Hydroxyderivates entstandenes Glukuronid. Zumindest der 7-Amino-Metabolit weist eine pharmakologische Aktivität (Halbwertszeit 20 – 30 h) auf, die jedoch klinisch nicht relevant erscheint.

Die Ausscheidung von Flunitrazepam und seinen Metaboliten erfolgt zu ca. 90 % renal, zu ca. 10 % biliär. Aufgrund der Halbwertszeit sind Kumulationsentwicklung bei wiederholter Anwendung und dadurch zunehmend Hangover-Effekte, insbesondere bei älteren Patienten, möglich.

Bei niereninsuffizienten Patienten kumulieren die Metaboliten nach wiederholter Gabe etwas stärker als bei Nierengesunden.

Flunitrazepam passiert die Plazenta. Die fetale Serumkonzentration liegt dabei jedoch wesentlich unter der maternalen. So wurde 11 Stunden nach oraler Einnahme von 1 mg Flunitrazepam ein feto-maternales Konzentrationsverhältnis von 0,22 (zum Zeitpunkt der Geburt) gemessen, wobei jedoch starke individuelle Schwankungen beobachtet wurden. Die Inaktivierung von Flunitrazepam erfolgt durch Glukuronidierung, im Fetus jedoch langsamer als bei der Mutter. Aufgrund der außerordentlich langsamen Metabolisierung sowohl beim Fetus als auch beim Neugeborenen und der sehr langen Halbwertszeit von Flunitrazepam (18 Stunden) kommt es nach wiederholter Applikation zu einer Kumulation im fetalen Kompartiment.

Flunitrazepam geht in die Muttermilch über.

Sonstige Hinweise:

Vorsichtsmaßnahmen: Bei mehrwöchiger täglicher Anwendung von Flunitrazepam besteht die Gefahr einer psychischen und physischen Abhängigkeitsentwicklung. Eine fortgesetzte Anwendung sollte nur bei zwingender Indikation nach sorgfältiger Abwägung des therapeutischen Nutzens gegen das Risiko von Gewöhnung und Abhängigkeit erfolgen.

Zu Beginn der Therapie sollte der behandelnde Arzt die individuelle Reaktion des Patienten auf das Medikament kontrollieren, um eventuelle relative Überdosierungen möglichst rasch erkennen zu können. Dies gilt insbesondere für ältere und geschwächte Patienten sowie Patienten mit hirnorganischen Veränderungen, Kreislauf- und Ateminsuffizienz sowie eingeschränkter Leber- und Nierenfunktion. Die Dosierung ist der individuell verschiedenen Toleranzgrenze anzupassen. Bei diesen Patienten sollte in der ambulanten Praxis auf die parenterale Applikation verzichtet werden und Flunitrazepam-Injektionslösung ausschließlich unter stationären Bedingungen verabreicht werden. Dabei ist bei i.v. Gabe im allgemeinen niedrig zu dosieren und langsam zu injizieren. Wegen der Möglichkeit des Auftretens einer leichten Blutdrucksenkung oder in Einzelfällen einer kurzdauernden Beeinträchtigung der Atmung sollten Maßnahmen für zirkulatorische bzw. respiratorische Unterstützung (Notfallbereitschaft!) vorgesehen werden.

Weiterhin sollten Patienten unter Berücksichtigung der spezifischen Lebenssituation (z. B. Berufstätigkeit) genaue Verhaltensanweisungen für den Alltag gegeben werden.

Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit: Bei der Anwendung von Benzodiazepinen in der Schwangerschaft in hohen Dosen oder über einen längeren Zeitraum kann es durch Gewöhnung und Abhängigkeit zu postnatalen Entzugserscheinungen beim Kind kommen (Hyperaktivität, Erregbarkeit, Hypotonie, schwacher Saugreflex etc.). Eine Anwendung zum Geburtszeitpunkt kann zum „Floppy-Infant-Syndrom“ beim Neugeborenen führen. Eine Beatmung kann notwendig werden.

Flunitrazepam geht in die Muttermilch über.

Bei einmaliger Anwendung erreicht Flunitrazepam in der Milch keine pharmakologisch wirksame Konzentration. Eine wiederholte Anwendung oder Gabe höherer Dosen ist in der Stillzeit jedoch kontraindiziert.

