Matthias Bastigkeit, Fachdozent für Pharmakologie, Redakteur der Zeitschrift Rettungsdienst
Diagnostik beim Drogennotfall Eine Diagnosesicherung ist zwar sinnvoll, jedoch in den seltensten Notfallsituationen möglich. Durch die Polytoxikomanie, die Möglichkeit der Verunreinigung des Suchtmittels, der Vielzahl der bekannten und unbekannten (!) als Rauschdroge wirksamen Stoffe und die unterschiedlichen Symptombilder ist in der Regel eine exakte Diagnosestellung nicht möglich. Dies gelingt lediglich bei positiven Schnellreaktionstests oder wenn organoleptisch eindeutig zu identifizierende Drogenreste, wie beispielsweise charakteristische LSD-Trips oder Morphin Ampullen, vor Ort asserviert werden können. Doch auch in diesen Fällen kann das sichergestellte Rauschmittel nur eines von vielen konsumierten sein, das zur Intoxikation geführt hat. Wertvolle Hinweise können durch Befragen von Kontaktpersonen oder Angehörigen gewonnen werden, die häufig über das Konsumverhalten des Süchtigen informiert sind. Die Umgebung ist - wie bei allen Vergiftungen - sorgfältig nach Spritzen, Kanülen, Päckchen und anderen Utensilien abzusuchen. Designerdrogen - Stoffe mit Zukunft Für synthetische Rauschgifte findet ein permanenter Wettlauf um bessere, potentere Stoffe für immer stärkere Glücksgefühle statt, die der Konsument mit fatalen Folgen zu bezahlen hat. Die Designer Drogen sind von Chemikern maßgeschneiderte Drogen, die Fentanyl, Cocain, Pethidin oder Amphetamin als Grundgerüst haben und bis zu 10.000 (!) mal stärker wirken als Heroin. Allein vom Fentanyl sind über 30 Derivate verfügbar, mehr als 1000 sind möglich. Ist eine neue Droge von den Behörden analysiert und als Suchtstoff eingestuft, ist schon längst ein neues, legales - da ja noch unbekanntes - Derivat auf dem Markt. Die Herstellung ist billig, einfach, die Verteilerwege sind kurz, die Nachfrage hoch. In vielen Fällen fehlen chemisch-physikalische und medizinische Daten, da die neuen Drogenprodukte nur unzureichend dokumentiert sind. Eine spezifische Therapie fehlt in den meisten Fällen, so dass das Rettungsteam darauf angewiesen ist, eine symptomorientierte, vitalerhaltende Therapie durchzuführen. In allen Drogennotfällen darf nicht der psychologisch-psychiatrische Aspekt vernachlässigt werden. Eine soporöser Patient kann innerhalb kurzer Zeit zu einer randalierend-psychotischen Gefahr für das Rettungsdienstpersonal mutieren. Ggf. Sollte der Betroffen frühzeitig fixiert werden, an die Nachalarmierung der Polizei als Schutzbehörde und, bei Suizidgefahr, von Kriseninterventionsteams (KIT) sollte gedacht werden. Man kann die synthetischen Drogen unterschiedlich klassifizieren: Nach der chemischen Struktur des Ausgangsstoffes in
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