Conium maculatum L. Namen: Gefleckter Schierling, Bangenkraut, Blutschierling, Dollkraut, Erdschierling, Fleckenschierling, Mäuseschierling, Schwindelkraut, Stinkender Schierling, Tollkerbe, Vogeltod, Würgling. Historie: Die Toxizität der Pflanze ist schon sehr lange bekannt. Im antiken Griechenland wurde der Schierling zusammen mit Opium vom Staat als Suizidmittel ausgegeben. Bekannt wurde der Ausdruck Schierlingsbecher durch die Hinrichtung von Sokrates im Jahre 399 v. Chr. . Der genaue Vergiftungsverlauf wurde von Sokrates Schüler Plato aufgezeichnet und schildert den typischen Verlauf einer Intoxikation mit dieser Pflanze. Beschreibung: Das ein- bis zweijähriges Kraut hinterlässt nach dem Zerreiben einen lang anhaltenden, intensiven, scharfen und unangenehmen Geruch, der an Mäuseharn erinnert. Aus der spindelförmigen Wurzel entspringt der aufrechte, innen hohle und außen stark gerillte Stengel. Er trägt im unteren Teil rote bis dunkelbraune Flecken (Namensgebung !) und erreicht eine Höhe bis 2,5 m. Die scheidig gestielten Blätter haben eine dunkelgrüne Farbe und sind 3 bis 4fach gefiedert. In 10 - 20 strahligen Doppeldolden stehen die weißen und unscheinbaren Blüten. Als Samen entstehen zusammengedrückte, 3 mm lange, durch wellig gekerbte Rippen warzig erscheinende Früchte. Sie haben eine grünlich graue Färbung. Blütezeit: Juni - September Vorkommen: Die Heimat des gefleckten Schierlings ist Europa, Asien und Nordafrika, in Nordamerika und im westlichen Südamerika ist er eingeschleppt worden. In der Bundesrepublik findet man ihn an feuchten Stellen, an Ufern, an Hecken, an Zäunen, an Schutthalden, im Flachland und im Gebirge. Wirkstoffe: Das Hauptalkaloid ist das (+)-α-n-Propyl-piperidin, auch Coniin genannt. Es hat einen Anteil von 90 % der Gesamtalkaloide während das Conicein nur 9 % hat. Der höchste Gehalt von Coniin ist in den reifen Früchten mit 3,5 %, im Stengel 0,5 % und in den Blättern 0,25 % . Der Alkaloidgehalt schwankt im Laufe eines Jahres und nimmt beim Trocknen nur sehr langsam ab. Giftige Teile: Die ganze Pflanze ist sehr stark giftig. Wirkung: Intoxikationen entstehen durch die Verwechslung der Wurzel mit Meerrettich- und Petersilienwurzeln und den Samen mit Anis oder Fenchel. Die mittlere tödliche Menge (LD50) beträgt oral 10 mg/kg Körpergewicht und intravenös 3 mg/kg Körpergewicht. Diese Angaben sind reine Schätzwerte. Der genaue Wirkungsmechanismus der Gesamtalkaloide ist bis heute noch nicht geklärt. Insgesamt sind aber verflochtene Wirkung auf alle Teile des Nervensystem bekannt. Niedrige Dosen der Alkaloide führen zu einer Hemmung der Reflexe des Rückenmarks. An den unwillkürlichen Ganglien haben die Wirkstoffe den gleichen Effekt wie Nikotin. Eine Blockade der neuromuskulären Übertragung der Skelettmuskulatur ist bei einer größeren Menge der Alkaloide gegeben. Die ersten Symptome sind ein Brennen und Kratzen im Mund-, Rachen- und Halsbereich, Sehstörungen und eine allgemeine Schwäche. Bei höheren Dosen kommt es zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfällen, Schwindel und sporadischen Bewusstseinseintrübungen. Schluck- und Sprachstörungen kommen durch eine Lähmung der Zunge zustande. Aufsteigende Lähmungen des Zentralnervensystems sind charakteristisch für eine schwere Vergiftung. Die Lähmungen beginnen an den Füßen und setzen sich über die Beine, den Rumpf auf die Arme fort. Der Tod tritt nach 0,5-6 Stunden durch eine zentrale Atemlähmung ein. Maßnahmen: Hier muss sofort medizinischer Kohle verabreicht werden. Eine Intubation mit der darauf folgenden Beatmung kann lebensrettend wirken. Die Beatmung muss notfalls über mehrere Stunden zur Rettung des Patienten durchgeführt werden. Die eventuell auftretende Rhabdomolyse und die damit verbundene Blockade der Nierenkanäle, ist durch eine Anregung der Diurese zu therapieren. Bei einem Nierenversagen durch diesen Vorgang ist die Hämodialyse angezeigt. Prognose: Die Prognose einer Vergiftung ist ernst. Bei überstandenen Vergiftungen können die Schwächen und die Lähmungen noch sehr lange anhalten. |