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Refobacin
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Refobacin® 120 mg

Refobacin® 80 mg

Refobacin® 40 mg

Refobacin® 10 mg

Wirkstoff: Gentamicinsulfat

Stoff- oder Indikationsgruppe: Aminoglykosid-Antibiotikum

Arzneilich wirksamer Bestandteil:

Refobacin® 120 mg: 1 Ampulle (2 ml wässrige Injektionslösung) enthält 200 mg Gentamicinsulfat (entspricht 120 mg Gentamicin); Edetinsäure Dinatriumsalz, Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke.

Refobacin® 80 mg: 1 Ampulle (2 ml wässrige Injektionslösung) enthält 133,3 mg Gentamicinsulfat (entspricht 80 mg Gentamicin); Edetinsäure Dinatriumsalz, Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke.

Refobacin® 40 mg: 1 Ampulle (1 ml wässrige Injektionslösung) enthält 66,7 mg Gentamicinsulfat (entspricht 40 mg Gentamicin); Edetinsäure Dinatriumsalz, Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke.

Refobacin® 10 mg: 1 Ampulle (2 ml wässrige Injektionslösung) enthält 16,7 mg Gentamicinsulfat (entspricht 10 mg Gentamicin); Edetinsäure Dinatriumsalz, Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke.

Anwendungsgebiete: Zur Behandlung von schweren Infektionen, die durch Gentamicin-empfindliche Erreger verursacht sind. Grundsätzliche Indikationen für Aminoglykoside sind Infektionen durch Erreger, die gegenüber anderen, weniger toxischen Arzneimitteln resistent sind, sowie schwere Infektionen mit gramnegativen Erregern, im Krankenhaus erworbene Infektionen sowie Infektionen bei abwehrgeschwächten und neutropenischen Patienten.

Unter diesen Voraussetzungen kann Refobacin angewandt werden bei:

  • Infektionen der Niere und ableitenden Harnwege

  • Infektionen der Geschlechtsorgane (mit Ausnahme der Gonorrhoe)

  • nosokomialen Pneumonien (Da Pneumonien im ambulanten Bereich überwiegend durch Pneumokokken verursacht werden, ist Gentamicin in diesen Fällen nicht das Mittel der ersten Wahl.)

  • Endokarditis

  • intraabdominellen Infektionen

  • nosokomialer Sepsis

  • Meningitis durch gramnegative Erreger

  • Osteomyelitis und eitriger Arthritis

  • Infektionen oder drohender Infektionsgefahr bei Patienten mit reduzierter Abwehrlage.

Hinweis: Im Sinne einer kalkulierten Chemotherapie ist eine Kombinationsbehandlung vorwiegend zusammen mit einem Betalaktam-Antibiotikum oder mit einem gegen anaerobe Bakterien wirksamen Antibiotikum angezeigt bei lebensbedrohlichen Infektionen mit unbekanntem Erreger, bei gemischten anaeroben/aeroben Infektionen, bei bakterieller Endokarditis, bei systemischen Pseudomonas-Infektionen sowie bei abwehrgeschwächten, vorwiegend neutropenischen Patienten.

Gegenanzeigen: Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Gentamicin oder gegen andere Aminoglykoside darf Refobacin nicht eingesetzt werden.

Bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz oder bei vorbestehender Innenohrschwerhörigkeit sollte Refobacin nur bei vitaler Indikation angewandt werden.

Da Gentamicin neuromuskulär blockierende Eigenschaften hat, ist bei Patienten mit neuromuskulären Vorerkrankungen (z. B. Myasthenia gravis, Parkinson'scher Krankheit) besondere Aufmerksamkeit geboten. Dies gilt auch für Patienten, die gleichzeitig Muskelrelaxantien erhalten (z. B. bei der perioperativen Gabe von Gentamicin).

Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit: Refobacin sollte im ersten Trimenon nicht und im weiteren Verlauf der Schwangerschaft nur bei vitaler Indikation angewendet werden. Refobacin ist plazentagängig. Obwohl bisher keine Berichte über Schädigungen durch Refobacin vorliegen, besteht eine potentielle Gefahr einer Innenohr- und Nierenschädigung des Feten. Refobacin geht in geringen Mengen in die Muttermilch über. Wegen fehlender Resorption des Arzneimittels aus dem Magen-Darm-Trakt ist bei gestillten Säuglingen nicht mit unerwünschten Wirkungen zu rechnen.

Nebenwirkungen:

Nieren, Harnwege und Geschlechtsorgane: Störungen der Nierenfunktion wie Einschränkung der glomerulären Filtrationsrate sind während der Therapie mit Refobacin häufig (ca. 10 %), jedoch meist reversibel. Die wichtigsten Risikofaktoren sind hohe Gesamtdosis, lange Therapiedauer und erhöhte Serumspiegel (hohe Talspiegel) von Gentamicin; daneben können Alter, Hypovolämie und Schock zusätzliche Risiken darstellen. Klinische Zeichen der Nierenschädigung sind: Proteinurie, Hämaturie, Zylindrurie, Oligurie, Erhöhung der Kreatinin- und Harnstoffkonzentrationen im Serum. Im Einzelfall kann es zum akuten Nierenversagen kommen.

Nervensystem: Schädigungen des Nervus statoacusticus (N. VIII) sind möglich, wobei sowohl das Gleichgewichts- als auch das Hörorgan betroffen sein können. Bei den ototoxischen Reaktionen stehen vestibuläre Störungen im Vordergrund. Hörstörungen betreffen zunächst den Hochtonbereich und sind zumeist irreversibel. Wichtigster Risikofaktor ist eine vorbestehende Niereninsuffizienz; ferner steigt das Risiko mit der Höhe der Gesamt- und Tagesdosis. Symptome der ototoxischen Wirkungen sind z. B. Schwindel, Ohrenklingen/Ohrensausen (Tinnitus), Minderung des Hörvermögens. Polyneuropathien und periphere Parästhesien sind in Einzelfällen beschrieben worden.

Überempfindlichkeitsreaktionen: In Einzelfällen sind allergische Hauterscheinungen (z. B. Hautrötungen mit Hitzegefühl (Rash), Juckreiz, Nesselausschlag mit Bläschen- und Quaddelbildung (urtikarielles Exanthem) beobachtet worden.

Blut und Blutkörperchen: Unter der Behandlung mit Refobacin kann es in sehr seltenen Fällen zu einer Veränderung der Zahl der Blutplättchen (Thrombozytopenie) und der weißen Blutkörperchen (Leukopenie, Eosinophilie, Granulozytopenie) kommen.

In Einzelfällen können bei hochdosierter Langzeittherapie (mehr als 4 Wochen) die Kalium-, Calcium- und Magnesiumkonzentrationen im Blut erniedrigt sein (Hypokaliämie, Hypokalzämie, Hypomagnesiämie).

Leber und Gallenwege: Ein reversibler Anstieg von Leberenzymen (Transaminasen, alkalische Phosphatase) sowie der Bilirubinkonzentrationen im Serum ist in seltenen Fällen beschrieben worden.

Lokale Reaktionen: Schmerzen an der Injektionsstelle sind möglich.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln:

Gentamicin/Muskelrelaxantien und Ether: Die neuromuskulär-blockierenden Eigenschaften der Aminoglykoside werden durch Ether und Muskelrelaxantien verstärkt. Wird Gentamicin unter oder unmittelbar nach Operationen verabreicht, kann bei gleichzeitiger Anwendung von Muskelrelaxantien vom nicht depolarisierenden Typ die neuromuskuläre Blockade vertieft und verlängert sein. Diese Wechselwirkungen können Ursache unerwarteter Zwischenfälle sein. Wegen des erhöhten Risikos sollten solche Patienten besonders überwacht werden. Durch Injektion von Calciumchlorid kann die Aminoglykosid-bedingte neuromuskuläre Blockade aufgehoben werden.

Gentamicin/Methoxyfluran: Aminoglykoside können die nierenschädigende Wirkung von Methoxyfluran verstärken. Bei gleichzeitiger Anwendung sind schwerste Nephropathien möglich.

