Solanum dulcamara L.
Namen:
Bittersüßer Nachtschatten, Bittersüß, Hundbeere, Jelängerjelieber, Mäuseholz,
Mausholz, Pissranken, Rote Hundsbeere, Saurebe, Stinkteufel, Süßstoff,
Teufelsklatten, Waldnachtschatten, Wasserranke, Wolfsbeere.
Historie: Tödliche Vergiftungen mit der Pflanze sind in der Literatur beschrieben. Kinder benutzten den Saft der Pflanze zur Färbung der Lippen. Beschreibung: Die ausdauernde Kletterpflanze kann eine Höhe von 30 - 150 cm erreichen. In der Blütezeit kann man Blüten, unreife und reife Beeren gleichzeitig erkennen. Die Stengel sind im unteren Bereich holzig, im oberen krautig. Die Blätter haben eine herz-eiförmige Form mit zum Teil seitlich abstehenden spitzen Lappen. Die Blüten haben eine violette Farbe, sind radförmig, fünfzipflig, ca. 1 cm breit und stehen in einer Art Rispe. Als Früchte finden sich eiförmige, hängende Beeren, die unreif grün und reif glänzend rot sind. Sie haben am Anfang einen bitteren Geschmack, der sich nach süß wendet. Blütezeit: Juni - August Frucht: August - Oktober Vorkommen: Die Pflanze ist in Asien, Nordafrika und Europa heimisch. In Mitteleuropa ist sie häufig an Mooren, Ufern, Mauern, feuchten Gebüschen und Wäldern anzutreffen. Die weit verbreitete Pflanze ist in der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen zu finden. Wirkstoffe: Saponine und Solanin sind die Hauptwirkstoffe im bittersüßen Nachtschatten. Unreife Beeren sollen 0,33-0,66 % der Gesamtalkaloide in Trockensubstanz vorhanden sein. Giftige Teile: Die ganze Pflanze ist stark giftig. In der Gefährlichkeit wird die Reihenfolge reife Beeren < Sprossachse < Blätter < unreife, grüne Beeren angegeben. Wirkung: Mehrere schwere und tödliche Vergiftungen, meist bei Kindern, sind in der Literatur bekannt. Als tödliche Dosis werden 10 Früchte angegeben. Auf die Haut wirken die Stoffe der Pflanze reizend. Die Wirkstoffe der Pflanze zeigen erst eine erregende, später aber eine lähmende Wirkung auf das Zentralnervensystem. Oral aufgenommen ist ein brennen und Kratzen im Mund- und Rachenbereich, sowie eine Rötung der heißen und trockenen Schleimhäute bemerkbar. Übelkeit, Erbrechen sowie starke und mit Schmerzen begleitete Durchfälle zeigen sich. Der vergiftete Patient hat eine hochrote Gesichtsfarbe, Schwindelgefühl, Platzangst und weitere Angstzustände jeder Art. Zu den Bewusstseinsstörungen kommen Atemnot, Tachykardie, weite Pupillen, eine herabgesenkte Körpertemperatur und Reizungen oder sogar Entzündungen der Nieren. Die auftretenden Lähmungen führen zu einer unzureichenden Atmung. Der Tod erfolgt im Koma durch eine Lähmung der Atmung. Maßnahmen: Die Gabe von medizinischer Kohle ist die primäre Hilfe. Als spezifisches Antidot kann Physostigminsalicylat gegeben werden. Es wird aber in den seltensten Fällen notwendig sein. Die Dosis beträgt bei Kindern 0,5 mg und bei Erwachsenen 2 mg i.m. oder langsam i.v . Diese Medikamentierung darf nur unter Monitorkontrolle vorgenommen werden. Bei einem erneuten Auftreten der Symptomatik kann dieses Antidot nachinjiziert werden. Die eventuell auftretenden Krämpfe lassen sich gut mit Benzodiazepinen oder Barbituraten beheben. Bei Störungen der Atmung ist diese zu unterstützen. Prognose: Die Prognose der Vergiftung ist meist günstig. |