Maßnahmen nach Bissen von Gifttieren Jeder Schlangenbiss als Biss einer Giftschlange gewertet werden. Für den präklinischen Bereich gibt es nur wenige Maßnahmen. Am wichtigsten ist die Beruhigung des meist sehr agitierten Patienten. Durch Aufregung erfolgt Beschleunigung aller Kreislaufparameter und führt damit zu schnellerer Verteilung der Toxine. Der Transport hat liegend zu erfolgen. Die betroffene Körperregion ist ruhig zustellen oder zu schienen. Schmuck, wie Ringe oder Armreifen, sind wegen der eventuellen Entwicklung von Ödemen zu entfernen. Sehr wichtig ist die Identifizierung der Schlange, die meist nur über einen geschulten Biologen aus einem Zoo oder Tierpark erfolgen kann. Entscheidend ist der wissenschaftliche Name der Schlange, um das geeignete Antivenin zu organisieren (Giftnotruf München: 089/19240). Tote oder verletzte Tiere mit besonderer Vorsicht behandeln, da auch tote Schlangen durchaus noch Reflexe haben, die einen Biss auslösen können. Bei vielen Schlangenarten ist die "pressure/ immobilization-technique" aus Australien anzuwenden. Sie ist auf den folgenden Bildern dargestellt: Hinweis:
Völlig überflüssig und zum größten Teil gefährlich sind die nachstehenden Methoden ! AussaugenVollkommen sinnlos ! Schlangen enthalten in ihren Toxinen Substanzen, die eine schnelle Verteilung des Giftes bewirken, somit ist der Saugeffekt sinnlos, kaum ein Helfer wird so kurz nach dem Biss einer Schlange anfangen, an der verletzten Stelle zu saugen. Abbinden Abbinden verursacht eine vollständige Unterbrechung der Blutversorgung. So besteht eine Mangelversorgung und eine schlechtere Prognose für den betroffenen Körperteil. Bei den Giften der Vipern und Grubenottern wird die toxische Wirkung sogar noch verstärkt. Einschneiden Durch die Schnitte entsteht eine größere Möglichkeit von Blutungen, hämorrhagische Nekrosen können besser ausbreiten. Zusätzlich werden bei den Schnitten meist Sehnen, Muskeln und Nerven durchtrennt und durch die großen Wunden Infektionen ausgelöst. Kühlen Starkes Kühlen der Bissstelle ist in den meisten Fällen, zum Glück für den Betroffenen, nicht möglich. Es würde zum einen eine Minderversorgung des Gewebes verursachen, zum anderen kommt es durch Übertreibungen oft zu Erfrierungen. Elektroschocks Vor einiger Zeit empfohlen. Maßnahme ist obsolet. Hat keinerlei Einfluss auf den Vergiftungsverlauf. Strom hat im Gegenteil negative Auswirkungen auf die Wunde. Meistens ist die adäquate Therapie mit dem Antivenin unterlassen worden. Amputationen Amputationen von Fingern oder Zehen werden in verschiedenen Büchern als ultima ratio dargestellt. Sie sind zum größten Teil aus Geschichten einfach niedergeschrieben worden und werden von manchen Lesern als wichtige Maßnahme interpretiert. Sie sind in keinem Fall indiziert, ja sogar schädigend. Aus den vorstehenden Gründen ist es unnötig eines der im Handel erhältlichen Schlangenbiss-Sets zu erstehen. Amulett Das Amulett soll gegen Schlangenbisse und Stiche von Skorpionen helfen. Es stammt aus Ägypten. Die Abwehr wird durch die große Hand dargestellt. Es sind zwei kleine Hände, zwei Schlangen und mehrere Skorpione in verschiedenen Größen gezeichnet. Die Augen sollen gegen den bösen Blick helfen. In den Ecken finden sich Pentagramme. Schwarzer Stein In Afrika und Südamerika existiert ein angeblich helfender "Schwarzer Stein". Dieser Stein soll bei Giftschlangenbissen helfen. Die Einheimischen schwören darauf. Physikalisch und medizinisch ist aber keine Wirkung möglich! Dem Stein ist eine Gebrauchsanweisung beigefügt, die ich hier wiedergebe:
Anmerkung: Nach dieser Gebrauchsanweisung kommen bei mir erhebliche Zweifel. Zum einen ist die Wirkung aus den angegebenen Gründen nicht möglich, zum anderen habe ich bei der "Aufbereitung" erhebliche Zweifel!! Ich zitiere Herrn Prof. Dr. Dietrich Mebs aus seinem Buch Gifttiere (2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2000): "Es ist ein Stück polierten, z.T. porösen schwarzen Steins, das umgehend auf die Biss- oder Stichwunde zu legen ist, damit dieser Stein das Gift heraussaugt. Da bei den meisten Stichen und Bissen das sich entwickelnde Ödem die winzige Wunde binnen Minuten schließt, ist es physikalisch unmöglich, allein durch Kapillarkraft Gift herauszusaugen." Literatur: |
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