Gentamicin/andere potentiell nephro- oder ototoxische Arzneimittel: Ein erhöhtes Nebenwirkungsrisiko haben Patienten, die gleichzeitig oder anschließend mit potentiell nephro- oder ototoxischen Arzneimitteln behandelt werden, wie z. B.: Amphotericin B, Colistin, Ciclosporin, Cisplatin, Vancomycin, Schleifendiuretika wie Etacrynsäure und Furosemid. Bei Cisplatin enthaltenden Arzneimitteln ist zu beachten, dass noch 3 bis 4 Wochen nach Gabe dieser Substanzen die Nephrotoxizität von Gentamicin verstärkt werden kann.

Gentamicin/andere Antibiotika: Die Kombinationstherapie mit geeigneten Antibiotika (z. B. mit Betalaktam-Antibiotika) kann zu einem synergistischen Effekt führen. Synergistische Wirkungen mit Acylamino-Penicillinen auf Pseudomonas aeruginosa, mit Ampicillin auf Enterokokken und mit Cephalosporinen auf Klebsiella pneumoniae sind beschrieben worden.

Wichtigste Inkompatibilitäten: Refobacin sollte stets getrennt von anderen Arzneimitteln verabreicht werden. Refobacin darf auf keinen Fall in einer Injektions- bzw. Infusionslösung mit Betalaktam-Antibiotika (z. B. Penicilline, Cephalosporine) gemischt werden, da es zu einer chemischphysikalischen Inaktivierung der Kombinationspartner kommt.

Dies gilt auch für eine Kombination von Gentamicin mit Diazepam, Furosemid, Flecainidacetat bzw. Heparin-Natrium.

Dosierung mit Einzel- und Tagesgaben:

Soweit nicht anders verordnet, werden folgende Richtdosen empfohlen: Als Anfangsdosis werden unabhängig von der Nierenfunktion 1,5 – 2,0 mg Gentamicin/kg Körpergewicht empfohlen. Erwachsene mit normaler Nierenfunktion bekommen als Erhaltungsdosis 1 – 2 mg Gentamicin/kg Körpergewicht alle 8 Stunden (Gesamttagesdosis 3 – 6 mg Gentamicin/kg Körpergewicht), Säuglinge nach dem ersten Lebensmonat 1,5 – 2,5 mg Gentamicin/kg Körpergewicht alle 8 Stunden (Gesamttagesdosis 4,5 – 7,5 mg Gentamicin/kg Körpergewicht). Neugeborenen und Säuglingen bis zu 3 Wochen verabreicht man die erforderlichen Tagesdosen (4 – 7 mg Gentamicin/kg Körpergewicht) aufgrund der längeren Halbwertszeit stets in 1 ( – 2) Einzeldosen.

Insbesondere bei der Kombinationsbehandlung (z. B. mit einem Betalaktam-Antibiotikum in der üblichen Dosierung) ist auch die Verabreichung der gesamten Tagesdosis, also die einmal tägliche Gabe möglich. Klinische und tierpharmakologische Untersuchungen ergaben Hinweise, dass diese Applikationsform, im Vergleich zur Aufteilung in mehrere Einzeldosen, Vorteile sowohl hinsichtlich der Wirksamkeit als auch Verträglichkeit aufweist.

Bei normalgewichtigen Erwachsenen werden 1 x 360 mg Gentamicin in einer 60minütigen i.v.-Kurzinfusion (physiologische Kochsalzlösung) empfohlen.

Harnwegsinfektionen: Bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen wird eine einmal tägliche Gabe von 80 – 120 mg Gentamicin über 7 –10 Tage empfohlen. Bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen der Frau reicht oft eine Behandlungsdauer von 1 – 3 Tagen aus.

