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VHF-Viren
Definition: Es
handelt sich um ein ungenau definiertes klinisches
Syndrom. Es ist gekennzeichnet durch ein hohes Fieber, einer "capillary
leakage", einer Blutungsneigung und Schock. Häufig ist die Leber beteiligt und
es tritt teilweise ein Ikterus auf.
Diese Viren sind in der Lage ein Hämorrhagisches Fieber
auszulösen (VHF-Viren = Virales Hämorrhagisches Fieber). Die Erreger sind auf
der ganzen Welt im tropischen und subtropischen Bereich zu finden. Namensgebend
ist das erste bekannte Auftreten des Erregers.
Man differenziert:
* = es existiert ein Fall durch eine Nadelstichverletzung
während der
Virämie
² = von Erkrankten und Verstorbenen ausgehend, keine
Infektiosität während der Inkubationszeit!
Man geht heute davon aus, dass sich durch die Rodungen des
Urwalds, weitere unbekannte Erreger und auch VHF-Viren finden werden. Eine
Darstellung der Ausbrüche finden Sie auf der Seite
VHF-Ausbrüche.
Krankheit |
Code |
Virusfamilie |
Symptome beim Menschen |
Vorkommen |
Vektor |
Reservoir / Ausbreitung |
durch Mücken übertragen: |
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Gelbfieber |
YF |
Flaviviren |
Akut, hohes
Fieber, schweres Krankheitsgefühl, Ikterus, Nephropathie, Toxämie,
hämorrhagische Diathese, hohe Sterblichkeit,
inapparente häufiger als
apparente Verläufe |
Tropische Gebiete
in Afrika, Zentral- und Südamerika |
urban:
Stechmücken |
urban: Mensch
epidemische Ausbreitung |
Dengue- hämorrhagisches Fieber (Serotypen 1 - 4) |
DN-HF 1 - 4 |
Flaviviren |
Akut, als
klassisches Dengue beginnend, nachfolgend schwerer Verlauf mit
hämorrhagischen Komplikationen, Schocksyndrom, hohe Mortalität, in Asien
vorrangig Kinderkrankheit (Maximum unter 1. Lebensjahr, 3. bis 5.
Lebensjahr) |
Tropisches
Südostasien (Thailand, China, Vietnam, Indonesien), Karibik (besonders Kuba) |
Stechmücken
(Aedes) |
urbanes
Reservoir: Mensch,
endemo- epidemisch |
Chikungunya |
CHIK |
Alphaviren |
Plötzlicher
Beginn, ähnlich der Grippe, Exanthem, Lymphadenitis, in Asien auch
hämorrhagisches Fieber ohne Schock. |
Afrika und Asien
(Tropen und Subtropen) |
Stechmücken
(Aedes aegypti) |
Affen; in
Epidemien; Mensch; West- und Zentralafrika: sporadisch Ostafrika:
endemo- epidemisch Indien, Südost-Asien:
endemo- epidemisch |
Rifttal-Fieber |
RVF |
Bunya-Viren
Genus: Phlebo |
Akut:
grippeähnlich, meist gutartige Verläufe, gelegentlich bösartig (Todesfälle 5
%), Hepatitis mit hämorrhagischer Diathese, Retinitis, Meningo-Enzephalitis |
Afrikanischer
Graben (Südafrika bis Ägypten), Sinai-Halbinsel |
Stechmücken
(Culex, Aedes) |
Großenzootien bei Rindern, Schafen, Ziegen, hohe Tiersterblichkeit,
Mensch: sporadisch, bei Epizootien auch
epidemisch |
durch Zecken übertragen: |
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Kyasanur- Waldkrankheit |
KFD |
Flaviviren (TBE) |
Akut, Fieber,
Kopfschmerz, schwere Myalgien, biphasischer Verlauf mit afebriler Periode
von 7 bis 15 Tagen wie bei Zeckenencephalitis, hämorrhagische Diathese,
gelegentlich Encephalitis, Letalität unter 5 % |
Indien (Mysore) |
Ixodes ricinus |
Affen, kleine
Nager?
Epizootien (transstadiale/ transovarielle Übertragung bei Zecken) |
Krim-Kongo- hämorrhagisches Fieber |
CC-HF |
Bunyavirus
"Nairo" |
Akut, "grippal",
dann Exanthem, Erbrechen, hämorrhagische Diathese, gelegentlich Hepatitis,
Letalität 10 % |
Afrika (südlich
der Sahara bis Südafrika), mittlerer Osten, Ostasien bis Westchina |
Hyalomma-Art |
kleine Säuger?
