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Paederus sabaeus
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Paederus sabaeus

Namen: Blasenkäfer

Allgemeines: 1998 kam es zu einer starken Vermehrung des Paederus sabaeus. Diese Vermehrung bewirkte ein epidemisches Vorkommen einer Kontaktdermatitis südlich der Sahara. Die erste Dermatitis durch den Käfer stammt aus dem Jahre 1901. Sie fand auf der Insel Java statt. Mittlerweile gibt es Berichte zu Ausbrüchen auf allen Kontinenten.

Beschreibung: Der Käfer erreicht eine Länge von 7 bis 13 mm. Sie haben einen orangeroten und sehr dunkelgrünen oder blaumetallisch gefärbten Körper. Die Gattung Paederus kommt weltweit vor. Von den mehr als 500 Arten, sind nur circa 30 medizinisch relevant. In Ostafrika existiert Paederus eximius, in West- und Zentralafrika Paederus sabaeus. Die Tiere jagen kleinere Insekten unter der Vegetation im feuchten Milieu und an Wasserläufen. Die nachtaktiven Tiere werden vom Licht angezogen.

Toxine: In der Hämolymphe sind Zellgifte enthalten. Diese verursachen bei einem Zerdrücken des Tieres auf der Haut Blasenbildungen bis zu Nekrosen. Sämtlicher Kontakt mit Körperflüssigkeiten des Käfers kann unangenehmen Verletzungen der Haut führen. Die hochgiftigen Alkaloide Pederin und weitaus geringer das Pseudopederin verursachen die Dermatitis. Diese Alkaloide sind in der Hämolymphe gefunden worden. Bereits 1 bis 1,5 ng/ml bewirken in Zellkulturen eine Hemmung des Zellwachstums. Die Gifte bewirken eine intra- und subepidermale Blasenbildung, epidermale Nekrosen und  eine Akantholyse (Lösung des interzellulären Verbandes der Keratinozyten im Stratum spinosum der Epidermis). Alleiniger Kontakt mit den Käfern führt zu keinen Symptomen.

Symptome: Normalerweise heilt die Dermatitis ohne Folgen innerhalb von sieben bis zehn Tagen aus. Es kann auch zu Sekundärinfektionen und starken Entzündungen im Gesicht ("Nairobi Eye") kommen. Werden die Käfer absichtlich oder unabsichtlich auf der Haut zerdrückt, kommt es innerhalb von 12 bis 24 Stunden zu einer langsam zunehmenden, juckenden oder brennenden, leicht erhabenen Rötung der Haut und Blasenbildung. Nach ungefähr ein bis zwei Tagen sind kleinste, stecknadelkopfgroße Blaschen zu erkennen, die mit seröser Flüssigkeit gefüllt sind. Die Bläschen können auch zusammenlaufen. Die Intensität der Reaktionen nimmt über die folgenden Tage zu. Der Rand der Hautschädigungen rötet sich intensiv entzündlich. Nach fünf bis acht Tagen nach Auftreten der Hauterscheinungen beginnen die Bläschen auszutrocknen und die Haut darüber löst sich ab. Die Haut bleibt weiter stark gerötet und kann über Monate anhalten. Vor allem das Gesicht und der Hals sind betroffen, da sie nicht von der Kleidung geschützt sind. Die Fußsohlen und die Handflächen sind durch die dicke Hornschicht nicht von Hautläsionen betroffen. Die heftigen und auch schneller auftretenden Läsionen im Gesicht, am Nacken und vor allem um das Auge kann die Patienten beunruhigen. Der Name "Nairobi Eye" stammt von den periorbitalen Schädigungen, die zuerst in Nairobi auftraten. Eine Erblindung wurde noch nicht dokumentiert. Normalerweise treten keine Allgemeinerscheinungen auf. Gelegentlich klagen Patienten über Kopfschmerzen, Arthralgien und eine Abgeschlagenheit.

Maßnahmen: Für den Rettungsdienst bleibt nur eine symptomatische Therapie. Falls sich Toxine auf der Haut befindet, kann es mit Wasser und Seife entfernt werden. In der Klinik wird Cortison als Lotion oder Creme aufgetragen. Bei einer bakteriellen Infektion sind Antibiotika indiziert. Fettsalben verstärken die Blasenbildung, da die Toxine fettlöslich sind.

Literatur:

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  • Krippner, Reinhard; Dzikouk, Guillaume: Toxische Kontaktdermatitis durch Paederus sabaeus („Blasenkäfer“). Dt. Ärztebl. 2000; 97: A-1072 – 1074 [Heft 16]

  • Martindale: The Extra Pharmacopoeia. 31st Edition. London: Royal Pharmaceutical Society 1996; 273 u. 1083.

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  • Penchenier, L., Mouchet, J., Cros, B. et al.: Invasions de Paederus sabaeus (Coléoptère: Staphylinidae) en Afrique Centrale. 1. Aspects entomologiques et épidémiologiques. Bull. Soc. Pathol. Exot. 1994; 87 (1): 45 – 48.

  • Williams, A.N.: Rove beetle blistering – (Nairobi Eye). J. R. Army Med. Corps 1993; 139 (1): 17 – 19.

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Stand: 26. Dezember 2009

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