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Biss von Astrotia stokesii Ein zwei Jahre altes Mädchen spielte im niedrigen Wasser am Strand in Yeppoon in Ost-Australien. Es fing plötzlich an zu schreien. Die herbei eilende Mutter sah eine Schlange. Sie hatte sich um den linken Knöchel des Kindes gewickelt und entfernte sie sofort. Umstehende Passanten töteten das Tier und es konnte als Astrotia stokesii identifiziert werden. Die Mutter komprimierte sofort mit beiden Händen die Waden ihres Kindes und begab sich mit dem Kind zu einer Erste-Hilfe-Station. Leider lockerte sie dort die Kompression und es kam sofort zu einer Ptosis und zu einer Eintrübung des Bewusstseins des Kindes. Auf dem Transport in die Klinik kam es zu einer erschwerten Atmung und zu einem Erbrechen. 20 Minuten nach dem Biss erreichte die Patientin die Klinik. Zu diesem Zeitpunkt war das Kind zyanotisch, bewusstlos und es waren krampfende Bewegungen an den Armen und Beinen zu erkennen. Da die Beschwerden der Atmung zunahmen, wurde die Patientin intubiert und auf die Intensivstation einer höher qualifizierten Klinik überwiesen. Die Klinik wurde 75 Minuten nach dem Biss erreicht. Die Pupillen reagierten verlangsamt auf Licht. Nach einer weiteren Zeit von 15 Minuten wurden der Patientin die erste Ampulle des Seeschlangen-Antiserum (1000 Units) über den peripheren venösen Zugang. Nach 2½ und 3½ Stunden nach dem Biss wurde immer eine Ampulle intravenös verabreicht. Keine Injektion zeigte eine Wirkung. Erst eine Stunde später war eine normale Pupillenreaktion zu erkennen Es war eine Spontanatmung und eine Bewegung der Arme und Beine zu bemerken. Die Patientin erreichte sieben Stunden nach dem Biss wieder das volle Bewusstsein. Die meisten Laborparameter waren im normalen Bereich. Nur die Serumkreatinin-Kinase war erhöht. Dies deutete auf eine Schädigung der Muskulatur hin. 14 Stunden nach dem Biss, am nächsten Tag, kam es zu einer erneuten Verschlechterung des Zustandes. Die Patientin war somnolent und reagierte auf Berührungen mit krampfartigen Bewegungen. Daraufhin wurde erneut eine Ampulle Antiserum appliziert. Nach einigen Stunden wurden erneut drei Ampullen Antiserum in einem stündlichen Abstand verabreicht. Es kam zu nun zu einer allergischen Rötung des Gesichtes, die durch die Gabe von Promethazin (Atosil®) therapiert wurde. Wiederum einige Stunden später kam es zu einer konstanten Besserung des Krankheitsbildes. Das Kind konnte 22 Stunden nach dem Biss extubiert werden. Es konnte sich aufrichten und mit der Mutter sprechen. Am nächsten Tag konnte die Patientin aufstehen und mit Unterstützung laufen. An diesem Tag wurde der höchste Serumkreatinin-Wert gemessen. Der Urin war durch eine Myoglobinurie braunschwarz gefärbt. In den nächsten Tagen besserte sich die Symptomatik immer weiter, so dass der Patient entlassen werden konnte. Anmerkung: Die Kasuistik zeigt die typischen Auswirkungen von Seeschlangenbissen, die Auflösung der Muskulatur. Obwohl das Antiserum nicht gegen Bissen von Astrotia stokesii hergestellt wurde, hatte es eine positive Wirkung. Ohne die Arbeit der Intensivmediziner und der hohen Gabe von Antisera hätte der Fall wahrscheinlich einen letalen Ausgang genommen. Quelle: Mercer, H.P., McGill, J.J., Ibrahim, R.A.: Envenomation by sea snake in Queensland. Med. J. Aust. 1, 130 (1981); Envenomation by sea snake in Queensland. |
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