Hydrophiinae (Seeschlangen) Alle Arten sind giftig. Nach der aktuellen Nomenklatur werden die folgenden Arten beschrieben:
Systematik: Die Seeschlangen bilden innerhalb der Schlangen eine eigene Unterfamilie. Anatomie und Physiologie: Die Tiere gleichen in ihren Merkmalen, denen der landbewohnenden Schlangen. Zur besseren Fortbewegung im Wasser ist aber der Schwanz seitlich abgeplattet. Um längere Tauchgänge zu ermöglichen ist der linke Lungenflügel sehr stark vergrößert. Er wird auch als Balanceorgan im Wasser verwendet. Die Osmoregulation wird über eine spezielle Drüse eingestellt. Diese Drüse scheidet ständig das Salz aus und ermöglicht erst so ein dauerhaftes Leben im Wasser. Die Tiere haben eine proteroglyphe Bezahnung (ähnlich einer Injektionskanüle). Sie haben aber im Vergleich zu den Elapiden (Giftnattern), kürzere Giftzähne und reduzierte Mengen an Gift. Bei den meisten Arten reicht die Länge der Giftzähne aber aus um ernste Vergiftungen auszulösen. Ledigleich bei einigen laichfressenden Arten sind die Zähne so zurückgebildet, dass sie kaum die menschliche Haut durchdringen können. Vorkommen: Die Tiere kommen in den flachen Zonen der Küsten vor. Die Tiere ernähren sich vor allem von den bodenbewohnenden Fischen, z.B. Aalen. Sie tauchen bis in Tiefen von 30 m. Auftauchende Tiere sollte man in Ruhe lassen. Niemand mit einer Atemnot möchte noch mit Tauchern spielen. Manche Seeschlangen leben auch im Bereich der Flussmündungen oder auch tiefer im Süßwasser. Nur Hydrophis semperi und Laticauda crockeri leben ausschließlich im Süßwasser.
Man geht davon aus, dass die Tiere im
indoaustralischen Raum entstanden sind. Heute findet man sie an den Küsten des
tropischen bis subtropischen Indopazifik. Sie leben vom Persischen Golf bis nach
Japan, südlich bis Indonesien, Neu-Guinea, Polynesien bis Australien.
Manche Arten sind in ihren Lebensbereichen sehr
zahlreich. Dort haben vor allem die heimischen Fischer fast jeden Tag Kontakt
mit den Tiere. Dies trifft vor allem auf
Enhydrina schistosa zu.
Zu ihrer Fortpflanzungszeit kommen viele tausend
Exemplare von
Laticauda laticaudata und
Pseudolaticauda semifasciata auf bestimmten Inseln der Philippinen an Land. Dort
werden sie dann zur Verwertung, vor allem für Leder, in großen Mengen
eingesammelt.
Pelamis
platura
ist die einzigste Hochseeart und hat ein weitaus größeres
Verbreitungsgebiet. Durch die Lebensweise an der Oberfläche wird diese Art
teilweise in sehr großen Kolonien durch die Strömung über weite Wege
transportiert. Sie ist somit die alleinige Spezies, die auch an der Pazifikküste
von Mittelamerika und dem nördlichen Südamerika als auch an den westlichen
Küsten von Südafrika und Südamerika zu finden ist.
Das Rote Meer soll nach der Literatur wegen des zu
hohen Salzgehaltes frei von Seeschlangen sein. Laut Angaben von mir bekannten
Tauchern sind aber dort Seeschlagen zu finden.
Die Tiere können Wassertemperaturen unter einem
Bereich von 20° Celsius nicht lange überstehen. Aus diesem Grund sind sie nicht
im Atlantik zu finden. Auch das Mittelmeer ist frei von Seeschlangen. Gefahr: Insgesamt kommt es selten zu Bissunfällen. Die Fischer im Lebensbereich der Schlangen sind dagegen stärker gefährdet. Die meisten Toxine der Seeschlangen sind sehr giftig. Die verschiedenen Arten kommen teilweise in ihren Verbreitungsgebieten häufig vor. Die geringe Zahl an dokumentierten Bissunfällen liegt zum einen daran, dass nur sehr wenige Studien durchgeführt worden sind und zum anderen am „zahmen“ Verhalten der Tiere. Die meisten Seeschlangen beißen auch bei starker Bedrängnis nicht zu. Verteidigungsbisse von Enhydrina schistosa, Hydrophis cyanocinctus und Astrotia stokesii sind bekannt. Auch bei Aipysurus laevis, Aipysurus fuscus und Lapemis curtus sind Verteidigungsbisse dokumentiert worden.
Bis zum heutigen Tage gibt es nur sehr wenige
Untersuchungen über Seeschlangenbisse. Die Beschreibungen von einigen
Einzelfällen liegen aber vor.
Vor allem
Enhydrina schistosa und
Hydrophis cyanocinctus haben schwere oder auch tödliche Bisse verursacht.
Man bezeichnet Seeschlangenbisse als
"Berufskrankheit", denn 90 % der Patienten waren Fischer, die mit sehr einfachen
Techniken der Fischerei gearbeitet hatten. Meist werden bei einem Biss keine
Toxine abgegeben. Die Statistik ist aber wahrscheinlich nicht zutreffend, da
viele Patienten keine Klinik aufsuchen und somit statistisch nicht erfasst
werden.
Da heute der Beruf des Fischers immer mehr
zurückgeht und auch meist aus Booten mit Netzen gefischt wird, sind die Unfälle
stark reduziert worden. Wenn die Fischer aber im flachen Wasser watend Netze
hinter sich herziehen besteht ein weitaus höheres Risiko (veraltete, aber sehr
einfache Fischereitechnik). Heute sind Seeschlangenbisse nur selten in den
Kliniken zu finden. Unfallverhütung: Bisse beim Tauchen oder Baden sind sehr selten. Dicke und stabile Handschuhe stellen einen guten Schutz gegen die Bisse der Tiere dar, da sie nur über kurze Giftzähne verfügen. Symptomatik: Lähmungen der Extremitäten- und Atemmuskulatur, Ausfälle von Hirnnerven (Ptosis), Dyspnoe. Starke Nekrosen mit Funktionseinschränkung bis zum Verlust der betroffenen Extremität. Therapie: Hier ist als Erste Hilfe die "pressure/ immobilization-technique" aus Australien anzuwenden (siehe Maßnahmen). Die Atmung ist durch eine endotracheale Intubation und die anschließende Beatmung sicherzustellen. Die weiteren Maßnahmen erfolgen symptomatisch. Ein Antivenin ist erhältlich. Literatur: |
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