Lebensbedrohliche Infektionen z. B. Sepsis: Bis 6 mg Gentamicin/kg Körpergewicht/Tag (bei normalgewichtigen Erwachsenen 400 mg Gentamicin/Tag). Diese Dosierung sollte auf 4 – 5 mg Gentamicin/kg Körpergewicht oder weniger reduziert werden, sobald dies klinisch indiziert ist (gewöhnlich innerhalb von 48 h). Zur Behandlung von neutropenischen Patienten und zur Endokarditis-Therapie sollte, aufgrund fehlender Daten, die einmal tägliche Dosierung noch nicht eingesetzt werden.

Empfehlungen zur Dosierung und Therapieüberwachung von Gentamicin bei mehrmals täglicher Dosierung

Dosierung (Erwachsene):

Initialdosis: 120 mg Gentamicin (1,5 – 2 mg Gentamicin/kg Körpergewicht)

Infusionsdauer: 20 – 60 min

Erhaltungsdosis: 3 – 6 mg Gentamicin/kg Körpergewicht/Tag

Dosierungsintervall: Die Dosierungsintervalle können der individuellen Halbwertszeit angepasst werden. Die Berechnung der Halbwertszeit erfolgt aufgrund der gemessenen Konzentrationen (Spitzen- und Talspiegel) entweder graphisch oder mit Taschenrechner (siehe Beispiel).

Beispiel:

Halbwertszeit

t1/2 = ln 2 x (t2 – t1) : ln (c1/c1) = 0,69 x 7 : ln (7/1) = 4,83 : 1,95 = 2,5 Std.

Blutentnahmen: Sie erfolgen am Ende eines Dosierungsintervalls (Talspiegel) und unmittelbar nach Ende der Infusion (Spitzenspiegel). Überhöhte Talspiegel (größer als 2 mg Gentamicin/l bei konventioneller Dosierung und größer 1 mg Gentamicin/l bei täglicher Einmaldosierung) weisen auf eine Akkumulation hin (Nephrotoxizität!), Dosierungsintervall verlängern oder eventuell Dosis reduzieren.

Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion: Gentamicin wird hauptsächlich durch glomeruläre Filtration ausgeschieden. Demzufolge muss die Dosierung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion entsprechend angepasst werden.

Für die Dosierungsanpassung gibt es zwei Möglichkeiten:

A. Verlängerung der Dosierungsintervalle bei gleichbleibender Dosis (Folgedosen identisch mit Initialdosis).

B. Verringerung der Dosis bei gleich bleibenden Dosierungsintervallen (Folgedosen kleiner als Initialdosis).

A. Verlängerung der Dosierungsintervalle bei gleichbleibender Dosis: Die Abschätzung der individuellen Dosisintervalle (in Stunden) kann mit Hilfe folgender Gleichungen erfolgen:

Tind = TN · t1/2 ind : t1/2 N

oder

Tind = TN · Clgenta (N) : Clgenta (ind)

Da die Gentamicin-Clearance direkt proportional der Kreatinin-Clearance ist, lässt sich auch folgende Näherungsgleichung anwenden

Tind = TN x Clcr (N) : Clcr (ind)

Tind = individuelles Dosierungsintervall (h)

TN = normales Dosierungsintervall (z. B. 8 Stunden)

t1/2 N = Halbwertszeit des Gentamicins beim Nierengesunden (ca. 2 – 3 h)

t1/2 ind = Halbwertszeit des Gentamicins bei eingeschränkter Nierenfunktion (Bestimmung der Halbwertszeiten siehe oben)

Clgenta = Gentamicin-Clearance

Clcr = Kreatinin-Clearance

Beispiel: Bei einer Kreatinin-Clearance von 30 ml/min wäre das Applikationsintervall bei gleichbleibender Dosis

Tind = 8 x 100 : 30 (h) = 26 Std.

Bei Zugrundelegung einer Clcr (N) von 100 ml/min.