Rinder? (transstadiale/ transovarielle Übertragung bei Zecken) |
durch Nager übertragen: |
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Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (Koreanisches hämorrhagisches
Fieber) |
HFRS |
Bunyavirus |
Hanta-Virus:
akut, hohes Fieber, Kopfschmerz, Myalgien, schweres Krankheitsgefühl, nach 3
bis 7 Tagen hypotensive Phase mit hämorrhagischer Diathese, Proteinurie, Tod
im hypovolämischen Schock (30 %), bei obligurischen Verlauf Letalität bis 50
%, langsame Rekonvaleszenz |
Korea,
Mandschurei, China, Ost-Russland |
? |
Mäuse,
Dauerausscheider (Speichel, Urin, Faeces) |
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Bunyavirus |
Seoul-Virus:
milde Form des hämorrhagischen Fiebers mit renalem Syndrom geringerer
Mortalität |
Korea, China |
? |
Ratten in
Seehäfen, Dauerausscheider (Faeces, Urin, Speichel) |
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Bunyavirus |
Puumela-Virus:
Nephropathia epidemica: akut, Leib- Rückenschmerzen, Polyurie, milde
hämorrhagische Diathese, keine Schocksymptomatik |
Nordeuropa,
West-Russland |
? |
Wühlmäuse,
Dauerausscheider (Urin), Übertragung auf Mäuse und Mensch |
Lassa-Fieber |
LAS-HF |
Arenavirus |
Akut, primär
uncharakteristisch, Erkrankung des oberen Atmungstraktes, Pleuritis,
Proteinurie, Ödem, Blutungen, Hepatitis, Encephalopathie, Schock,
inapparente Verläufe häufig |
Zentral-
Westafrika (Nigeria, Liberia, Sierra Leone) |
? |
Mastomys
natalensis, Dauerausscheider (Urin und Sekrete)
Mensch: Direktkontakt, Tröpfchen, Mensch-zu-
Mensch- Übertragung in Haushalt und Klinik (Blut) |
Junin-Fieber (argentinisches hämorrhagisches Fieber) |
JUN-HF |
Arenavirus |
Akut, anfänglich
uncharakteristisch, Hyperämie, Exanthem, Polyadenopathie, Dehydratation,
Hypotension, Oligurie, Anurie, hämorrhagische Diathese, Letalität bis 20 %,
inapparente Infektionen selten |
Argentinien
(Buenos Aires, Santa Fé, Cordoba) |
? |
Cricetidae,
Dauerausscheider: Urin, Sekrete
Mensch: Direktkontakt, aerogen, Tröpfchen |
Machupo-Fieber (bolivianisches hämorrhagisches Fieber) |
MACH-HF |
Arenavirus |
Akut, anfänglich
uncharakteristisch, Hyperämie, Exanthem, Polyadenopathie, Dehydratation,
Hypotension, Oligurie, Anurie, hämorrhagische Diathese, Letalität bis 20 %,
inapparente Infektionen selten |
Bolivien: San
Joaquin, Cordoba |
? |
Cricetidae,
Dauerausscheider: Urin, Sekrete
Mensch: Direktkontakt, aerogen, Tröpfchen |
Afrikanische hämorrhagische Fieber (Marburg hämorrhagisches Fieber) |
MAR-HF |
Filoviren |
Fortschreitendes
Fieber, Myalgien, Durchfälle, Konjunktivitis, Gaumenexanthem, Pankreatitis,
Hepatitis, Exanthem, ab 5. Tag Blutungsneigung, Melaena, Hämatemesis,
terminaler Schock |
Uganda, Kenia,
Simbabwe?, Südafrika? |
? |
Reservoir
unbekannt, möglicherweise Affen, Mensch- zu- Mensch- Übertragung über
Direktkontakt, Blutkontakt |
Afrikanische hämorrhagische Fieber (Ebola hämorrhagisches Fieber) |
EBO-HF |
Filoviren |
Fortschreitendes
Fieber, Myalgien, Durchfälle, Konjunktivitis, Gaumenexanthem, Pankreatitis,
Hepatitis, Exanthem, ab 5. Tag Blutungsneigung, Melaena, Hämatemesis,
terminaler Schock |
Uganda, Kenia,
Simbabwe?, Südafrika? |
? |
Reservoir
unbekannt, möglicherweise Affen, Mensch- zu- Mensch- Übertragung über
Direktkontakt, Blutkontakt |
Differentialdiagnosen:
Schwere Malaria, Typhus, Shigellose ("diarrhée rouge"), Leptospirose,
Rickettsien-Infektionen, Virushepatitis, Meningokokken-Infektionen,
gramnegative Sepsis.
Verdachtsdiagnose:
Die Verdachtsdiagnose stellt sich bei einem Aufenthalt im Endemiegebiet während
der Inkubationszeit, unerklärliches hohes Fieber (> 38,5°C), Ödemen,
hämorrhagischer Diathese Ikterus, ZNS-Symptomen und Kontakt mit anderen
VHF-Patienten oder Probenmaterial.
Übertragungswege:
Die einzelnen Erreger werden unterschiedlich übertragen. Zum einen kann eine
Infektion durch eine direkte Infektion, z.B. Tröpfcheninfektion (Ebola-Krankheit)
oder durch Stiche durch Stechmücken (Dengue-Fieber,
Gelbfieber),
Zeckenstiche (Krim-Kongo-Fieber)
oder Ausscheidungen von Tieren (Lassa-Fieber)
erfolgen.
Gefährdung:
Mittlerweile ist es möglich alle VHF-Viren, mit Ausnahme des Verursachers des
Dengue-Fieber, als Aerosol herzustellen. Dies entspricht zwar nicht dem
natürlichen Übertragungswege, aber Infektionen sind auch so möglich. Sie sind
also als B-Waffen geeignet.
Symptome: Die
Symptomatik ist meist zu Beginn unspezifisch und wird oft mit einer Grippe
verwechselt: Es tritt ein hohes Fieber, Muskelschmerzen, Knochen- und
Gelenkschmerzen und ein schweres Krankheitsgefühl auf. Der Patient blutet nach
innen und außen. Dementsprechend kann ein blutiger Stuhl, blutiger Urin
auftreten. Die Patienten erleiden ein Kreislaufversagen mit Schock und
Nierenversagen. Als neurologische Zeichen sind Lähmungen und Krämpfe möglich.
Inkubationszeit:
mehrere Tage
Maßnahmen: Dem
Rettungsdienst und der Klinik bleibt nur eine symptomatische Therapie. In der
Klinik ist der Patient auf eine Isolierstation zu verbringen. Im Mittelpunkt der
Therapie steht der Volumenmangelschock.
Prophylaxe: Es
existiert kein Impfstoff. Nur gegen das Gelbfieber existiert ein
Impfstoff.
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