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Fluorkarbonverbindungen Allgemeines: Die Fluorkarbonverbindungen wurden in Deutschland 1934 von Schraeder erforscht. Später verlagerte sich die Forschung auf England. Als chemische Waffen sind Fluoressigsäure, Natriumfluoracetat, 2-Fluorethanol und Methylfluoracetat für die Militärs von Interesse. Physikalische Eigenschaften: Fluoressigsäure: Der kristalline, farblose Stoff ist in Wasser und Alkohol gut löslich. Der Schmelzpunkt liegt bei 31°C und der Siedepunkt bei 176°C. Molekularformel: FCH2COOH Natriumfluoracetat (NFA): Die farb- und geruchlose feste Substanz lässt sich gut in Wasser, aber nur begrenzt in Alkohol lösen. Der Schmelzpunkt liegt bei 76°C. Molekularformel: FCH2COONa 2-Fluorethanol: Die farblose Flüssigkeit hat einen Geruch nach Ethanol und lässt sich immer in Wasser lösen. Der Schmelzpunkt liegt bei -43°C und der Siedepunkt bei 104°C. Molekularformel: FCH2CH2OH Methylfluoracetat (MFA): Die farblose Flüssigkeit hat fast keinen Geruch. Sie hat eine Wasserlöslichkeit von 15 %. Bei der langsamen Hydrolyse entsteht die giftige Fluoressigsäure. Der Schmelzpunkt liegt bei -32°C und der Siedepunkt bei 104°C. Molekularformel: FCH2COOCH3 Fluorkarbonsäure-fluorethlester: Die farblose, kaum reichende Flüssigkeit hat einen Schmelzpunkt von -25,4°C und einen Siedepunkt von 158°C. Eine Hydrolyse wird erst durch sehr starke Oxidationsmittel ausgelöst. Aufnahme: Das Kampfmittel wird oral aufgenommen. Bei manchen Stoffen ist auch eine perkutane Resorption möglich. Anwendungen: Diese Stoffe sind noch nicht im Krieg eingesetzt worden. Als Einsatz wäre eine Kontamination von Lebensmitteln und Trinkwasser möglich. Pathophysiologie: Die in Frage kommenden Fluorkarbonverbindungen werden durch den Stoffwechsel zu Fluoressigsäure abgebaut. Sie blockieren wichtige Stoffwechselvorgänge und führen damit zu dem Untergang des Organismus. Toxizität: Die Toxizität liegt in der Höhe der chemischen Kampfstoffe Tabun und Sarin und ist höher als bei Blausäure, Phosgen oder CO. Die höchste Toxizität besitzen langkettige ω-Fluorkarbonsäuren.
Symptome: Nach der Aufnahme besteht eine Latenzzeit von zwei bis sechs Stunden treten uncharakteristische Symptome, wie Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Verstärkung des Speichelflusses und Bewusstseinsstörungen. Danach stellt sich die akute Vergiftung mit drei großen Symptomkomplexen dar. Neuromuskuläre Krämpfe: An der Augenmuskulatur und dem Versorgungsgebiet des N. facialis treten die ersten Krämpfe auf. Sie breiten sich über die Kaumuskulatur zur Halsmuskulatur und der Oberkörpermuskulatur aus. Der Krampfanfall sieht aus wie ein generalisierter Krampfanfall (Grand mal). In den Pausen zwischen den Anfällen ist eine spastische Starre mit tetanoiden Zeichen (Karpopedalspasmen = bei Tetanie jeder Genese auftretende Krämpfe der Füße und Hände [sogenannte Geburtshelfer-, Pfötchenstellung: Hand im Handgelenk gebeugt, Daumen adduziert, übrige Finger im Grundgelenk gebeugt, sonst gestreckt]). Herzmuskel: Im Vordergrund stehen Störungen der Reizleitung. Auf dem EKG sind Sinusarrhythmien, Extrasystolen, Kammerflattern zu erkennen. Das Schlagvolumen wird reduziert, der Blutdruck fällt und die Pulsfrequenz steigt. Es können Myokardinsuffizienzen entstehen. Zentralnervöses Koma: Durch eine Lähmung der Atem-, Kreislauf- und Temperaturregulierungszentren kommt es zu einem maximalen Anstieg der Temperatur. Es kommt zu einer zentralen Atemlähmung. Die Regulation der Bronchialsekretion fällt aus. Maßnahmen: Kontaminierte Haut muss mit PEG 400 und anschließend mit Wasser und Seife abgewischt werden. Bei einer oralen Aufnahme bekommt jeder Patient sofort 1 g medizinische Kohle pro Kilogramm Körpergewicht. Die Patienten erhalten Sauerstoff. Die Krämpfe können mit Benzodiazepinen, wie z.B. Diazepam oder Midazolam, therapiert werden. Eine Digitalistherapie hat keine Wirkung auf die Reizleitung und die Auswurfleistung. Alle weiteren Maßnahmen erfolgen symptomatisch. Prognose: Die Prognose ist nur bei leichten Vergiftungen gut. Schwere Vergiftungen gehen immer tödlich aus. |
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