B. Verringerung der Dosis bei gleich bleibenden Dosisintervallen: Da Gentamicin fast ausschließlich renal ausgeschieden wird, können die Folgedosen bei stark eingeschränkter Nierenfunktion nach folgender Formel abgeschätzt werden:

D* = Clcr* Clcr (normal) x DN

Clcr* = Kreatinin-Clearance bei eingeschränkter Nierenfunktion

DN = Normaldosis

D* = Folgedosis bei eingeschränkter Nierenfunktion

Folgende Tabelle gibt einen Anhaltspunkt zur Verringerung der Dosis bei gleich bleibenden Dosisintervallen (8stündiges Dosisintervall)

Serumkreatinin (mg/100 ml) Kreatinin-Clearance (ml/min/1,73 m2) Folgedosen (Prozent der Initialdosis)
kleiner als 1,0 größer als 100 100
1,1 – 1,3 71 – 100 80
1,4 – 1,6 56 – 70 65
1,7 – 1,9 46 – 55 55
2,0 – 2,2 41 – 45 50
2,3 – 2,5 36 – 40 40
2,6 – 3,0 31 – 35 35
3,1 – 3,5 26 – 30 30
3,6 – 4,0 21 – 25 25
4,1 – 5,1 16 – 20 20
5,2 – 6,6 11 – 15 15
6,7 – 8,0 kleiner als 10 10

Dabei muss beachtet werden, dass sich die Nierenfunktion im Laufe der Behandlung ändern kann.

Die Kreatinin-Clearance sollte als Parameter vor allem bei Patienten mit schwankenden Plasma-Kreatinin-Konzentrationen bevorzugt werden, wie dies bei schweren Infektionen (z. B. Sepsis) beobachtet wird.

Wenn nur die Serumkreatininwerte bekannt sind, kann die Kreatinin-Clearance nach folgenden Formeln abgeschätzt werden:

Männer:

Clcr = Körpergewicht in (kg)g(140 – Lebensjahre) : 72 x Serumkreatinin (mg/100 ml)

bzw.

Männer:

Clcr = Körpergewicht in (kg) x (140 – Lebensjahre) : 0,814 x Serumkreatinin (mmol/l)

Frauen: 0,85 x dem obigen Wert

Wenn die Serumkreatininwerte zur Beurteilung der Nierenfunktion herangezogen werden, sollten diese Befunde mehrfach erhoben werden, da nur bei gleich bleibend eingeschränkter Nierenfunktion eine Korrelation zu den Kreatinin-Clearance-Werten besteht.

Dosierung bei Hämodialyse-Patienten: Bei einer Kreatinin-Clearance unter 5 ml/min ist die Hämodialyse angezeigt. Gentamicin ist dialysierbar. Bei einer 4 – 5stündigen Hämodialyse muss mit 50 – 60 %, bei einer 8 – 12stündigen Hämodialyse mit 70 – 80 % Konzentrationsminderung gerechnet werden. Nach jeder Dialyseperiode muss individuell nachdosiert werden, ausgehend von den aktuellen Gentamicin-Serumkonzentrationen.

Normalerweise beträgt die empfohlene Dosis nach der Dialyse 1 – 1,7 mg Gentamicin/kg Körpergewicht.

Da Hämodialyse-Patienten gewöhnlich unter Antikoagulantien-Therapie stehen, darf hier wegen der Gefahr der Hämatombildung nicht intramuskulär injiziert werden.

Art und Dauer der Anwendung: Zur intramuskulären, intravenösen, subkonjunktivalen Injektion oder zur intravenösen Infusion.

Die Injektion/Infusion ist nicht zusammen mit anderen Arzneistoffen zu verabreichen.

Um hohe Spitzenkonzentrationen zu vermeiden, empfiehlt sich eine Infusion über eine Dauer von 20 – 60 Minuten.

Refobacin kann, falls ärztlich angezeigt, unverdünnt direkt in die Vene gespritzt werden; die Injektion muss langsam während 2 – 3 Minuten erfolgen.

Refobacin kann zur Infusion mit physiologischer Kochsalzlösung verdünnt werden.

Bei üblichen bakteriellen Infektionskrankheiten richtet sich die Behandlungsdauer nach dem Verlauf der Erkrankung. Normalerweise ist eine Behandlungsdauer von 7 – 14 Tagen ausreichend. Die Dauer der Therapie sollte 10 – 14 Tage möglichst nicht überschreiten.

Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel: Gentamicin besitzt eine enge therapeutische Breite. Bei Kumulation (z. B. infolge eingeschränkter Nierenfunktion) kann es zur Nierenschädigung und zur Schädigung des Nervus statoacusticus kommen. Nierenschädigungen sind mit Talspiegeln von größer als 4 mg Gentamicin/l korreliert.

Therapie bei Überdosierung: Absetzen der Medikation. Es gibt kein spezifisches Antidot. Gentamicin kann durch Hämodialyse entfernt werden.

Therapie der neuromuskulären Blockade: Bei neuromuskulärer Blockade (meist durch Wechselwirkungen verursacht, Details siehe dort) ist die Gabe von Calciumchlorid zweckmäßig, gegebenenfalls künstliche Beatmung.

Pharmakologische Eigenschaften: Gentamicin ist ein aus Micromonospora purpurea gewonnenes Aminoglykosid-Antibiotikum. Es stellt ein Gemisch aus den strukturell sehr ähnlichen Homologen Gentamicin C1, C1a und C2 dar. Das Gentamicin-Homologe C2 gilt als die Komponente mit der größten Toxizität. Die antibakterielle Aktivität des Gentamicinsulfats wird sowohl auf der Basis von Einheiten als auch auf Masse (Gewichts)-Basis festgelegt. Dabei gelten folgende Beziehungen:

  • 1 mg entspricht 628 I.E.

  • 1 I.E. entspricht 0,00159 mg Gentamicinsulfat

  • Das DAB 9 fordert eine Mindestaktivität von 590 I.E./mg (wenn die Substanz wasserfrei ist) bzw. von 513 I.E./mg (wenn die Substanz 15 % Wasser enthält).

Die WHO gibt für ihre internationale Standardsubstanz eine spezifische Aktivität von 614 I.E./mg Gentamicinsulfat an.

Wirkungsmechanismus: Gentamicin besitzt bakterizide Wirksamkeit sowohl im Proliferations- als auch im Ruhestadium der Bakterien. Es geht mit den Proteinen der 30-S-Untereinheiten der Bakterienribosomen eine Verbindung ein, wodurch ein ,,Misreading‘‘ der m-RNS-Information bewirkt wird.

Das Wirkungsspektrum des Gentamicins ist in der folgenden Tabelle dargestellt:

Wirkungsspektrum des Gentamicins

  • Staphylokokken

  • praktisch alle Enterobacteriaceae

  • Pseudomonas aeruginosa

  • Pasteurellaceae wie z. B. Pasteurella, Haemophilus

  • Neisserien

  • Listeria monocytogenes

  • Yersinia enterocolitica

  • Sonstige, z. B. Bacillus anthracis, Acinetobacter, Aeromonas, Bordetella, Brucella.

Stets oder meist resistent sind: obligate Anaerobier (z. B. Bacteroides sp., Clostridium spp., Eubacterium, Fusobacterium, Peptococcus, Peptostreptococcus).

Enterokokken, Pneumokokken und andere Streptokokken unterschiedlicher serologischer Gruppen sind wenig empfindlich bis resistent.

Dies gilt auch für Pseudomonas cepacia, Pseudomonas maltophilia und Pseudomonas pseudomallei.

Seit Einführung des Gentamicins findet sich global nur eine geringe Resistenzzunahme. Die Resistenzen weisen jedoch deutlich regionale Unterschiede auf und hängen vom lokalen Verbrauch ab. Ggf. muss die Wirksamkeit bei Klebsiellen, Enterobacter-Spezies, indolpositiven Proteus-Spezies, Serratia und Pseudomonas aeruginosa geprüft werden.

Gegen grampositive Kokken stellen Aminoglykoside für andere Antibiotika geeignete Kombinationspartner dar. Synergistische Wirkungen sind mit Acylamino-Penicillinen (z. B. Piperacillin) auf Pseudomonas aeruginosa, mit Ampicillin auf Enterokokken mit Cephalosporinen auf Klebsiella pneumoniae beschrieben worden.

