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Phosgen Weitere Namen: CG, Kohlenoxidchlorid, Carbonylchlorid Molekulargewicht: 98,92 Physikalische Eigenschaften: Bei normalen Atmosphärendruck und bei 20°C ist Phosgen ein farbloses Gas, dass faulen Äpfeln oder faulem Heu riecht. Es ist gut in organischen Lösungsmitteln (Azeton, Benzol, Toluol, Xylol) Ölen, Fetten, Nebelstoffen, S-Lost, Chlorpikrin und Arsindichloriden lösbar. Die Hydrolyse erfolgt in kaltem Wasser und der Zugabe von Alkali schnell. Dabei entsteht Chlorwasserstoff und Kohlendioxid.
Aufnahme: Die Stoffe werden inhalativ aufgenommen. Anwendungen: Phosgen wurde 1812 von J. Davy entdeckt. Es wurde im ersten Weltkrieg vor allem von der Seite der Alliierten eingesetzt. Dort wurde es in Granaten, Minen, Werferflaschen, Zylindern und als "Collongite" mit Zinntetrachlorid gemischt. In der Bundesrepublik Deutschland werden pro Jahr ca. 700.000 Tonnen als Zwischenprodukt hergestellt. Jedes Schwimmbad hat seine Chlorgasflasche. Diagnostik: Es gibt Prüfröhrchen. Der radiologische Nachweis kann bereits nach acht Stunden erfolgen. Es sind milchglasartige Trübungen mit Schneegestöber-Phänomenen zu erkennen. Pathophysiologie: Das Inhalationsgift löst nach ausreichender Exposition und der Latenzzeit ein Lungenödem aus. Phosgen ist ein hochaktives Säurechlorid, das Amino-, Hydroxy- und Thiolgruppen körpereigener Moleküle acyliert. Zusätzlich folgt eine Schädigung der Mitochondrien. Bei weiterer Einwirkung werden weitere Lungenareale zerstört. Die Ödeme entwickeln sich auch im Interstitium und greifen auf die Alveolen über. Änderungen an den Gefäßen und den Zellen lassen sich auch im Gehirn, Herz, Milz und Niere nachweisen. Neben dieser Wirkung kommt es auch noch zu Schäden durch die Hypoxie. Symptome: Nach einer Latenzzeit von 12 - 24 Stunden treten erst die Symptome auf. Bei hohen Konzentrationen sind die Symptome sofort zu erkennen. Es kommt zu einem Kratzen im Hals, retrosternalen Schmerzen, Hustenreiz, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen. Nach der Latenzzeit sind die typischen Symptome des Lungenödems erkennbar. Die Patienten haben Angst, eine Dyspnoe und Kurzatmigkeit. Auskultatorisch ist zuerst ein Knistern und ein Brummen zu hören. Später ist ein Trachealrasseln, und Rasselgeräusche an den Bronchien zu hören. Die Patienten zeigen eine motorische Unruhe und eine Zyanose. Durch eine Erhöhung des Gefäßwiderstandes und durch eine Hypoxie wird eine akute Herzinsuffizienz ausgelöst, die wiederum das Lungenödem verstärkt. Es besteht eine erhöhte Embolie- und Infarktgefahr.
Maßnahmen: Ziel bei der jeder Lungenkampfstoffvergiftung ist das Verhindern eines Lungenödems. Dies ist vor allem in der frühen Phase zu beachten. In geschlossenen Räumen ist für eine gute Lüftung zu sorgen. Betroffene Augen sind zu anästhesieren und ausgiebig, z.B. mit Isogutt zu spülen. Vor der Augenspülung sind eingelegte Kontaktlinsen zu entfernen. Betroffene Kleidung ist sofort zu entfernen. Kontaminierte Haut ist mit Polyethylenglykol 400, oder falls dies leider nicht vorhanden ist, gründlich mit Wasser und Seife zu reinigen. Die Dekontamination sollte so schnell als möglich erfolgen. Falls die Patienten stärkeren Konzentrationen oder länger ausgesetzt waren, ist eine Lungenödemprophylaxe durch die inhalative und parenterale Gabe von Kortikoiden vorzunehmen. Bei einem toxischen Lungenödem ist die parenterale Gabe von Kortikoiden, Furosemid (z.B. Lasix®) und die PEEP-Beatmung erforderlich. Prognose: Die Prognose ist abhängig vom Schweregrad der Exposition. Schwere Vergiftungen können nur durch eine Intensivtherapie erfolgreich behandelt werden. Die leichten und mittelschweren Vergiftungen sind mit den therapeutischen Mitteln zu beherrschen. |
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