Bitis gabonica Namen: Gabunviper; Gaboon Adder Unterarten, Namen und Vorkommen:
Alte Namen:
Vorkommen: Angola, Gabun, Kamerun, Äquatorial Guinea, Nigeria, Benin, Togo, Ghana, Elfenbeinküste, Liberia, Sierra Leone, Guinea, Zentral Afrikanische Republik, Sudan, Tansania, Demokratische Republik Kongo (Zaire), Kongo, Ost-Simbabwe, Mosambik, Republik von Südafrika (Zululand). Beschreibung: Die Schlange hat eine durchschnittliche Länge von 1,20 bis 1,50 Metern, maximal 2,05 m. Aufgrund des sehr untersetzten und schweren Körperbaues erreicht die Art ein Gewicht von acht bis maximal zehn Kilogramm. Die Gabunviper gilt als schwerste Giftschlange der Welt. Die Weibchen werden im Regelfall etwas länger als die Männchen. Der wuchtige, dreieckige Kopf der Schlange ist vom Körper durch einen eher schmalen Hals direkt hinter dem Nacken deutlich abgesetzt. Der Hals hat dabei einen Durchmesser, der etwa ein Drittel der Kopfbreite ausmacht. Die Nasalschuppen sind vor allem bei der Unterart Bitis gabonica rhinoceros zu deutlichen Hörnern umgebildet. Die Augen sind sehr groß und im Vergleich zu fast allen anderen Schlangenarten sehr beweglich. Eine Grundfarbe ist auf dem Körper der Schlangen nicht zu erkennen, die Färbung setzt sich vielmehr aus einem Mosaik von regelmäßig geformten Flächen zusammen. Der Kopf ist auf der Oberseite cremeweiß. Von den silbrig-schwarzen Augen ziehen sich die bereits erwähnten dunklen Dreiecke abwärts zum Mundwinkel. Der cremefarbene, fast pastellfarbige Bereich reicht über den Nacken und geht über in eine Reihe von ebenfalls in dieser Farbe gehaltenen Rechtecken, die sich auf dem Rücken bis zum Schwanz ziehen. Unterbrochen sind sie von olivgrünen und zentral eingeschnürten Flecken mit einer hellen Begrenzung. In der Einschnürung werden die Flecken durch braune Dreiecke zu Rechtecken ergänzt. Unterhalb dieser hellen Rückenzeichnung sind die Flanken vor allem durch eine Reihe großflächiger hellbrauner Rautenflecken (Diamanten) im Wechsel mit dunklen Dreiecken gekennzeichnet, die unten von einer weißen Zickzacklinie abgegrenzt werden. Unterhalb dieser liegen wiederum braune Dreiecke bis zum Bauch. Die Zeichnung ist individuell leicht variabel, wobei vor allem die Farben etwas unterschiedlich sein können. So kommen insbesondere bei frisch gehäuteten Tieren grünliche, gelbe, bläuliche oder violette Farben vor, und zwischen den Hauptzeichnungen können kleinere Farbflecken in weiß, gelb oder rot vorkommen. Beide Unterarten der Gabunviper sind sehr farbenfroh gemustert und auf dem Boden liegend durch das Laubmuster sehr gut getarnt. Wird die Schlange sehr stark gereizt und fühlt sich dadurch bedroht, kommt es zu dem für Puffottern typischen Drohverhalten, bei dem sie sich mehrfach aufbläht und die aufgenommene Luft zischend oder mit lauten Knallgeräuschen wieder entlässt. Diese Aufregung kann sehr lang andauern. Wenn die Schlange zubeißt, schnellt der Vorderkörper mit einer solchen Wucht vor, dass das Tier bis zur Hälfte vom Boden abhebt. Bei der Annäherung von Menschen bleibt sie oft still liegen und vertraut auf ihre Tarnung. Bei einem Bissunfall werden die bis zu 5,5 cm langen Giftzähne eingesetzt. Bisse sind selten. Toxine: Neurotoxische und hämolytisch wirkende Bestandteile. Giftmenge, die bei einem Biss dieser Art abgesondert wird, ist hoch, und durch die sehr langen Giftzähne wird das Gift tief in die Bissstelle eingebracht. Die meisten Bestandteile des Giftes gehen evolutionär wie für die Vipern typisch auf Komponenten des Blutgerinnungssystems zurück und wirken entsprechend. Den Hauptanteil bilden Serinproteinasen, die im Aufbau und der Funktion dem Gerinnungsenzym Thrombin sehr ähnlich sind. Hinzu kommen unter anderen Zn2+-Metalloproteasen, lektinähnliche Proteine, Phospholipase A2, Bradykinin-verstärkende Proteine und