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Ricinus communis
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Intox Ricinus communis01

Ricinus communis L.

                

Namen: Wunderbaum, Christuspalme, Hundsbaum, Läusebaum, Palma Christi.

Historie: Der Wunderbaum ist eine der ältesten Arzneipflanzen. Er wurde nach dem Papyrus Eber schon um 1500 v. Chr. von den Ägyptern eingesetzt.

Beschreibung: Die in Deutschland nur noch einjährige Pflanze wird nördlich der Alpen nur noch 1 - 2 m hoch; in ihrer Heimat, den Tropen, ist sie ein Baum von bis zu 13 m Höhe. Der oft blau bereifte, stark verzweigt Stengel hat eine grünliche bis rötliche Farbe. Die bis zu 1 m breiten, handförmig geteilten Blätter haben die gleiche Färbung wie die Stengel, aber ohne die Bereifung. Sie sind langgestielt, 5 - 11 lappig, gezähnt und stehen wechselständig. Die männlichen Blüten stehen büschelig gehäuft unter den endständigen, gestielten weiblichen Blüten. Sie werden oft von Seitensprossen überragt. In den fleischigen Kapseln sind die 3 Samen zu finden. Sie sind oval geformt, marmoriert und erreichen eine Länge von bis 17 mm.

Blütezeit: August - Oktober

Vorkommen: Die Pflanze wird in allen tropischen Ländern zur Gewinnung des Rizinusöls angebaut. Im Mittelmeergebiet findet man den Wunderbaum, oft auch verwildert, an Straßenrändern und Schuttplätzen. In Mitteleuropa wird der Ricinus als attraktive Gartenzierpflanze gehalten. Die Samen sind oft in indischen und afrikanischen Schmuckketten enthalten.

Wirkstoffe: In den Samen ist etwa 0,15 % Ricin und 0,2 % Ricinin enthalten. Das Ricin gehört zu den giftigsten Stoffen. Es ist eine hitzestabiles Protein und Haemolysegift, ist gegen Verdauungsfermente stabil und damit oral aufgenommen hoch toxisch. 30 mg Ricin oral aufgenommen wirken letal.

Giftige Teile: Die Samen sind sehr stark giftig.

Wirkung: Die Wirkung des Ricins hängt vom Zerkauungsgrad der wohlschmeckenden Samen ab. Vergiftungen werden nur bei intakter Samenschale überlebt. Die Samenschalen sind praktisch ungiftig und wirken nur leicht abführend. Das Bild einer Vergiftung zeigt sich nach einer symptomfreien Latenzzeit von einigen Stunden bis zu zwei Tagen. Erst dann kommt es zu schweren gastroenterologischen Störungen mit blutigem Erbrechen, blutigen Durchfällen, Koliken, Exsikkose, Krämpfen, reiswasserähnlicher Stuhl, Anurie, Tachykardie und eine Mydriasis. Im finalen Stadium diagnostiziert man Tremor und tonisch-klonische Krämpfe. Der Tod tritt durch Atemlähmung und Herzversagen ein. Die tödliche Dosis wird bei Kindern mit 1-6 Samen und bei Erwachsenen mit 20 Samen angegeben. In der Literatur sind aber auch ein tödlicher Fall bei einem Samen bei einem Kind und einem Samen auch bei einem Erwachsenen bekannt. Für den klinischen Bereich ist die nekrosierende Wirkung von Ricin auf Magen- und Darmschleimhaut, Leber, Nieren, Milz und das lymphatische System relevant. Das ausgepresste Rizinusöl ist praktisch ungiftig. Das Ricin verbleibt in den eiweißreichen Pressrückständen und wird nach einer Erhitzung (= Entgiftung !) oft als Düngemittel oder Viehfutter benutzt. Intoxikationen entstehen oft bei Arbeitern, die nach der Arbeit mit Pressrückständen ungesäubert essen oder rauchen. Auch Kinder sind durch die Schmuckketten stark gefährdet. Der Wunderbaum kann schwere allergische Reaktionen mit Quaddeln und Schwellungen verursachen. Gelangt der Sameninhalt in das Auge kommt es zu einer nekrotisierenden Konjunktivitis. Die toxische Wirkung des Ricin hat auch schon das Interesse der britischen Armee geweckt, so dass es als Kampfgift in Erwägung gezogen wurde. Die ganzen Vorräte wurden aber wieder vernichtet. Trotz allem gilt Ricin als biologischer Kampfstoff! Im Herbst 1978 wurde Ricin für ein tödliches Attentat auf einen Exil-Bulgaren in London verwendet.

Fallbeschreibungen finden Sie hier:

Maßnahmen: Schon bei dem Verdacht einer Vergiftung mit dem Wunderbaum darf man nicht erst die Symptome abwarten, sondern sofortiges Erbrechen auslösen. Das Erbrochene ist auf eventuell vorhandene Samenschalen zu untersuchen. Es erfolgt die Gabe von medizinischer Kohle. Die Kreislaufstabilisierung und die Gabe von Diazepam bei Krämpfen erfolgt symptomatisch. Eine stationäre Beobachtung von 2 Tagen ist erforderlich.

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Copyright © 2007 Ralf Rebmann
Stand: 31. Oktober 2007

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