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Alkylphosphate
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Alkylphosphate

Weitere Bezeichnungen für diese Stoffgruppen sind Phosphorsäureester, Organo- und Alkylphosphate. Aus dieser chemischen Gruppe sind auch die bekannten chemischen Kampfstoffe, wie Tabun, Sarin, Soman und VX. Die Grundstruktur der Phosphorsäureester wurde schon im Jahre 1937 bekannt. Tabun war das erste chemische Kampfmittel aus der Reihe der Phosphorsäureester und wurde durch die deutsche Wehrmacht im II. Weltkrieg eingesetzt. Bis in die fünfziger Jahre wurden chemische Stoffe dieser Art bei den Militärs einiger Staaten als chemische Kampfstoffe gelagert. Auch heute spielen sie noch eine traurige Rolle bei kriegerischen Auseinandersetzungen, z.B. im Krieg zwischen Iran und Irak.

Azinphos-ethyl

DL50: Ratte oral ca. 12 mg/kg

Handelsnamen: Gusathion K forte (33,3 %)

Physikalische und chemische Eigenschaften: S-(3,4-Dihydro-4-oxo[1,2,3]benzotriazin-3-ylmethyl)-0,0-diethyldi-thiophosphat. Geruchlose und farblose feste Kristalle.

Anwendung: Insektizid / Akarizid; Phosphorsäureester

Azinphos-methyl

DL50: Ratte oral ca. 10 mg/kg

Handelsnamen: Gusathion-Spritzpulver (25 %), Gusathion MS (25 %) kombiniert mit Demeton-S-methylsulfon (7,5 %), Multapon (25 %) kombiniert mit Demeton-S-methyl (7,5 %), Rhodiatox Kombi (25 %) kombiniert mit Demeton-S-methylsulfon (7,5 %), Rospin (25 %) kombiniert mit Demeton-S-methyl (7,5 %)

Physikalische und chemische Eigenschaften: chemische Bezeichnung: S-(3,4-Dihydro-4-oxo[1,2,3]benzotriazin-3-ylmethyl)-0,0-dithiophosphat. Geruchlose und farblose feste Kristalle.

Anwendung: Insektizid / Akarizid; Phosphorsäureester

Chlorfenvinphos

DL50: Ratte oral 10 - 39 mg/kg

Handelsnamen: Birlane-Fluid (240 g/l), Birlane Granulat (10 %), Sapecron flüssig (240 g/l), Sapecron-Granulat (10 %). In den Handelsprodukten Birlane-Fluid und Sapecron flüssig ist als Lösungsmittel Shellsol A enthalten.

Physikalische und chemische Eigenschaften: 2-Chlor-1-(2,4-dichlorphenyl)vinyldiethylphosphat. Der flüssige Stoff hat eine Farbe wie Bernstein und einen intensiven Eigengeruch.

Anwendung: Insektizid; organischer Phosphorsäureester

Chlorpyrifos

DL50: Maus oral 102 mg/kg

Handelsnamen: Chlorpyrifos 480 E.C. (480 g/l), Chlorpyrifos pur. (99 %); CD-forte Konzentrat (18 %) kombiniert mit Naled (2 %), Pyrethrum (8 %); Contra-Insect gegen Ameisen (1 %); Detmol-dur (120,7 g/l) kombiniert mit Dichlor-vos (48,2 g/l), Pyrethrum-Extrakt 25 % (27 g/l); Detmol-Lack (4,1 %); Detmol-Lack Sprühdose (2 %); Detmol-tex (10 g/l) kombiniert mit Methoxychlor (30 g/l); Dursban flüssig (480 g/l); Dursban Spritzpulver (25 %); Gesektin K (480 g/l); Loxiran Ameisen-Streu- und Gießmittel (1 %); Loxiran Streumittel (1 %); Mottenschutz Nexa Lotte (2,7 %) kombiniert mit Empenthrin (0,9 %); Salut (278 g/l) kombiniert mit Dimethoat (222 g/l); SchwabEX-ban (3 %); SchwabEX-fluid (5 g/l) kombiniert mit Dichlor-vos (5 g/l), Pyrethrum-Extrakt 25 % (1,8 g/l); SchwabEX-kill (0,5 %); SchwabEX-spray (0,67 %) kombiniert mit Dichlorvos (0,5 %), Pyrethrum-Extrakt 25 % (0,2 %); Ungeziefer-Köder Nexa Lotte Spezial (0,5 %)