gattungstypische Bitiscystatine. Einige Gifte sind dabei arttypisch, darunter Gabonin-1 und -2 sowie die Disintegrine Bitisgabonin-1 und -2. Die Zusammensetzung der Serinproteasen ist ebenfalls einzigartig für die Gabunviper und insbesondere die Gabonase ist arttypisch für die Gabunviper. In ihrem Aufbau ähnelt sie dabei anderen Serinproteasen aus Schlangengiften wie beispielsweise der Crotalase im Gift der Crotalus-Arten. Symptome: Jeder Biss durch die Schlange muss als lebensgefährlich eingeschätzt werden. Das Gabunvipergift wirkt sehr stark hämorrhagisch und cytotoxisch, zudem sind neurotoxische Komponenten enthalten. Die Letale Dosis LD50 bei Mäusen und Kaninchen, denen das Gift intravenös gespritzt wurde, liegt bei 0,55 bis 0,71 bzw. 0,86 bis 2,76 Milligramm (Trockengewicht) pro Kilogramm Körpergewicht. Bei Affen liegt die LD50 bei 0,2 bis 0,6 mg/kg, auf dieser Basis wurde für den Menschen hochgerechnet, dass ein unbehandelter Biss mit einer Giftinjektion von mehr als 35 Milligramm als tödlich angesehen werden kann. Bei einem durchschnittlichen Biss gibt die Gabunviper allerdings deutlich größere Mengen ab, die im Bereich zwischen 200 und 600 Milligramm liegen; die bislang maximal bei einer Giftentnahme festgestellte Menge lag sogar bei 2,4 Gramm Trockengift bzw. 9,7 Milliliter Nassgift. Dabei handelt es sich um die größten Giftmengen, die für Giftschlangen überhaupt dokumentiert sind. Die Folgen eines Schlangenbisses beim Menschen sind vielfältig und können je nach Menge und Geschwindigkeit der Giftaufnahme unterschiedlich ausfallen. Häufig kommt es zu einem starken Abfall des Blutdrucks bis hin zum Schock, zu Blutungen im Bereich der Bisswunde und in anderen Körperregionen und Organen und zu einer Störung der Blutgerinnung, die der disseminierten intravasalen Gerinnung (DIC) sehr ähnlich ist. Die Gerinnungsstörung wird ausgelöst durch die hohe Menge an thrombinähnlichen Bestandteilen des Giftes, die zu einer unvollständigen Bildung von Fibrin aus dem vorhandenen Fibrinogen und einem danach erfolgenden Abbau desselben führen. Verstärkt wird der Effekt durch die Bitisgabonine, die das bei der Gerinnung benötigte Fibronektin binden und damit dem Blut entziehen. Das Blut wird entsprechend durch das Schlangengift ungerinnbar. Zytotoxische Effekte zweier hämorrhagischer Proteine, die zu einer Separation von Endothelzellen der Blutgefäße und damit einem Austritt von Blut in das umliegende Gewebe führen, werden für die diffusen Blutungen verantwortlich gemacht. Stoffwechselveränderungen führen zu einer verminderten Sauerstoffaufnahme im Gewebe und einer metabolischen Azidose mit erhöhten Blutkonzentrationen von Glucose und Laktat. Am Herzen werden Störungen der Erregungsleitung und Veränderungen des Aktionspotenzials durch eine verminderte Membrandurchlässigkeit für Calciumionen beobachtet, die auch zu einer zunehmenden Herzmuskelschwäche führt. Lokaler Schmerz, lokale Schwellung, die sich schnell ausbreitet und auf den ganzen Körper übergreifen kann, Blasenbildung, Nekrosen, Übelkeit, Erbrechen, Tachykardie, Arrhythmien, Blutdruckabfall, Hypovolämie, Lungenödem, Schock, Hämatemesis, Hämaturie, Blutgerinnungsstörungen bis zur Ungerinnbarkeit des Blutes. Fallbeschreibungen: Maßnahmen: Die pressure-immobilization-Methode darf nicht angewendet werden. Diese Maßnahme kann schwere Folgeschäden nach sich ziehen. Die betroffene Stelle ist ruhig zustellen. Der Patient muss liegend in eine Klinik transportiert werden. Eine Therapie des Schocks ist mit den im Rettungsdienst befindlichen Infusionslösungen vorzunehmen. Die weiteren Maßnahmen bis zur Klinik erfolgen symptomatisch. Es existiert ein Antivenin. Dieses ist erst nach Rücksprache mit einer Giftnotrufzentrale zu verabreichen. Literatur:
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