Ricinus communis L. Namen: Wunderbaum, Christuspalme, Hundsbaum, Läusebaum, Palma Christi. Historie: Der Wunderbaum ist eine der ältesten Arzneipflanzen. Er wurde nach dem Papyrus Eber schon um 1500 v. Chr. von den Ägyptern eingesetzt. Beschreibung: Der in Deutschland nur noch einjährige Baum erreicht in den Tropen als Baum eine Höhe bis 13 Meter; nördlich der Alpen wird er nur noch 1 bis 2 Meter hoch. Der grünliche bis rötliche Stengel ist oft blau bereift und stark verzweigt. Die handförmig aufgeteilten Blätter haben die gleiche Färbung der Stengel, sind aber ohne Bereifung. Sie stehen wechselständig, langgestielt, sind 5 – 11 lappig, gezähnt und bis zu einem Meter breit. Die männlichen Blüten stehen büschelig gehäuft unter den endständigen, gestielten weiblichen und werden oft von Seitensprossen überragt. In den Kapseln mit den fleischigen Stacheln befinden sich 3 Samen, die oval geformt und marmoriert sind. Sie erinnern an den Körper einer Zecke und können bis zu 17 mm lang werden. Die Blütezeit ist von August bis Oktober. Vorkommen: Die Pflanze wird in allen tropischen Ländern zur Gewinnung des Rizinusöls angebaut. Im Mittelmeergebiet findet man den Wunderbaum, oft auch verwildert, an Straßenrändern und Schuttplätzen. In Mitteleuropa wird der Ricinus als attraktive Gartenzierpflanze gehalten. Die Samen sind oft in indischen und afrikanischen Schmuckketten enthalten. Giftige Teile: Die Samen sind sehr stark giftig. Wirkung: Die Wirkung des Giftes hängt vom Zerkauungsgrad der wohlschmeckenden Samen ab. Vergiftungen werden nur bei intakter Samenschale überlebt. Die Samenschalen sind praktisch ungiftig und wirken nur leicht abführend. Das Bild einer Vergiftung zeigt sich nach einer symptomfreien Zeit von einigen Stunden bis zu zwei Tagen. Erst dann kommt es zu schweren Störungen des Magen-Darm-Traktes mit blutigem Erbrechen, blutigen Durchfällen, Koliken, Austrocknung, Krämpfen, reiswasserähnlicher Stuhl, Nierenversagen, Pulsbeschleunigung und weiten Pupillen. Der Tod tritt durch Atemlähmung und Herzversagen ein. Die tödliche Dosis wird bei Kindern mit 1 - 6 Samen und bei Erwachsenen mit 20 Samen angegeben. In der Literatur sind aber auch ein tödlicher Fall bei einem Samen bei einem Kind und einem Samen auch bei einem Erwachsenen bekannt. Das ausgepresste Rizinusöl ist praktisch ungiftig. Das Ricin verbleibt in den eiweißreichen Pressrückständen und wird nach einer Erhitzung (= Entgiftung !) oft als Düngemittel oder Viehfutter benutzt. Vergiftungen entstehen oft bei Arbeitern, die nach der Arbeit mit Pressrückständen ungesäubert essen oder rauchen. Auch Kinder sind durch die Schmuckketten stark gefährdet. Der Wunderbaum kann schwere allergische Reaktionen mit Quaddeln und Schwellungen verursachen. Gelangt der Sameninhalt in das Auge kommt es zu einer Bindehautentzündung mit möglichem Verlust der Bindehaut. Die toxische Wirkung des Ricin hat auch schon das Interesse der britischen Armee geweckt, so dass es als Kampfgift in Erwägung gezogen wurde. Die ganzen Vorräte wurden aber wieder vernichtet. Im Herbst 1978 wurde Ricin für ein tödliches Attentat auf einen Exil-Bulgaren in London verwendet. Maßnahmen: Schon bei dem Verdacht einer Vergiftung mit dem Wunderbaum darf man nicht erst die Symptome abwarten, sondern sofort medizinischer Kohle verabreichen. Danach muss eine ständige Kontrolle der lebenswichtigen Funktionen durchgeführt, der Notruf abgesetzt und der Kontakt mit einer Giftinformationszentrale hergestellt werden. Fallbeschreibungen: Ein 22jähriges Dienstmädchen wurde bewusstlos in eine Klinik gebracht. Die ersten Symptome wiesen auf eine Morphiumvergiftung hin. Bei der Magenspülung wurde blutiger Mageninhalt herausgespült. In der Vorgeschichte wurde der Verzehr von 2½ Ricinussamen festgestellt. Die Frau verstarb innerhalb eines Tages. |
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