Der behandelnde Arzt sollte Patientinnen im gebärfähigen Alter auffordern, eine während der Behandlung mit Flunitrazepam eintretende Schwangerschaft sofort mitzuteilen und im gegebenen Fall über ein Weiterführen bzw. ein Beenden der Behandlung entscheiden.

Ergänzende Arzt-Information zum bestimmungsgemäßen Gebrauch von Benzodiazepin-Tranquilizern/Hypnotika: Benzodiazepine stellen einen Fortschritt in der Arzneitherapie von schweren Angstzuständen und den meisten medikamentös zu behandelnden Schlafstörungen dar. Neben der Prämedikation und der Sedierung bei schweren somatischen Erkrankungen (z. B. Herzinfarkt) sind sie kurzfristig (4 – 6 Wochen) bei ausgeprägten Angstzuständen, die durch ärztliches Gespräch nicht zu beheben sind, indiziert. Sie sind ggf. auch indiziert bei Einleitung einer antidepressiven Therapie sowie bei schweren reaktiven Ausnahmezuständen unter situativen Belastungen. Über das Nutzen-Risiko-Verhältnis einer langfristigen Benzodiazepin-Medikation (über 2 Monate) bei Patienten mit behandlungsbedürftigen chronischen Angstzuständen liegen bislang keine wissenschaftlich allgemein anerkannten Erkenntnisse vor.

Risiken sind Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens (z. B. Verkehrsgefährdung), paradoxe Reaktionen, Kumulationsneigung bestimmter Stoffe, insbesondere bei älteren Menschen. Neuerdings geben Missbrauch und Abhängigkeit auch bei niedriger Dosierung Anlass zur Besorgnis.

Benzodiazepine werden nach derzeitigen Erkenntnissen nicht primär zu häufig, sondern zu lange Zeit verordnet.

Deshalb sind die Ärzte aufgerufen, folgende Richtlinien, die unter Berücksichtigung von Veröffentlichungen der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft und der Arbeitsgemeinschaft Neuropsychopharmakologie und Pharmakopsychiatrie formuliert wurden, zu beachten:

  1. Sorgfältige Indikationsstellung!
  2. Bei Patienten mit einer Abhängigkeitsanamnese ist besondere Vorsicht geboten. In der Regel keine Verschreibung.
  3. In der Regel kleinste Packungseinheit verordnen.
  4. In möglichst niedriger, aber ausreichender Dosierung verordnen; Dosis möglichst schon in der 1. Behandlungswoche reduzieren bzw. Dosierungsintervall vergrößern.
  5. Therapiedauer vor Behandlungsbeginn mit dem Patienten vereinbaren und Behandlungsnotwendigkeit in kurzen Zeitabständen überprüfen. Es gibt Abhängigkeit auch ohne Dosissteigerung (sogenannte „Niedrigdosis-Abhängigkeit“)! Schon ganz normale Dosen können zur Abhängigkeit führen.
  6. Nach langfristiger Anwendung schrittweise Dosisreduktion, um Entzugssymptome, wie z. B. Unruhe, Angst, Schlafstörungen, Delir oder Krampfanfälle, zu vermeiden. Auch leichte Entzugssymptome können zu erneuter Anwendung führen.
  7. Beachtung der Informationen des pharmazeutischen Unternehmers und der einschlägigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen.
  8. Aufklärung des Patienten, dass Benzodiazepine keineswegs an Dritte weiterzugeben sind.
  9. Alle Abhängigkeitsfälle über die jeweiligen Arzneimittelkommissionen der Kammern der Heilberufe dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zur Kenntnis bringen.
  10. Benzodiazepin-Verordnungen sollten vom Arzt stets eigenhändig ausgefertigt werden.

Dauer der Haltbarkeit: Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 5 Jahre. Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.

Darreichungsformen und Packungsgrößen: 5 Ampullenpaare bestehend aus Wirkstoffampullen zu je 2 mg Flunitrazepam (Lösung zu 1 ml) und Solvensampullen zu 1 ml.

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Stand: 21. Oktober 2007

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