Bothrops asper Namen: Rauhschuppige Lanzenotter, Terciopelo-Lanzenotter; Barba amarilla, Fer-de-Lance, Terciopelo, Cuatro Narices; Lokale Namen: Ahueyactli, Balsain, Barba Amarilla, Boquidora, Boquidorada, Cachete de Puinca, Cantil Bakay, Cantil Boca Dorada, Cantil Devanador, Cantzitzil, Canitzij, Cascabelle, Changuanga, Chigdu, Cola Blanca, Cuaima Carbon, Cuatronarices, Cuatro Narices, Cuatronariz, Deroya, Doroya, Equis, Equis Negra, Equis Pachona, Equis Rabo de Chucha, Equis Rabo de Hueso, Equis Rabo Fino, Fer-de-lance, Gata, Guayacan, Hoja Podrida, Juba-vitu, Lal Pauni, Krundibi, Macabrel, Macagua, Macao, Macaurel, Mapana, Mapana Blanca, Mapana de Una, Mapana Equis, Mapana Prieta, Mapana Rabo Blanco, Mapana Rabo Seco, Mapana Tigre, Mapanare, Mapanare Terciopelo, Mapapero, Mapepire, Mapepire Balsain, Montuno, Nauhyacacoatl, Nauyaca, Nauyaca Cola de Hueso, Nauyaca Real, Nauyaque, Palanca, Palanca Loca, Palanca Lora, Palancacoate, Palancacoatl, Palancacuate, Pelo de Gato, Pudridora, Rabiamarilla, Raboamarillo, Rabiseca, Rabo Amarillo, Rabo de Hueso, Rabo de Raton, Sapamanare, Talla Equis, Tama, Taxinchan, Taya, Taya Equis, Tepocho, Tepotzo, Tepoxo, Terciopelo, Tigra, Toboba, Toboba Rabo Amarillo, Toboba Real, Toboba Tiznada, Tiznada ,Tukeka, Tuqueca, Una de Gato, Vibora Sorda, Yaruma, Yellow-jaw Tommygoff, Xochinauyaque Anmerkung: Die Art wird oft mit Bothrops atrox verwechselt. Aus diesem Grund existieren auch irrtümliche Angaben über Vorkommen in Trinidad und El Salvador. Alte Namen:
Vorkommen: Süd-Mexiko, Zentral-Guatemala, Honduras, Nicaragua, Costa Rica, Panama, Belize, Kolumbien, West-Ekuador, Venezuela. Lebensraum sind in erster Linie tropische Regenwälder, Nebelwälder und tropische immergrüne Wälder, sie kommt auch in Randbereichen zu Savannen häufig vor. Daneben werden auch trockenere Landschaften wie tropische Laubwälder, Dornenwälder oder Kiefernsavannen besiedelt; in solchen Lebensräumen ist sie jedoch deutlich seltener und meist nur in Wassernähe zu finden. Die Art besiedelt zudem Sekundärwald und besucht vermutlich auf der Nahrungssuche auch gerne Siedlungen.
Beschreibung: Die Tiere erreichen eine durchschnittliche Länge von 1,2 m, maximal 2,5 m. Färbung und Zeichnung der Schlange sind sehr variabel. Die Grundfarbe der Oberseite kann rotbraun, braun, olivgrün, graubraun, rosa oder fast schwarz sein. Die Oberseite des Kopfes ist im Normalfall ungezeichnet. Ein dunkler Streifen zieht sich vom Auge bis zum Mundwinkel und kann die hinteren ein bis zwei Oberlippenschilder mit einschließen. Die Oberseite zeigt auf beiden Seiten des Rückens 18 bis 28 hell umrandete, dunkelbraune bis fast schwarze Dreiecke, deren breite Basis zum Bauch zeigt. Häufig befinden sich in der bauchseitigen Verlängerung beider Schenkel des Dreiecks große, dunkle Punkte. Die Dreiecke können auf der Rückenmitte mit den Spitzen aufeinander stoßen, so dass der Rücken eine sehr auffallende X-Zeichnung zeigt, oder gegeneinander versetzt sein. Zum Schwanz hin wird die Zeichnung immer enger, der Schwanz selbst ist meist einfarbig dunkelbraun oder schwarz. Die Bauchseite ist meist gelb, selten cremefarben oder weißgrau und zeigt unregelmäßige, dunkle Flecken, die zum Schwanz hin dichter werden. Männliche Jungtiere haben ein gelbes Schwanzende, bei weiblichen Jungtieren ist es einfarbig braun. Bei Männchen beginnt die gelbe Schwanzfärbung bei einer Körperlänge von etwa 100 cm zu verblassen, sie verschwindet bis zur Geschlechtsreife. Die Schlange ist leicht erregbar, bewegt sich sehr schnell und ist