In dem Handelsprodukt Chlorpyrifos 480 E.C. ist als Lösungsmittel Xylol und Emulgator enthalten. In dem Handelsprodukt CD-forte Konzentrat ist ein spezielles System als Lösungsmittel enthalten. In den Handelsprodukten Detmol-dur ist als Lösungsmittel eine aromatische Mineralölfraktion enthalten. In dem Handelsprodukt Detmol-Lack ist als Lösungsmittel Toluol und Xylol enthalten. In dem Handelsprodukt Detmol-Lack Sprühdose ist als Lösungsmittel Aceton, Toluol und Xylol enthalten. In den Handelsprodukten Detmol-tex, Dursban flüssig und Gesektin K ist als Lösungsmittel Xylol enthalten. In dem Handelsprodukt Salut ist als Lösungsmittel Cyclohexanon enthalten. In dem Handelsprodukt SchwabEX-ban ist als Lösungsmittel ein Isoparaffin-Kohlenwasserstoff-Gemisch enthalten. In den Handelsprodukten SchwabEX-fluid und SchwabEX-spray ist als Lösungsmittel Methylenchlorid und ein Isoparaffin-Kohlenwasserstoff-Gemisch enthalten.

Physikalische und chemische Eigenschaften: O-O-Diethyl-O-(3,5,6-trichlor-2-pyridil)thiophosphat. Der reine Stoff liegt in Form von weißen bis strohfarbenen Kristallen mit einem schwachen Geruch nach Mercaptan vor.

Anwendung: Insektizid; organischer Phosphorsäureester

Dichlorvos

DL50: Ratte oral ca. 50 mg/kg

Handelsnamen: Baygon-Insektenstrip (6,25 g - 25 g); Blattanex-Spezial-Spray (0,5 %) kombiniert mit Propoxur (2 %); Detia-Pflanzol-Spray (0,192 %) kombiniert mit Pyrethrum (0,05%), Piperonylbutoxid (0,225%); Detmol-dur (48,2 g/l) kombiniert mit Chlorpyrifos (120 g/l), Pyrethrum-Extrakt (27 g/l); Detmol-fum (3,5 %) kombiniert mit Piper-onylbutoxid (0,32 %), Pyrethrum-Extrakt (0,32 %); Detmolin F (35 g/l) kombiniert mit Piperonyl-butoxid (0,64 g/l), Pyrethrum-Extrakt (1,3 g/l); Detmolin M (10 g/l) kombiniert mit Malathion (75 g/l); Fliegenstrip Blattanex (für 10 m²: 6,25 g/ Strip); Fog 2 (35 g/l) kombiniert mit Piperonylbu-toxid (0,64 g/l), Pyrethrum-Extrakt (1,5 g/l); Geo Pflanzenspray (0,49 %); Mafu Nebelautomat (50 g/400 ml Dose); Nogos-Pflanzenspray (0,49 %); Paral Insekten-Strip (27 %); SchwabEx-fluid (5 g/l) kombiniert mit Chlor-pyrifos (5 g/l), Pyrethrum-Extrakt (1,8 g/l); Schwab-Ex-spray (0,5 %) kombiniert mit Chlorpyrifos (0,67 %), Pyrethrum-Extrakt (0,2 %).

