Blausaeure Weitere Namen: Zyanwasserstoff, Zyanwasserstoffsäure Molekularformel: HCN Molekulargewicht: 27,02 g/mol Physikalische Eigenschaften: Die farblose, wasserklare Flüssigkeit hat einen Geruch nach Bittermandeln. Der reine Stoff ist sehr lange haltbar. Die wässrigen, mit Alkalilaugen oder Ammoniak verunreinigte Blausäure zersetzt sich. Die Haltbarkeit kann durch die Zugabe von Stabilisatoren, wie Nickeloxalat, Oxalsäure oder Phosphorsäure, erhöht werden. Bei der geringen Hydrolyse entstehen Ammoniak und Ameisensäure.
Allgemeines: Blausäure wurde 1782 von K. W. Scheele aus Berlinerblau und Schwefelsäure zu ersten Mal hergestellt. Blausäure ist leicht aus Alkalizyaniden freizusetzen. Bei jedem Schwelbrand von Kunststoffmaterialien (also auch bei Wohnungsbränden) wird Blausäure freigesetzt. Aufnahme: Das Kampfmittel wird inhalativ sehr schnell aufgenommen. Der Stoff kann auch durch die intakte Haut und Schleimhaut aufgenommen werden und ist damit ein Kontaktgift. Die Salze, wie Kaliumzyanid, können auch oral aufgenommen werden. Im sauren Milieu des Magens wird er dann zu Blausäure umgewandelt und kann genauso schnell wie inhalativ resorbiert werden. Anwendungen: Im ersten Weltkrieg wurde Blausäure in Gemischen mit anderen chemischen Kampfstoffen unter dem Namen Vincennite angewendet Diagnostik: Es existieren Prüfröhrchen für dieses Kampfmittel. Pathophysiologie: Das CN--Ion bindet sich im Blut an das Hämoglobin und verursacht so die erst "schöne" rosa Hautfarbe. Auch das Pulsoxymeter täuscht sich und gibt eine Sauerstoffsättigung von 100 % an! Über das Hämoglobin wird das Ion an die Cytochromoxidase abgegeben. Es bindet sich dort an das dreiwertige Eisen. Durch diese Bindung wird die Atmungskette der Zellen blockiert. Es folgt eine anaerobe Glykolyse. So kann das Hämoglobin nun auch im venösen Bereich den Sauerstoff binden und die Patienten haben eine rosige Hautfarbe. Die Hemmung der Cytochromoxidase ist reversibel, da Methämoglobin (Ferrihämoglobin) eine höhere Affinität zu dem Zyanidion hat.
Toxizität: Die LCT50 ist abhängig von der Konzentration und der Einwirkdauer. Konzentration von Blausäure in einer Menge von weniger als 0,05 mg/l sind auch bei einer Einwirkungszeit von einer Stunde nicht gefährlich.
Symptome: Der Geruch von Bittermandeln werden von 25 % der Personen nicht registriert. Die Hautfarbe täuscht eine normale Atmung vor, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Je "gesünder" die Hautfarbe wirkt, desto stärker ist die Vergiftung. Die ersten Zeichen bestehen aus einer Übelkeit, Erbrechen, Angst und einer Schwäche. Typisch ist der Ausatemgeruch nach Bittelmandeln. Allgemeine Symptome sind ein Kratzen im Hals, generalisierte Krämpfe, Kopfschmerzen, Ohrensausen und Sehstörungen. Es können alle Arten von Bewusstseinsstörungen, ein Herzklopfen bis zum Herzstillstand und / oder eine Hyperpnoe bis zum Atemstillstand auftreten. Schwere Vergiftungen stellen sich durch Bewusstlosigkeit, Schock, Krämpfen, Atem- und Herzstillstand. Maßnahmen: Die ersten Maßnahmen bestehen aus einer sofortigen Rettung aus dem Gefahrenbereich durch die Feuerwehr mit umluftunabhängigen Atemschutz. Bei oraler Aufnahme erfolgt nach der Antidottherapie die Gabe von medizinische Kohle. Durch den Notarzt wird der Patient intubiert und beatmet. Als spezifisches Antidot wird 4-DMAP mit einer Dosierung von 3 - 4 mg / kg Körpergewicht streng intravenös verabreicht. Die Gabe dieses Antidots ist nur bei vorliegender Bewusstlosigkeit, Atemstillstand oder Kreislaufstillstand indiziert. Sofort nach der Gabe von 4-DMAP, oder auch allein, wird Natriumthiosulfat 10 % bis zu 500 mg / kg Körpergewicht streng intravenös verabreicht. Eigentlich ist heute das 4-DMAP überholt. Die negativen Nebenwirkungen sind sehr groß. Es ist besser heute Cyanokit® einzusetzen. Dieses Antidot ist fast frei von Nebenwirkungen, aber leider sehr teuer. Reanimationen sind nur nach der Antidotgabe erfolgversprechend. |
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