extrem giftig. Sie ist innerhalb ihres Areals für den Großteil der Vergiftungen durch Schlangenbisse und jährlich für zahlreiche Todesfälle verantwortlich. Viele Patienten, die den Biss überleben, bleiben durch schwerste Gewebezerstörungen und Gliedmaßenverluste lebenslang behindert. Epidemiologie: Die Kombination aus hoher Giftmenge, hoher Giftigkeit, geringer Fluchtbereitschaft, vergleichsweise hoher Aggressivität, häufigem Aufenthalt in menschlichen Siedlungen und relativ großer Verbreitung macht Bothrops asper in ihrem Areal zur mit Abstand medizinisch relevantesten Schlange. Sie ist innerhalb ihres Areals für den Großteil der Vergiftungen durch Schlangenbisse und für fast alle Todesfälle verantwortlich. In einer Studie zur Epidemiologie von Schlangenbissen bei Kindern und Jugendlichen in Costa Rica zwischen 1985 und 1995 waren 65 % der Vergiftungen auf Bothrops asper zurückzuführen, 3 der 79 gebissenen Kinder starben. In ganz Costa Rica wurden im Zeitraum 1990-2000 im Mittel 504 Menschen pro Jahr von Giftschlangen gebissen. Die Anzahl der Todesfälle lag zwischen 0 und 7 pro Jahr. Der Großteil der Bisse und fast alle Todesfälle wurden auf Bothrops asper zurückgeführt. Insgesamt gelang es dort, die Mortalität unter den Bissopfern erheblich zu senken, 1947 lag sie noch bei 7 %, in den 1990er Jahren nahe 0 %. In zwei Provinzen im Nordwesten Kolumbiens wurden in den 1990er Jahren jährlich im Mittel 669 Menschen von Schlangen gebissen. 50 bis 70 % der Bisse erfolgten durch Bothrops asper, die Mortalität lag bei 5 %, weitere 6 % erlitten dauerhafte Schäden. Von 244 Opfern von Schlangenbissen in diesen beiden Provinzen im Zeitraum März 1989 bis Februar 1990 waren 44,5 % B. asper zuzuordnen. 12 Patienten (4,9 %) starben, weitere 13 (5,3 %) blieben dauerhaft behindert. Aus anderen Ländern innerhalb des Verbreitungsgebietes von Bothrops asper liegen ähnliche Zahlen vor. Die meisten Bisse durch Bothrops asper erfolgen in ländlichen Gebieten, betroffen sind vor allem junge Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten. In Costa Rica waren 46,2 % aller zwischen 1990 und 2000 Gebissenen mit landwirtschaftlichen Arbeiten beschäftigt, weitere 20 % waren Hausfrauen oder mit sonstigen Arbeiten in Häusern beschäftigt, bei den übrigen war die Beschäftigung nicht bekannt. Andere Personengruppen sind selten betroffen. Von 10 Feldbiologen, die in Mittelamerika zwischen 1980 und 1991 durch Schlangenbisse vergiftet wurden, waren alle von Bothrops asper gebissen worden. Alle überlebten den Biss, aber in einem Fall musste ein Unterschenkel amputiert werden, in einem zweiten Fall musste zerstörtes Gewebe chirurgisch ersetzt werden und in einem dritten Fall verhinderte eine psychische Traumatisierung die weitere Berufsausübung als Feldbiologe. Die Autoren der Studie relativieren jedoch das Risiko eines Bisses, drei Bisse erfolgten bei 4 Projekten mit insgesamt mehr als 1,5 Mio. „Feldstunden“; das Risiko lag also bei einem Biss auf rund 500.000 im Feld verbrachten Stunden. Toxine: In den Gift sind Myotoxine gefunden worden, die sicher lokale Nekrosen verursachen. Zusätzlich sind Toxine mit einer Einwirkung auf die Blutgerinnung gefunden worden. Es sind verschiedene Enzyme, niedermolekularen Polypeptide und Metallionen gefunden worden. Die Wirkung ist oft bis heute nicht bekannt. Es scheinen große Unterschiede in der Giftzusammensetzung der Spezies am Atlantik und am Pazifik zu existieren. Besonders problematisch ist bei dieser sehr großen Art die bei einem Biss verabreichte große Giftmenge