Mandragora officinarum L.
Synonym:
Mandragora acaulis Gaertn.; Mandragora vernalis Bert ol.
Namen:
Alraune, Galgenmännchen, Heckenmännchen.
Familie:
Nachtschattengewächs (Solanaceae)
Historie:
Die Alraune war früher ein beliebtes Mordmittel und auch als chemische Waffe
wurde die Pflanze benutzt.
Beschreibung:
Die mehrjährige Pflanze hat eine dicke, fleischige und knollige Wurzel. Sie hat
sehr kräftige Seitenwurzeln und ist bis zu 50 cm lang. Auf der Erdoberseite ist
nur eine Blattrosette erkennbar. Die dunkelgrünen Blätter haben eine runzelige
Oberfläche, sind bis zu 40 cm lang und am Rande gekräuselt. Die glockenförmigen
Blüten haben eine violette Farbe und sind nach oben geöffnet. Sie stehen oft zu
mehreren in der Mitte. der Rosette und haben einen Durchmesser von 3-4 cm. Die
Blüten im Herbst sind weitaus kleiner. Im Frühsommer entwickelt sich eine
Frucht, die eine gelbe oder orangefarbene Beere ist. Der Autor beobachtete
grüne, apfelartige Früchte, die circa 20-25 nierenförmige Samen enthielten. Blütezeit: Frühjahr und Herbst Vorkommen: Die Heimat der Alraune ist vor allem der östliche Teil des Mittelmeergebietes. Dort ist sie vor allem auf Ödland zu finden. In den milden Gegenden Mitteleuropas ist die Pflanze winterhart. Wirkstoffe: In der Wurzel sind 0,3-0,4 % Alkaloide enthalten. Bei den Alkaloiden ist das Scopolamin am höchsten vertreten, L(-)-Hyoscyamin und Atropin ist weniger vorhanden. Giftige Teile: Die ganze Pflanze ist stark giftig.
Wirkung:
Man geht von einer Mortalität von ungefähr 10 % aus. An reinem Atropin ist die
letale Dosis 100 mg. Tödliche Ausgänge sind aber schon bei einer Menge von 50 mg
bekannt geworden. Bei Patienten mit einer Überempfindlichkeit können Delirien
und Koma schon in der therapeutischen Menge von 1 mg auftreten. Ab Dosen von 0,5
mg Atropin
kommt es zu einer Mundtrockenheit, ab ca. 1 mg zu Pupillenerweiterung, ab ca. 3
mg zur Intoxikation mit Hitzegefühl, ab circa 4 mg zu Tachykardie und
Sehstörungen, ab ca. 5 mg zu Herzklopfen und in höheren Dosen zu den unten
beschriebenen weiteren Vergiftungssymptomen. Eine Wirkung von 5-10 mg Atropin
kann wochenlang bestehen bleiben, während
0,5-2 mg ihre
Wirkung nur im peripheren Bereich äußern. Die Prognose der erkannten Vergiftung,
die auch durch atropinhaltige Medikamente entstehen kann, ist recht gut. Eine
Aufnahme des Giftes ist auch über die intakte Haut möglich.
Man differenziert vier Hauptsymptome:
- Rötung des Gesichtes
- Trockenheit der Schleimhäute
- Pulsbeschleunigung
- Erweiterung der Pupillen
Innerhalb sehr kurzer Zeit, circa 15 Minuten, kommt
es zu einer sehr starken Erregung, die sich oft in erotischer Hinsicht
darstellt, einer Rauheit, Trockenheit und einem Kratzen in Mund- und
Rachenbereich bis hin zum Kehlkopf. Durch die Austrocknung der Schleimhäute
stellen sich Maßnahmen: Bei einem vergifteten Patienten ist medizinische Kohle zu geben. Als spezifisches Antidot kann Physostigminsalicylat gegeben werden. Die Dosis bei Kindern beträgt 0,5 mg und bei Erwachsenen 2 mg i.m. oder langsam i.v.. Diese Medikamentierung darf nur unter Monitorkontrolle vorgenommen werden. Bei einem erneuten Auftreten der Symptomatik kann dieses Antidot nachinjiziert werden. Die Versorgung mit einem Plasmaexpander ist ein selbstverständlicher Bestandteil der Notfallversorgung. Bei Krämpfen kann der Patient mit Benzodiazepinen, z. B. Midazolam, sediert werden. Opiate und Opioide dürfen nicht verabreicht werden. Unter gegebenen Umständen kann eine Intubation und eine Sauerstoffbeatmung notwendig werden. |