In dem Handelsprodukt Blattanex-Spezial-Spray ist als Lösungsmittel Kerosin und Methylenchlorid enthalten. In dem Handelsprodukt Detia-Pflanzol-Spray ist als Lösungsmittel Propanol-2 enthalten. In dem Handelsprodukt Detmol-dur ist als Lösungsmittel aromatische Mineralölfraktion enthalten. In den Handelsprodukten Detmolin F, Detmolin M, Fog 2, Nogos-Pflanzenspray, SchwabEx-fluid und Schwab-Ex-spray ist als Lösungsmittel Methylenchlorid enthalten. In dem Handelsprodukt Geo Pflanzenspray ist als Lösungsmittel Methylenchlorid und Propanol-2 enthalten.

Physikalische und chemische Eigenschaften: 2,2-Dichlorvinyldimethylphosphat. Der flüssige Stoff ist farblos und hat einen schwachen charakteristischen Eigengeruch.

Anwendung: Insektizid; organischer Phosphorsäureester

Dimethoat

DL50: Ratte oral 235 mg/kg, Maus oral ca. 80 mg/kg

Handelsnamen: Aadimethoat (400 g/l); Blattlaus Spray (0,1 %); CFM Dimethoat 40 (400 g/l); Cindy (0,1 %); Dehner Gartenspray (0,1 %); Dehner Gartenspray NEU (0,1 %); Dimethoat ICI (400 g/l); Etisso Combi-Düngestäbchen (0,4 %); Etisso Pflanzenschutz-Zäpfchen (0,4 %); Euflor-Pflanzenschutz (0,1 %); Gabi Pflanzenspray (0,1 %); Gärtners Saft+Kraft Pflanzenschutz-Spray (0,1 %); Insektizid-Stäbchen (0,5 %); IT-Insekten Gieß- und Spritzmittel (400 g/l); IT-Pflanzenspray (0,1 %); maiblü Blattlaus- und Pflanzenspray (0,1 %); Maxima Pflanzenschutz (0,1 %); Mestro (0,1 %); Perfekthion (400 g/l); Perfekthion Pflanzenspray (0,1 %); Perfekthion Pflanzenspray Neu (0,1 %); Poly-Plant Combi-Pflanzenschutz-Düngerstäbchen (0,4 %); recozit Pflanzenspray (0,1 %); Rogor (404 g/l); Rogor 40 l (400 g/l); Roxion (400 g/l); Salut (222 g/l) kombiniert mit Chlorpyrifos (278 g/l); Substral Pflanzenschutzspray (0,1 %); Substral Pflanzenschutzstäbchen (0,4 %).

In den Handelsprodukten Aadimethoat, CFM Dimethoat 40, Cindy, IT-Insekten Gieß- und Spritzmittel, Perfekthion, Rogor 40 l und Roxion ist das Lösungsmittel Cyclohexanon und Xylol enthalten. In den Handelsprodukten Blattlaus Spray, Dimethoat ICI, Euflor-Pflanzenschutz, Gabi Pflanzenspray, Gärtners Saft + Kraft Pflanzenschutz-Spray, IT-Pflanzenspray, maiblü Blattlaus- und Pflanzenspray, Maxima Pflanzenschutz, Perfekthion Pflanzenspray, Perfekthion Pflanzenspray Neu und Substral Pflanzenschutzspray ist das Lösungsmittel Methylenchlorid enthalten. In den Handelsprodukten Rogor und Salut ist das Lösungsmittel Cyclohexanon enthalten.

Physikalische und chemische Eigenschaften: O,O-Dimethyl-S-(2-methylamino-2-oxoethyl)dithiophosphat. Der reine Stoff ist weiß, fest und hat einen typischen Eigengeruch.

Anwendung: Insektizid; Phosphorsäureester

Heptenophos

DL50: Ratte oral 96 - 121 mg/kg

Handelsnamen: Hostaquick (550 g/l). In dem Handelsprodukt ist als Lösungsmittel Xylol enthalten.