sowie die hohe Giftigkeit. Die durchschnittliche Giftmenge je Biss liegt bei 458 mg (Trockengewicht), maximal bei 1530 mg, der LD50-Wert liegt bei Mäusen bei 3,7 mg pro kg Körpergewicht. Symptome: Die Tiere verursachen die meisten Schlangebisse in Costa Rica. Jeder Biss durch die Schlange muss als lebensbedrohlich eingeschätzt werden. An der Bissstelle kommt es zu lokalen Schmerzen, Schwellungen, Hautblutungen, Nekrosen und Blasenbildungen. Es kann zu einer Ungerinnbarkeit des Blutes kommen. Dieses Symptom scheint nach Bissen von jungen Schlangen noch stärker ausgeprägt zu sein. Möglich sind gastrointestinale Blutungen, Nasenbluten, Nierenversagen und ein Abfall des Blutdrucks unter 70 mm Hg. Weitere Symptome können Herzrhythmusstörungen und intrakranielle Blutungen sein. Als Folgeschäden sind lokale Nekrosen, lokale Schwellungen und persistierende Schmerzen möglich. Das Gift enthält stark proteinabbauende Enzyme (Metalloproteinasen und Phospholipase A2), die Gewebe zerstören. Das Gift wirkt hämolytisch und durch Metalloproteinasen hämorrhagisch. Wichtigstes Hämorrhagin im Gift der Art ist Jararhagin, eine Zink enthaltende Metalloproteinase. Das Gift verursacht durch thrombinähnliche Enzyme eine Veränderung des Fibrinogen und hierdurch eine Aktivierung der Blutgerinnung. Dies führt über weitere Schritte zum schnellen Verbrauch der Gerinnungsfaktoren und wirkt daher gerinnungshemmend. Das Syndrom wird als Disseminierte intravasale Koagulopathie (DIC) bezeichnet. Die Patienten bluten aus der Bissstelle, aus noch nicht verheilten Narben, Mückenstichen und Mundschleimhäuten und es kommt zu inneren Blutungen. Erbrechen, lokale Schmerzen, ausgeprägte lokale Schwellungen, lokale Nekrose, Blasenbildung, Hämaturie, Hämatemesis, generalisierter zerebraler Krampfanfall (Giftabgabe wahrscheinlich direkt in ein venöses Blutgefäß), Blutgerinnungsstörungen bis zur Aufhebung der Blutgerinnung. Das Gift wirkt offenbar auch direkt nierentoxisch. Bei Schwangeren führen die Bisse häufig zu Spontanaborten. Zusätzliche Komplikationen entstehen durch Infektionen durch die in den Schleimhäuten der Schlange enthaltene Bakterienfauna. Häufigste Todesursachen sind akutes Nierenversagen, Hirnblutungen und Blutvergiftungen. Spätfolgen: Unwiederbringliche lokale Schäden, lokale Nekrosen. Folgen eines Bisses durch Bothrops asper Bothrops asper gilt als sehr leicht erregbar. Bei absichtlichen Störungen bewegt sie sich sehr schnell, wechselt abrupt die Bewegungsrichtung und versucht zuzubeißen. Wird sie bei Dunkelheit mit einer Taschenlampe angestrahlt, sucht sie Deckung, kehrt aber dann oft an die Stelle der Störung zurück. Am Tag ergreift sie bei Annäherung eines Menschen nicht die Flucht, sondern vertraut auf ihre hervorragende Tarnung und verharrt regungslos. Erst bei Unterschreitung einer bestimmten Distanz oder bei Berührung beißt sie sehr schnell zu. Ein Großteil der Gebissenen nimmt die Schlange daher erst im Moment des Zubeißens wahr. Vor dem Biss richtet sich die Schlange auf, viele Menschen werden daher oberhalb des Knies gebissen. Maßnahmen: Die pressure-immobilization-Methode darf nicht angewendet werden. Die betroffene Stelle ist ruhig zustellen. Der Patient muss liegend in eine Klinik transportiert werden. Die weiteren Maßnahmen bis zur Klinik erfolgen symptomatisch. Ein Antivenin ist vorhanden, kann aber bleibende Schäden nicht sicher verhindern. Das Antivenin sollte nur nach Rücksprache mit einer Giftnotrufzentrale erfolgen. Literatur:
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