Toxikologische Eigenschaften:

a) Akute Toxizität: Untersuchungen zur akuten Toxizität an verschiedenen Tierspezies haben keine besondere Empfindlichkeit ergeben.

b) Chronische Toxizität: In Untersuchungen zur chronischen Toxizität (i.m. Applikation) an verschiedenen Tierspezies wurden nephrotoxische und ototoxische Effekte bei hohen Dosierungen beobachtet.

c) Mutagenes und tumorerzeugendes Potential: Zu Refobacin liegt keine ausführliche Mutagenitätsprüfung vor. Bisherige Untersuchungen verliefen negativ. Langzeituntersuchungen am Tier auf ein tumorerzeugendes Potential von Refobacin liegen nicht vor.

d) Reproduktionstoxizität: Refobacin ist plazentagängig. Obwohl bisher keine Berichte über Schädigungen durch Refobacin vorliegen, besteht eine potentielle Gefahr einer Innenohr- und Nierenschädigung des Feten. Refobacin geht in geringen Mengen in die Muttermilch über. Wegen fehlender Resorption des Arzneimittels aus dem Magen-Darm-Trakt ist bei gestillten Säuglingen nicht mit unerwünschten Wirkungen zu rechnen.

Pharmakokinetik:

Resorption: Gentamicin wird wie alle Aminoglykosid-Antibiotika nach oraler Gabe von der gesunden Darmschleimhaut praktisch nicht resorbiert. Daher erfolgt die therapeutische Anwendung parenteral, d. h. intravenös bzw. intramuskulär.

Bei intramuskulärer Gabe von 1 mg Gentamicin/kg Körpergewicht werden nach 30 – 60 Minuten mittlere maximale Gentamicin-Konzentrationen von 3,5 – 6,4 mg/l gemessen. Nach intravenöser Kurzinfusion von 15 –30 Minuten werden nach einer Stunde vergleichbare Serumkonzentrationen gemessen, wie nach intramuskulärer Gabe.

Therapeutische Serumkonzentrationen liegen im allgemeinen zwischen 2 und 8 mg Gentamicin/l. Maximale Serumkonzentrationen von 10 – 12 mg Gentamicin/l sollten bei konventioneller, mehrmals täglicher Gabe nicht überschritten werden. Vor erneuter Gabe sollte die Serumkonzentration bei konventioneller, mehrmals täglicher Gabe unter 2 mg Gentamicin/l abgesunken sein. Bei einmal täglicher Gabe sollte der Talspiegel unter 1 mg Gentamicin/l liegen.

Verteilung: Das Verteilungsvolumen von Gentamicin entspricht mit 0,25 l/kg etwa dem Volumen des Extrazellulärwassers. Bei Neugeborenen liegt das Verteilungsvolumen bei 60 % des Körpergewichtes und nimmt mit zunehmendem Lebensalter ab.

Die Verteilung von Gentamicin in die einzelnen Organe führt zu unterschiedlichen Gewebskonzentrationen, die höchsten Konzentrationen liegen im Nierengewebe vor. Geringere Konzentrationen finden sich in Leber und Gallenblase, Lunge und Milz. Im Hirn- und Nervengewebe lässt sich nach parenteraler Applikation kein Gentamicin nachweisen, ebenso finden sich bei kurzfristiger Behandlung keine messbaren Konzentrationen in den Knochen.

Gentamicin ist plazentagängig, die fötalen Konzentrationen können 30 % der mütterlichen Plasmakonzentrationen betragen. Gentamicin geht in geringen Mengen in die Muttermilch über (dort 1/3 der Konzentrationen wie im mütterlichen Plasma).

Nach wiederholter Injektion von Gentamicin werden in der Synovial-, Pleura-, Perikard- und Peritonealflüssigkeit ca. 50 % der erreichbaren Plasmakonzentrationen gemessen. Der Übertritt von Gentamicin in den Liquor cerebrospinalis ist auch bei entzündeten Meningen gering (bis zu 20 % der entsprechenden Plasmakonzentrationen). Plasmaeiweißbindung: kleiner als 10 %.

