Dimethylaminophenol, 4-DMAP®
Zusammensetzung: 1 ml enthält 50 mg 4-Dimethylaminophenol-Hydrochlorid, 0,5 mg Natriumdisulfit, 0,1 mg Ethylendiamintetraessigsäure, Dinatriumsalz, Dihydrat, 951,9 mg Aqua ad injectabilia. Indikationsgruppe: Antidot zur schweren Cyanidintoxikation. Anwendungsgebiet: Bei Vergiftungen mit Cyaniden und Blausäure, eventuell auch bei Vergiftungen mit Schwefelwasserstoff. Gegenanzeigen: Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel. Warnhinweis: 4-DMAP® aufgrund des Gehaltes an Natriumdisulfit nicht bei Asthmatikern mit Sulfit-Überempfindlichkeit angewendet werden. Nebenwirkungen: Bei Säuglingen und Kleinkindern ist die Wirkung des 4-DMAP® nicht untersucht worden. Wegen der bei diesen noch nicht voll wirksamen Methämoglobin-Reduktase besteht daher die Gefahr de weiteren Anstiegs der Methämoglobinkonzentration und somit der Vergiftung durch zuviel Ferrihämoglobin (Methämoglobin). Nach den vergleichenden Tierversuchen (Hund, Katze, Affe, die eine dem Menschen ähnliche Dosiswirkungs-Beziehung aufweisen) besteht die Gefahr von toxischen Wirkungen durch 4-DMAP® erst bei mehr als 50 % Ferrihämoglobin, d.h. bei einer höheren Dosis als 5 mg 4-DMAP·HCl/kg i.v. Nach Cyanidvergiftungen sollte das Ferrihämoglobin nicht reduziert werden, da dadurch das Cyanidion wieder zur Reaktion mit der Cytochromoxidase frei wird. Infolge individueller Empfindlichkeit kann sehr selten auch bei korrekter Dosierung eine überschießende und therapiebedürftige Methämoglobinbildung erfolgen. Besonderer Hinweis: Aufgrund des Gehaltes an Natriumdisulfit kann es im Einzelfall, insbesondere bei Asthmatikern, zu Überempfindlichkeitsreaktionen kommen, die sich als Brechreiz, Durchfall, keuchende Atmung, akuter Asthmaanfall, Bewusstseinsstörungen oder Schock äußern können. Diese Reaktionen können individuell sehr unterschiedlich verlaufen und auch zu lebensbedrohlichen Zuständen führen. Unter solchen Voraussetzungen sollte für Natriumthiosulfat als Antidot bei deletären Vergiftungen eine Nutzen-Risiko-Abwägung unter Bereithaltung eines Kortison-Präparates erfolgen. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Bei gleichzeitiger Vergiftung mit Kohlenmonoxid muss die Dosis von 4-DMAP reduziert werden. Bei Rauchgasinhalation sollte es nur zur Anwendung kommen, wenn Cyanid in Rauchgasen, im Blut oder in der Atemluft nachgewiesen wurde. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn durch Nitrosegase auch der Verdacht auf eine pulmonale Diffusionsstörung besteht. Warnhinweise: 4-DMAP ist nicht erforderlich bei leichten Cyanidvergiftungen, wie sie z.B. bei der Therapie mit Berliner Blau (Natriumnitroprussid) auftreten. In solchen Fällen ist die Gabe von Natriumthiosulfat indiziert. Korrektur: Die Warnhinweise sind aus den Informationen des Herstellers entnommen. In ihnen ist ein Fehler enthalten. Ich wurde durch Herrn Dr. med. Thomas Stammschulte von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft auf den Fehler hingewiesen: "Fälschlicherweise wird Berliner Blau (= Eisen(III)–Hexacyanoferrat(II), Antidotum Thallii® Heyl), dass z. B. als Antidot bei Thallium-Intoxikationen eingesetzt wird, mit Nitroprussid-Natrium (z. B. nipruss®, ein Nitrovasodilatator, stark wirksames Antihypertensivum, nur intravenöse Verabreichung, indiziert bei therapierefraktärer hypertensiver Krise) gleichgesetzt. Richtig ist, dass bei Gabe von Nitroprussid-Natrium Cyanid-Ionen freigesetzt werden, die die gleichzeitige Gabe von Natriumthiosulfat notwendig machen können. Dosierung und Art der Anwendung: Nach festgestellter Vergiftung werden sofort 3 - 4 mg 4-DMAP® / kg KG i.v. und anschließend sofort durch die gleiche Kanüle 100 - 500 mg Natriumthiosulfat / kg KG intravenös appliziert. Bei Überdosierung von 4-DMAP® oder wenn es sich nach der Gabe von 4-DMAP® herausstellt, dass eine Blausäure- bzw. Cyanidvergiftung nicht vorliegt, sollte 2 mg Toluidinblau® /kg i.v. gegeben werden. Die spontane Reduktion von 30 - 40 % Ferrihämoglobin dauert beim Menschen etwa 4 Stunden. Toluidinblau® reduziert 30 - 40 % Ferrihämoglobin innerhalb 10 - 15 Minuten. Eigenschaften: Dimethylaminophenol erweist sich als außerordentlich aktiv zur raschen Entkopplung der Bindung von Cyanidionen an das Eisen der Cytochromoxidase bei Vergiftungen mit Blausäure und Cyaniden. Da durch 4-DMAP® im Organismus innerhalb weniger Minuten ein hoher Ferrihämoglobinspiegel aufgebaut wird, kann wegen dessen höherer Affinität zum Cyanidion der reversible Cytochromoxidase-Cyanid-Komplex gelöst werden, wodurch es zu einer Reaktivierung des Energiestoffwechsels und der Atmung kommt. 4-DMAP® ist relativ wenig toxisch; der LD50-Wert liegt bei 50 mg/kg Maus i.v. dessen Wirkung auf den Kreislauf, auf den Zucker- und Eiweißstoffwechsel ist unbedeutend. Die Heinz'schen Innenkörper und Transaminasenwerte als Indikator des Leberstoffwechsels werden nicht verändert. |
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