Physikalische und chemische Eigenschaften: (7-Chlorbicyclo[3.2.0]hepta-2,6-dien-6-yl)dimethylphosphat. Der reine Stoff ist eine schwach gelbliche Flüssigkeit mit dem typischen Geruch nach Phosphorsäureestern.

Anwendung: Insektizid; Phosphorsäureester

Methidathion

DL50: Ratte oral 25 - 54 mg/kg

Handelsnamen: Ultracid 40 Ciba-Geigy (40 %), Ultracid 200 Ciba-Geigy (195 g/l), Ultracid 400 Ciba-Geigy (420 g/l), Ultracron (225 g/l) kombiniert mit Dicrotophos (225 g/l). Die Handelsprodukte Ultracid 200 Ciba-Geigy, Ultracid 400 Ciba-Geigy und Ultracron enthalten als Lösungsmittel Xylol.

Physikalische und chemische Eigenschaften: S-(2,3-Dihydro-5-methoxy-2-oxo-1,3,4-thiadiazol-3-ylmethyl)-O, O-dimethyldithiophosphat. Der reise Stoff liegt in einer Masse aus Kristallen vor, die eventuell mit einem flüssigen Anteil verbunden ist, hat eine bräunliche bis gelbliche Farbe mit einem starken Geruch.

Anwendung: Insektizid / Akarizid; organischer Phosphorsäureester

Mevinphos

DL50: Ratte oral 3 - 12 mg/kg, Ratte dermal 4 - 90 mg/kg, LC50 Inhalation (mg/l) Ratte 0,125 (1 h)

Handelsnamen: Shell Phosdrin 50 (525 g/l). In dem Handelsprodukt ist als Lösungsmittel Xylol enthalten.

Physikalische und chemische Eigenschaften: (2-Methoxycarbonyl-1-methylvinyl)dimethylphosphat. Der flüssige Stoff ist geruchlos mit einer hellgelben bis orange Farbgebung.

Anwendung: Insektizid, organischer Phosphorsäureester

Oxydemeton-methyl

DL50: Ratte oral ca. 50 mg/kg

Handelsnamen: Dipterex MR (200 g/l) kombiniert mit Trichlorfon (392 g/l), Ecombi (200 g/l) kombiniert mit Parathion (175 g/l), Metasystox R (250 g/l), Metasystox R spezial (100 g/l)

In dem Handelsprodukt Dipterex MR ist als Lösungsmittel 1-Methoxy-2-propanol enthalten. In dem Handelsprodukt Ecombi ist als Lösungsmittel Chlorbenzol enthalten. In dem Handelsprodukt Metasystox R ist als Lösungsmittel Chlorbenzol und Xylol enthalten. In dem Handelsprodukt Metasystox R spezial ist als Lösungsmittel 1-Methoxy-2-propylacetat enthalten.

Physikalische und chemische Eigenschaften: S-2-Ethylsulfinylethyl-O,O-dimethylthiophosphat. Der flüssige Stoff ist farb- und geruchlos.

Anwendung: Insektizid / Akarizid, organischer Phosphorsäureester

Parathion

DL50: Ratte oral ca. 2 mg/kg

Handelsnamen: Ecombi (175 g/l) kombiniert mit Oxydemeton-methyl (200 g/l), E 605 forte (500 g/l), Eftol-Öl (100 g/l), Folidol-Öl (100 g/l), Parathion forte (500 g/l), Parathion-P-O-X konzentriert (500 g/l)

Die Handelsprodukte Ecombi und Parathion-P-O-X konzentriert enthalten als Lösungsmittel Xylol. Die Handelsprodukte E 605 forte und Parathion forte enthalten als Lösungsmittel n-Butanol. Die Handelsprodukte Eftol-Öl und Folidol-Öl enthalten als Lösungsmittel Cyclohexanon, Dichlorbenzol und Mineralöl.

Physikalische und chemische Eigenschaften: O,O-Diethyl-O-4-nitrophenylthiophosphat. Der blassgelbe Stoff liegt flüssig vor und hat einen Geruch, der an Phenol erinnert.

