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Schwefellost Weitere Namen: Di-(2-chlorethyl)-sulfid, Dichlordiethylsulfid, HD, Lost, S-Lost, Gelbkreuz, Senfgas, Yperit.
Molekulargewicht: 159,08 g/mol CAS-Nummer: 505-60-2 Physikalische Eigenschaften: Im reinen Zustand handelt es sich um eine farblose, geruchlose und ölige Flüssigkeit. Das technische Produkt ist in organischen Lösungen gelöst. Hier handelt es sich um eine gelblich-braune Flüssigkeit, die einen Geruch nach Senf (Namensgebung), Gummi, Knoblauch oder Zwiebeln hat. Das stabile Produkt kann ohne Probleme in Alu- oder Stahlkanistern gelagert werden und ist in organischen Lösungsmitteln gut lösbar. Er durchdringt Beton, Gummi, Holz, Leder und Ziegel. Schwefellost ist gut fettlöslich und kann deshalb innerhalb von Minuten über die Haut in den Körper eindringen.
Allgemeines: Die erstmalige Beschreibung stammt aus dem Jahr 1886 von Victor Meyer. Der Stoff wurde als Chlorderivat beschrieben. Der Name Lost stammt von den Abkürzungen der beiden deutschen Chemikern Lommel und Steinkopf. Aufnahme: Eine Aufnahme des Kampfmittels ist über die Haut, oral oder inhalativ möglich. Anwendungen: Lost wurde im ersten Weltkrieg als taktisches Kampfmittel eingesetzt. In der Nacht vom 12. auf den 13. Juli 1917 wurde das Kampfmittel zum ersten in Ypern (Belgien) eingesetzt. 1936 setzte Italien Schwefellost gegen die Äthiopier ein. Es starben Tausende Menschen. Es handelt sich um einen tödlichen und außer Gefecht setzender Kampfstoff, der in Geschossen, Raketen und Minen eingesetzt wird. Auch die Anwendung als Aerosol ist möglich. In Verbindung mit Kunstharzen spricht man von Zählost. Der Einsatz von Senfgas wird wahrscheinlich das komplette Gesundheitssystem eines betroffenen Landes blockieren, da die betroffenen Patienten monatelang intensivmedizinisch betreut werden müssen. In der Medizin wird Lost bei der Therapie der Psoriasis angewendet. Diagnostik: Es existieren Prüfröhrchen für dieses Kampfmittel. Pathophysiologie: Die primäre Wirkung besteht in einer Schädigung der DNA. Die Zellteilung wird gehemmt. Zusätzlich blockiert das Kampfmittel eine Vielzahl von Enzymen und hemmt die Bildung von weißen Blutkörperchen. Es besteht eine mutagene und karzinogen Wirkung. Toxizität: Die perkutane letale Dosis ist abhängig von der Konzentration. Bei 600 mg/kg tritt der Tode nach wenigen Stunden ein. Bei einer Einwirkung von länger als einer Stunde in einer Dosierung von 50 mg/kg versterben die Patienten innerhalb von drei Tagen. Die Eindringungsgeschwindigkeit an der Haut beträgt 0,001 mg/cm² je Minute. Dieser Vorgang wird durch einen Anstieg der Luftfeuchtigkeit und der Temperatur erhöht.
Schwellenkonzentration (Mensch): 0,01 mg/l Luft Symptome: Prinzipiell ist ein symptomfreies Intervall möglich. Die Latenzzeit kann Stunden bis Tage andauern. Als allgemeine Symptome ist ein Kopfschmerz, Tinnitus, Appetitlosigkeit und Tremor zu erkennen. An den Augen treten erst nach 30 bis 60 Minuten eine Lichtscheuheut, Konjunktivitis, Chemosis (Ödem der Bindehaut bei stärkerer Entzündung der Konjunktiva oder bei entzündlichen Prozessen der Nachbarschaft; infolge Lymphabflussstörung oder Stauung; bei allergischen Reaktionen; nach toxischer Gefäßschädigung der Bindehaut. Es findet sich eine ödematöse, weißlich-glasige oder hochrote wulstartige Schwellung der Conjunctiva bulbi, die aus der Lidspalte hervorquellen und die Hornhaut teilweise überdecken kann.), Blepharospastik (Lidkrampf) und ein Tränenfluss auf. Schädigungen an der Kornea sind ebenfalls möglich. Bei einer Einwirkung des flüssigen Produktes auf das Auge ist eine Erblindung möglich. An dem Atemwege macht sich die Wirkung durch ein Kratzen und einer Trockenheit im Hals, Schluckbeschwerden, Schleimhautnekrosen, Heiserkeit und einen retrosternalen Schmerz bemerkbar. Es kann ein toxisches Lungenödem und eine Bronchopneumonie auftreten. Nach einer Einwirkzeit von zwei bis sechs Stunden sind die ersten Symptome auf der Haut zu erkennen. Es entsteht ein Juckreiz, Rötung, Ödembildung, Blasenbildungen und Verbrennungen zweiten Grades. Die Blasen können eine Größe bis zu 30 cm erreichen. Zwanzig Minuten nach der oralen Aufnahme kommt es zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Geschwüre und Nekrosen an den Schleimhäuten sind klinisch erkennbar. Durch das Erbrechen und den Durchfall entsteht ein starker Wasser- und Elektrolytverlust. Die Patienten sind gleichgültig, haben Angst, sind erregt oder apathisch. Klinisch ist eine Hemmung der Bildung weißer Blutkörperchen erkennbar, die sich durch die Anfälligkeit von Infektionen negativ auf die Prognose auswirkt. Maßnahmen: Schutzanzüge sind nach dem Einsatz zu vernichten, da das Kampfmittel diesen durchdringt. Die Patienten müssen unter Beachtung des Eigenschutzes aus der kontaminierten Umgebung zu retten. Es dürfen nur dekontaminierte Patienten mit einem Rettungsmittel transportiert werden. Eine erste Dekontamination kann mit allen wässrigen Flüssigkeiten (Feuerwehr) vorgenommen werden. Beim Waschen sollen die Augen geschlossen sein und die Augen sollen nicht berührt werden. Die komplette Bekleidung ist zu entfernen. Natriumthiosulfat in einer Dosierung von 100 - 500 mg/kg KG bindet den resorbierten Kampfstoff. Bei einer oralen Aufnahme bekommt der Patient sofort 1 g medizinische Kohle pro Kilogramm Körpergewicht. Eine Magenspülung erfolgt nur auf direkte Weisung durch ein Giftinformationszentrum. Eine Stunde nach der oralen Aufnahme des Giftes darf wegen einer Perforationsgefahr keine Magenspülung mehr vor genommen werden. Die Augen sind sofort zu anästhesieren und ausgiebig, z.B. mit Isogutt®, zu spülen. Die Patienten erhalten inhalativ und parenteral Kortikoide. Der Kreislauf ist durch Infusionen zu stabilisieren. Eine Hautdekontamination kann mit Polyethylenglykol 400 oder Chloramin T® vorgenommen werden. Auftretende Blasen werden keimarm abgedeckt. Die Patienten müssen in ein toxikologisches Zentrum, ein Verbrennungszentrum oder in eine Intensiveinheit transportiert werden. Prognose: Spätfolgen des Kampfmittels können irreversible Schädigungen der Augen (teilweise mit Verlust der Sehkraft), Lungenschädigungen, Bronchitiden, Haut- und Lungenkrebse, eine KHK und Defekte der Haut auslösen. |
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