Elimination: Gentamicin wird im Organismus nicht metabolisiert, sondern unverändert in mikrobiologisch aktiver Form überwiegend renal durch glomeruläre Filtration ausgeschieden. Die dominante Eliminationshalbwertszeit liegt bei Patienten mit normaler Nierenfunktion bei etwa 2 – 3 Stunden. Bei Neugeborenen bis zur 3. Lebenswoche ist die Serumhalbwertszeit wegen unreifer Nierenfunktion um etwa 1/3 verlängert.

In den Tubuluszellen der Nierenrinde kommt es zu einer Anreicherung des Gentamicins. Eine terminale Halbwertszeit um 100 – 150 Stunden resultiert aus einer Abgabe des Gentamicins aus diesem tiefen Kompartiment. Die Ausscheidung erfolgt dosisunabhängig. Weit über 90 % der Substanz werden über die Nieren ausgeschieden. Nur ca. 2 % der verabreichten Dosis werden bei normaler Nierenfunktion extrarenal eliminiert. Die totale Clearance beträgt ca. 0,73 ml x min–1 kg–1.

Bei eingeschränkter Nierenfunktion verlängert sich die Eliminationshalbwertszeit abhängig vom Grad der Niereninsuffizienz. Eine Beibehaltung des üblichen Dosierungsschemas führt zur Kumulation. Gentamicin ist vollständig dialysierbar. Bei der extrakorporalen Hämodialyse werden je nach Dialysedauer 50 – 80 % des Gentamicins aus dem Serum entfernt. Eine Peritonealdialyse ist ebenfalls möglich, die Eliminationshalbwertszeiten liegen hierbei zwischen 12,5 und 28,5 Stunden.

Sonstige Hinweise:

  • Kontrolle der Nierenfunktion vor, während und nach der Therapie.

  • Dosierung streng nach Kreatinin-Clearance. Bei eingeschränkter Nierenfunktion muss die Dosis der Nierenleistung angepasst werden.

  • Bei eingeschränkter Nierenfunktion muss auch die lokale Gabe (Inhalation, intratracheale Instillation) bei gleichzeitiger systemischer Anwendung in der Gesamtdosierung berücksichtigt werden.

  • Therapiebegleitende Kontrollen der Gentamicin-Konzentrationen im Serum bei allen problematischen Behandlungen. Spitzenkonzentrationen von 10 – 12 mg/l und Talkonzentrationen von 2 mg/l sollten bei der konventionellen, mehrmals täglichen Gabe nicht überschritten werden. Bei einmal täglicher Gabe sollte der Talspiegel unter 1 mg/l liegen.

  • Bei schon bestehender Innerohrschädigung oder langer Therapiedauer ist zusätzlich eine Überwachung der Gleichgewichtsfunktion sowie des Hörvermögens erforderlich.

  • Therapiedauer möglichst begrenzen auf 10 – 14 Tage.

  • Vermeiden einer erneuten Aminoglykosid-Therapie unmittelbar im Anschluss an eine vorausgegangene Aminoglykosid-Behandlung: möglichst 7 – 14tägiges therapiefreies Intervall.

  • Möglichst keine gleichzeitige Gabe anderer potentieller oto- und nephrototoxischer Substanzen. Lässt sich diese nicht vermeiden, ist eine besonders engmaschige Kontrolle der Nierenfunktion angezeigt.

  • Gewährleistung einer ausreichenden Hydratation und Urinproduktion.

Dauer der Haltbarkeit:

Refobacin® 120 mg, Refobacin® 80 mg, Refobacin® 40 mg: 3 Jahre

Refobacin® 10 mg: 5 Jahre

Darreichungsformen und Packungsgrößen:

Refobacin® 120 mg: 1 Ampulle (2 ml), 5 Ampullen (2 ml)

Refobacin® 80 mg: 2 Ampullen (2 ml)

Refobacin® 40 mg: 5 Ampullen (1 ml)

Refobacin® 10 mg: 5 Ampullen 2 ml)

Klinikpackungen von allen Dosierungen

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Stand: 21. Oktober 2007

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