Anwendung: Insektizid / Akarizid, organischer Phosphorsäureester

Parathion-methyl

DL50: Ratte oral 6 mg/kg

Handelsnamen: ME 605-Spritzpulver (40 %)

Physikalische und chemische Eigenschaften: O-O-Dimethyl-O-4-nitrophenylthiophosphat. Der reine Stoff besteht aus festen und geruchlosen Kristallen.

Anwendung: Insektizid, organischer Phosphorsäureester

Phosphamidon

DL50: Ratte oral 17,4 mg/kg

Handelsnamen: Detia Dimecron (200 g/l), Dimecron 20 (200 g/l)

Physikalische und chemische Eigenschaften: O-(2-Chlor-2-diethylcarbamyol-1-methylvinyl)-O,O-dimethylphosphat. Der reine Stoff besteht aus einer gelben bis braunen, viskösen Flüssigkeit mit einem schwachen Geruch.

Anwendung: Insektizid / Akarizid, Organophosphat

Propetamphos

DL50: Ratte oral 79 - 119 mg/kg

Handelsnamen: Ameisenmittel NEU (2 %), Ameisenmittel (Streumittel) (2 %), Delu Ameisenpulver (2 %), Detmol-Konzentrat PRO (250 g/l) kombiniert mit: Pyrethrum (64 g/l), maiblü Ameisenstaub (2 %), Safrotin 50 EC (582 g/l)

Physikalische und chemische Eigenschaften: Ethylamino-(E)-O-(2-isopropoxycarbonyl-1-methylvinyl)-O-methylthiophosphat. Der reine Stoff ist weißlich bis gelbbraun gefärbt und besteht aus einer ölartigen Flüssigkeit mit einem charakteristischen Geruch. In den Handelsprodukten Detmol-Konzentrat PRO und Safrotin 50 EC sind die Lösungsmittel Isobutanol und 1-Methoxy-propanol-2 enthalten.

Anwendung: Insektizid gegen Ameisen, Küchenschaben und sonstiges Haushaltungeziefer; organischer Phosphorsäureester.

Triazophos

DL50: Ratte oral 57 - 59 mg/kg; Maus oral 29 - 31 mg/kg

Handelsnamen: Hostathion (420 g/l)

Physikalische und chemische Eigenschaften: O,O-Diethyl-O-(1-phenyl-1H-1,2,4-triazol-3-yl)thiophosphat. Der flüssige Stoff ist farblos bis hellgelb gefärbt und hat den typischen Geruch der Phosphorsäureester. Das Handelsprodukt enthält als Lösungsmittel Xylol.

Anwendung: Insektizid, organischer Phosphorsäureester

Trichlorfon

DL50: Ratte oral ca. 250 mg/kg

Handelsnamen: Dipterex MR (393 g/l), Dipterex SL (50 %), Loxiran Ameisenfallen (0,15 %)

Physikalische und chemische Eigenschaften: O,O-Dimethyl-2,2,2-trichlor-1-hydroxyethylphosphonat. Der reine Stoff besteht aus farblosen und festen Kristallen mit einem schwachen charakteristischen Eigengeruch.

Anwendung: Insektizid, organischer Phosphorsäureester

Diagnostik und Therapie

Nachweis am Notfallort: nicht möglich.

Toxizität: Alle Stoffe aus der Gruppe der Phosphorsäureester haben eine starke toxische Wirkung auf den menschlichen Organismus und sind aus diesem Grunde auch schon häufig als Mord- oder Selbstmordmittel eingesetzt worden. Ursache der meisten Intoxikationen ist aber der unvorsichtige oder nachlässige Umgang oder die Aufbewahrung dieser Toxine.

Giftwirkung: Phosphorsäureester sind Hemmer der Cholinesterasen Acetylcholinesterase (AChE) und Butyrylcholinesterase (BuChE). Die Butyrylcholinesterase trägt als andere Bezeichnungen die Namen Serumcholinesterase oder Pseudocholinesterase und wird z.B. in der Leber, den Gliazellen und im Blutplasma gefunden. Acetylcholinesterase ist an den Neuronen und an den Synapsen des zentralen und des peripheren Nervensystems, in diversen Geweben (z.B. in Erythrozyten) und an der neuromuskulären Endplatte zu finden. Die Wirkung der Phosphorsäureester besteht in zwei unterschiedlichen Wegen. Zum einen kann die Acetylcholinesterase direkt durch den Wirkstoff gehemmt werden, oder die Wirkstoffe, wie z. B. Parathion, werden in der Leber zu starken Hemmern umgewandelt. Bei Parathion heißt das Umwandlungsprodukt Paraoxon. Alle Phosphorsäureester verursachen durch die lang anhaltende Inhibition der Acetylcholinesterase eine sogenannte endogene Vergiftung mit Acetylcholin, da Acetylcholin nicht mehr in die beiden Bestandteile Acetyl und Cholin getrennt werden kann. Somit ist die Wirkung von Acetylcholin konstant. Zusätzlich entfalten einige der Wirkstoffe noch toxische Schädigungen mit Wirkungen auf Herz-Kreislauf, Lungen, Leber, Nieren und das zentrale Nervensystem. Um eine Intoxikation zum einen zu verhindern (z.B. bei Kindern) oder um sie besser schnell erkennen zu können, wird vielen Phosphorsäureestern in den Handelsformen eine blauer Farbzusatz beigemengt. Die Gefahren durch die Phosphorsäureester werden durch die Kombination mit weiteren Alkylphosphaten, Lösungsmitteln und anderen Zusätzen erhöht. Alle diese Stoffe sind Kontaktgifte !!!!

Symptomatik: Die Symptomatik stellt sich durch die Wirkungen von Acetylcholin auf das Nervensystem dar. Hier sind zwei verschiedene Ansatzpunkte zu differenzieren. Die Wirkungen auf die parasympathischen Nervenendigungen zeigen durch die muskarinartigen Rezeptoren eine Verstärkung des Tränen- und des Speichelflusses, die Bronchialsekretion ist erhöht und bietet damit die Gefahr für ein entstehendes Lungenödem. Ein auftretender Broncho- oder Laryngospasmus wird durch eine Dyspnoe angezeigt. Im Bereich des Magen-Darm-Traktes kommt es zu einer Erhöhung der Sekretion von Drüsen und des Magens, und zu einer Steigerung des Spasmus und der Perestaltik. Die Folgen davon sind Koliken, Übelkeit, Durchfälle und Erbrechen. Am Auge ist eine Akkomodationsstarre und eine Miosis erkennbar. Eine Erniedrigung des Gefäßtonus und der Herzfrequenz, über einen Sinusbradykardie, einen AV-Block bis hin zur Asystolie, sind weitere Zeichen. Die Erniedrigung des Gefäßtonus und die Bradykardie führen zu einem Abfall des Blutdrucks. Die Aktivität der Schweißdrüsen ist erhöht. Die Wirkungen des Azetylcholins an der motorischen Endplatte und an den vegetativen Ganglien zeigt sich an den nikotinergen Wirkungen. Es kommt zu einer Lähmung der Atmung, die entweder zentral und/oder peripher ausgelöst sein kann. Des weiteren sind oft psychische Veränderungen, Verwirrtheit und alle Formen der Bewusstseinsstörungen festzustellen. Tremor, Muskelzuckungen bis hin zu tonisch-klonischen Krämpfen, Versteifungen der Muskulatur, vor allem im Bereich des Gesichtes und des Nackens, Sprachstörungen und Parästhesien sind weitere Anzeichen. Hauptgefahr: Die Atemlähmung kann zusammen mit der Bradykardie und dem Blutdruckabfall zum Tode führen.

Differentialdiagnose: Im notfallmedizinischen Bereich ist durch den blau angefärbte Speichel (beigemengter Farbstoff) und der starken Sekretion es bereits mehrmals zu einer Verwechslung mit der Intoxikation mit Blausäure vorgekommen (blauer Speichel hat nichts mit Blausäure zu tun !!!).

Therapie: Die Rettung aus dem Gefahrenbereich steht an erster Stelle. Teilweise kann es erforderlich sein die Rettung durch die Feuerwehr mit einem umluftunabhängigen Atemschutzgerät durchführen zu lassen. Die Sicherstellung der vitalen Funktionen ist oberstes Ziel der präklinischen Therapie. Bei oraler Aufnahme ist die Applikation von medizinischer Kohle als Suspension in der Dosierung von 1 g / kg KG als erstes durchzuführen. Falls der Giftstoff über die Haut oder die Kleidung aufgenommen wurde, ist die Kleidung zu entfernen und die Haut reichlich mit Polyethylenglykol 400 und anschließend unter fließenden Wasser mit Seife abzuspülen. In dem Fall, dass Wirkstoffspritzer in das Auge gelangen, ist dies mit geeigneten Lösungen, z.B. Isogutt®, gründlich zu spülen. Bei all diesen Tätigkeiten ist streng auf den Selbstschutz zu achten ! Die Atemwege müssen durch kontinuierliches Absaugen, besser aber durch die endotracheale Intubation, freigehalten werden. Die Intubation stellt die bessere und sichere Alternative dar. Zusätzlich ist eine kontrollierte Beatmung mit Sauerstoff indiziert. Der Einsatz von einem spezifischen Antidot ist in der präklinischen Phase indiziert. Die präklinischen Maßnahmen sind entscheidend für den Ausgang der Vergiftung. Antidotgabe: Als spezifisches Antidot wird Atropin präklinisch eingesetzt. Dosierung: Die Angaben über die Dosierung von Atropin schwanken. Initial sollte mit mindestens 1 mg Atropin i.v. begonnen werden. Die Dosierung richtet sich nach dem Abklingen der Sekretion von Nasenflüssigkeit und Mundspeichel, der Bronchialsekretion und dem Bronchospasmus.

Prognose: Die Prognose bei Intoxikationen mit Phosphorsäureestern ist sehr ernst. Auch nach der überstandenen Vergiftungen kann der Tod durch eine Nichtbeherrschung der Sekundärkomplikationen eintreten. Nach überstandenen Vergiftungen ist strenges Augenmerk auf die Leber- und Nierenparameter zu richten. Funktionsschäden des Nervensystems sind nicht ausgeschlossen.

Fallbeschreibungen:

  • Am 23.12.1953 verstarb ein 9 Wochen alter Säugling ohne vorher Zeichen einer Krankheit zu bieten. Nach Untersuchungen der Pathologie und chemisch-toxikologischen Untersuchungen ergab sich, dass die Todesursache E 605® war. Der Vater hatte dem schlafenden Kind 2 - 3 Tropfen des Giftes auf den Schnuller getan und diesen dann dem schlafenden Kind wieder in den Mund gesteckt. Nach einem Zeitraum von ca. 25 Minuten war das Kind tot.
  • Eine Ehefrau brachte in eine Bierflasche E 605® ein und markierte die Flasche durch ein aufgeklebtes Etikett. Sie verließ eines Abends ihren Mann und gab ihm noch jene Flasche Bier. Als sie wiederkam war ihr Mann tot. Der zuerst herbeigerufene Arzt gab an der Tod sei durch ein Herz-Kreislaufversagen eingetreten. In der später angeordneten Obduktion wurde die wahre Todesursache festgestellt.
  • Des weiteren sind Mordversuche mit E 605® bekannt geworden, wobei das Gift entweder in Süßigkeiten, als Arznei oder über die Schleimhäute über einen getränkten Tampon zugeführt wurde.

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Stand: 02. November 2007

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